Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
eingeschlummert und wachte vom Verstummen des Motors auf.
»Wo sind wir?«
»Ungefähr zweihundert Kilometer vor Galin. Ich habe keinen Platz für unser Zelt gefunden, deshalb denke ich, sollten wir einfach im Auto schlafen. Finde ich eh besser, als im Zelt.«
Sie gähnte und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Ist mir recht. Was machen wir, wenn wir in Galin sind?«
Darüber hatte ich nachgedacht, während sie im Schlaf neben mir gequasselt hatte.
»Ich dachte du könntest Ryan vielleicht fragen, ob er jemanden vom Widerstand dort kennt. Die haben sicherlich schon das Haus vom Orden gefunden. Dann hätten wir einige Stunden gespart.«
»Mach ich.«
Sie zog sofort ihr Handy aus der Tasche und fing an eine SMS zu tippen. Währenddessen packte ich unsere Decken aus und holte eine Dose Ravioli. Sie hingen mir langsam zum Hals heraus, aber ich hatte keine Lust, mich jetzt an einem Feuer zu versuchen. Ich reichte Keira wortlos eine Gabel. Wir stocherten in der Dose herum und warteten, dass ihr Handy vibrierte. Obwohl ich auf das Erklingen des Tons lauschte, zuckte ich dennoch zusammen.
»Er kennt jemanden. Sein Name ist Chris Reeden. Er hat mir seine Nummer geschickt. Wir sollen uns bei ihm melden, sobald wir in Galin sind.«
»Gut, das ist schon mal eine große Hilfe. Ich weiß immer noch nicht genau, was und wo dieser Seelentropfen sein soll.«
»Denkst du denn, wir werden das in Galin herausfinden?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich habe keine Ahnung. Aber mein Großvater hat den Seelentropfen in seinem ersten Brief erwähnt, also denke ich, dass wir früher oder später auf ihn stoßen werden. Ich glaube, das ist das Ziel dieser irrwitzigen Reise.«
Einen Moment lang sagte Keira nichts.
»Was meinst du kann dieser Seelentropfen?«
Ich hörte die winzige Spur von Hoffnung. Dieselbe Hoffnung, die auch mich antrieb.
»Ich weiß es nicht. Ich wünschte ich wüsste nur ein wenig, dann würde ich mich wenigstens nicht mehr fühlen, als würde ich komplett im Dunklen tasten. Das ist echt nervig.«
Den Rest des Abends verbrachten wir mit wilden Spekulationen, was dieser Seelentropfen sein könnte. Erst, als ich immer länger brauchte, um zu antworten und meine letzten Worte fast schon lallte, stellten wir unser Gespräch ein und verkrochen uns tiefer in unsere Decken. Ich schlief so gut wie schon lange nicht mehr. Klar, ein Autositz war kein Kingsize Bett, aber er war bequem genug. Ich träumte erneut. Dieser Traum verweilte jedoch bei der schimmernden Gestalt des Mannes. Ich hätte gerne noch ewig weiter geschlafen, allerdings machte mir Keira das unmöglich. Sie kitzelte mich penetrant mit einem Grashalm.
»Keira, lass das!«, murmelte ich schlaftrunken.
»Nein, du hast jetzt lang genug geschlafen. Es ist zehn. Viel länger lässt es sich nicht mehr verantworten.
»Ach ja und seit wann bist du wach?«
Sie lachte und kitzelte mich erneut.
»Nicht lange. Aber wir sollten echt los. Du fährst.«
Ich grummelte missmutig und kletterte auf den Fahrersitz. Das Gute am Schlafen im Auto war, dass man kein Zelt abbauen musste und einfach losfahren konnte. Der Mustang sauste über die unbefestigte Straße und zog eine anhaltende Staubwolke hinter sich her. Der Tag war so warm, dass wir die Fenster herunterkurbeln mussten, um es im Auto auszuhalten. Im Gegensatz zu dem furchtbaren Gewitter war es schon fast bizarr, dass es nur zwei Tage später so warm und wolkenlos war. Fünfzig Kilometer vor Galin tauschten Keira und ich. Ich wollte in die Seelensicht wechseln, um zu verhindern, dass wir blind in Seelenjäger hineinrannten. Vorerst waren keine in gefährlicher Nähe.
Galin war eine viel größere Stadt als Furn. Sie hatte ungefähr hundertvierzigtausend Einwohner. Nach Solem also die zweitgrößte Stadt Alaniens. Es war klar, dass hier viele Seelenjäger unterwegs waren, aber im Moment waren keine in unserer unmittelbaren Umgebung. Ich würde wirklich aufpassen müssen. Sicher konnte man hier in der Menschenmenge so gut wie unsichtbar werden, allerdings wusste ich nicht, wonach die Seelenjäger ihre Opfer aussuchten.
»Hast du Chris Reeden schon geschrieben?«
Keira schüttelte neben mir den Kopf.
»Ich dachte wir suchen uns vielleicht erst ein Hotel.«
Eigentlich sprach nichts dagegen. Zumindest fiel mir jetzt gerade nichts ein.
»Okay, ich würde sagen wir suchen eines, das in der Nähe der Altstadt liegt und wieder ein eigenes Parkhaus hat. Du musst zugeben, dass das wirklich hilfreich
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