Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
einem heiteren Schritt der Spitze entgegen.
»Ich weiß es nicht. Sonst hätte ich ja nicht gefragt. Ich bin hier noch nie gewesen.«
»Wohin geht ihr als Nächstes?«
Der plötzliche Themawechsel verwirrte mich und warf mich für einen Moment aus der Bahn.
»Äh… nach Solem«, stammelte ich nervös.
Seine abrupte Reaktion verwirrte mich noch mehr. Er blieb wie angewurzelt stehen und wirkte so wie eine Statue uralter Meister.
»Was ist?«, fragte ich unsicher.
»Ihr könnt nicht nach Solem.«
Er trat einen raschen Schritt auf mich zu, nur um dann erneut zu Stein zu erstarren. Ich konnte sehen, wie er mit sich rang und wie ich, gegen ein inneres Bedürfnis mir nahe zu sein, kämpfte.
»Warum nicht? Es ist schon alles organisiert.«
»Weißt du denn nicht, was Solem ist? «
Ich schüttelte schüchtern den Kopf. Sein plötzlich aufbrausendes Gemüt war mir nicht geheuer.
»Solem ist die Stadt des Zirkels. Dort haben sie ihren Hauptsitz. Dort wohnt ihr höchster Anführer. Sie nennen ihn den Priester. Nach Solem zu gehen, ist genauso als würdest du dich von dieser Klippe stürzen. Es ist Selbstmord. Janlan, dort ist es gefährlich. Nirgends hat der Zirkel mehr Einfluss und Anhänger. Gibt es eine Möglichkeit, dass ihr dort nicht hingeht?«
Ich sah die Besorgnis ganz deutlich in seinem Gesicht und hätte am liebsten etwas gesagt, das ihn beruhigte, aber das konnte ich nicht.
»Craig… Ich muss nach Solem. Tut mir leid.«
Ich senkte den Blick, da ich seinen gequälten Ausdruck nicht sehen wollte. Ich kannte ihn vielleicht erst seit wenigen Tagen und das auch nur in meinen Träumen, aber es fühlte sich an als wäre er mindestens genauso lange ein Teil meines Lebens wie Keira.
Plötzlich dachte ich die Erde würde unter meinen Füßen beben, bis ich das weit entfernte Flüstern von Keiras Stimme hörte. Müde öffnete ich die Augen, nicht ohne Craigs Gesicht immer noch vor mir zu sehen. Ich hatte nicht aufwachen wollen, aber was anderes blieb mir ja nicht übrig. Keira war so hartnäckig, dass ich mich nicht einmal von ihm verabschieden konnte.
»Janlan, der Wagen ist in zehn Minuten da.«
Sie hatte bereits unsere Taschen an die Tür des Zimmers gestellt und auch sonst alles erledigt, was noch zu tun übrig gewesen war. Ich rieb mir die Augen und zwang mich wach zu werden. Der kurze Schlaf hatte meine Kopfschmerzen ein wenig gelindert, obwohl ich mich rein vom Bewusstsein so fühlte, als hätte ich eine schnelle Reise zu dieser Klippe gemacht.
Es war derselbe Fahrer, der uns wieder vor dem Eingang des Hotels erwartete. Mit einem leicht wehmütigen Ausdruck blickte ich zum Parkhaus, indem immer noch mein eisblauer Mustang stand. Er würde da wohl eine ganze Weile bleiben oder zumindest irgendwo hier in Galin. Wir fuhren zu einem freien Feld direkt am Rande der Stadt. Der Hubschrauber stand bereits dort mit rotierenden Rotorblättern. Wir mussten uns gegen die heftigen Windböen stemmen, als wir mit unseren Taschen auf den Rücken, zu ihm liefen. An der Seite des Hubschraubers stand eine junge Frau in voller Fliegermontur. Aus ihrem Helm lugte ein schwarzer, langer Zopf heraus. Ihre blauen Augen sahen uns freundlich an. Ich versuchte sie zu begrüßen und mich vorzustellen, aber der Lärm des Motors machte es unmöglich. Mit ein paar Handbewegungen verstaute sie unser Gepäck und reichte uns ebenfalls Helme und Kopfhörer.
»Hallo, ich bin Stefanie«, erklang ihre Stimme an meinem Ohr, als ich den Helm endlich richtig aufhatte. Das Headset oder wie auch immer man das hier nannte, ermöglichte es mir mich jetzt endlich vorzustellen.
»Freut mich Stefanie. Ich bin Janlan und meine Freundin heißt Keira. Ich danke dir, dass du uns nach Solem fliegst.«
Sie winkte ab und erhob den Hubschrauber gekonnt in die Luft.
»Wann werden wir in Solem ankommen?«
In meinem Magen kribbelte es, als ich spürte, wie mein Körper von der Schwerkraft entlassen wurde. Ich war noch nie zuvor in einem Hubschrauber geflogen und spürte, dass ich doch ein wenig aufgeregt war. Wieder erklang Stefanies Stimme direkt an meinem Ohr.
»Wir sollten gegen acht Uhr dort ankommen. Ich hoffe das ist euch recht.«
»Bestens. Vielen Dank«, antwortete ich, wobei ich lauter in das Mikrofon sprach, als ich wahrscheinlich musste. Die sechs Stunden vergingen im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Während der ganzen Zeit sah ich auf die Landschaft unter uns und hatte Wachträume von Craigs silbriger Gestalt. Ich wünschte mir so
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