Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
sehr zu wissen, welche Farbe seine Augen und Haare hatten. Nur am Rande bekam ich belanglose Gesprächsfetzen zwischen Keira und Stefanie mit. Der Himmel färbte sich bereits rot, als der Hubschrauber schwer auf dem weichen Gras aufsetzte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich der Erde wieder verhaftet zu sein. Überrascht stellte ich fest, dass am Rande des Feldes ein VW-Polo geparkt war. Ich konnte niemand hinter dem Steuer erkennen. Verwundert und zugleich beunruhigt sah ich zu Keira. Sie hingegen wirkte völlig entspannt. Nicht gerade was ich erwartet hatte. Ich dachte sie würde bei diesem unerwartetem Ereignis bereits ihre Schwerter in Händen halten. Als sie mein verwirrtes Gesicht sah, fing sie an zu lachen.
»Ich habe wohl vergessen dir zu sagen, dass Daniel uns auch ein Auto organisiert hat. Der Schlüssel müsste stecken.«
Verärgert schubste ich sie leicht an der Schulter, bevor ich mich mit einem Winken von Stefanie verabschiedete, die bereits wieder in ihrem Hubschrauber saß. Wie Keira sagte, steckte der Schlüssel im Zündschloss. Ich verstaute unsere Taschen im Kofferraum.
Daniel hat, wie es aussieht, auch schon ein Hotelzimmer für uns besorgt. Hier ist eine Keycard. Und im Navigationssystem ist das dazugehörige Hotel eingegeben. Ich war nicht gerade wenig beidruckt. So viel Hilfe und Entgegenkommen hatte ich nicht erwartet. Wahrscheinlich war das Hotelzimmer bereits bezahlt, auch wenn das absolut unnötig gewesen wäre. Keira ließ sich von der zarten Frauenstimme durch die große Stadt lenken.
Ich saß auf dem Beifahrersitz und war tief in die Seelensicht versunken. Craig hatte recht behalten. In Solem wimmelte es von Seelenjägern. Eine Tatsache, die mich wirklich nervös machte. Allerdings hoffte ich auch, dass die Masse an blauen Punkten, Keiras und meine Seelenenergie vorerst verstecken würde. Immerhin war kein Seelenjäger direkt in unserer Nähe. Der Nächste war drei Querstraßen entfernt. Ich sagte Keira nichts. Sie würde sich nur unnützerweise viel zu viele Sorgen machen und mich wahrscheinlich überreden Solem sofort zu verlassen. Das wäre unserer Sache dann sicherlich nicht besonders dienlich gewesen. Außerdem lebten ja noch ganz normale Menschen hier, was hieß, dass hier die Jäger nicht permanent auf der Jagd waren. Ich vermutete, dass sie hier eher ihrem Glauben nach kamen, als ihrem Jagen. Vielleicht konnte man soweit gehen und sagen, dass Solem die sicherste Stadt war, um nicht gejagt zu werden. Aber diese Theorie musste ich erst einmal beweisen.
Das Hotel lag zentral in der größten Einkaufsstraße. Ein genialer Schachzug, wie ich fand. Hier waren die meisten blauen Seelenenergien angesammelt. Daniel hatte wirklich vorausgedacht. Das Hotel selbst war auch nicht zu verachten. Ich nahm an, dass es eines der Teuersten in ganz Solem sein musste. Wieder bedankte ich mich in Gedanken bei Daniel. Nur wichtige Leute würden in solch einem Hotel absteigen und das bedeutete, dass die Seelenjäger hier nicht jagen würden, außer sie hatten ein festes Ziel. Alles andere hätte viel zu viel Aufsehen erregt. Auch wenn jeder wusste, was der Zirkel tat, so versuchten sie dennoch ihr Handeln so unauffällig wie möglich zu halten. Wir hatten eine der größten Suiten im obersten Stockwerk. Zu ihr gehörte sogar ein perfekt gepflegter Dachgarten, der einen Blick über die gesamte Stadt ermöglichte. Es war einfach atemberaubend.
»Beeindruckend oder?«, Keira stand neben mir an der Brüstung. Unsere Taschen hatten wir sofort erstaunt fallen lassen, als wir in die Suite traten.
»Ziemlich«, war meine knappe, aber ernst gemeinte Antwort. Erleichtert hatte ich festgestellt, dass in unserem Hotel kein einziger Anhänger des Zirkels zu wohnen schien. Jede einzelne Seelenenergie war von einem schwachen Blau. Ich fragte mich ob Daniel das auch gewusst hatte oder dies nur ein glücklicher Zufall war. Gemeinsam mit Keira beobachtete ich wie die letzten roten Sonnenstrahlen hinter einem weit entfernten Hochhaus verschwanden. Für heute würden wir diese Suite nicht mehr verlassen. Hier war es sicher, ganz im Gegenteil zu den schwarzen Straßen weit unter uns.
Besuch aus der Vergangenheit
Ich fühlte mich merkwürdig benommen, als ich am nächsten Tag erwachte. Naja, Tag traf es nicht ganz, da der Mond immer noch klar über der Dachterrasse zu sehen war. Keira schlief noch tief und fest, was mir ihr unglaublich lautes Atmen verriet. Leise kramte ich nach meinem Pulli und öffnete
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