Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Rätsel richtig zu deuten. Ich habe es versucht. Viele Jahre lang, aber ich konnte nicht aus ihnen schlau werden.«
Super. Ich war die Einzige. Das machte die ganze Sache nicht unbedeutender. Was würde bitte passieren, wenn ich dieses blöde Amulett nicht fand?
»Du bist also Paul Ericson. Das Phantom, das kaum einer persönlich kennt. Hast du irgendwelche Pläne, von denen ich besser wissen sollte? Oder schickst du mich einfach weiter ins Ungewisse und hoffst, dass ich die alten, verstaubten Reime löse. Und was dann, Großvater? Was ist, wenn ich das Amulett finden sollte, was soll ich dann damit tun? Wie soll es das Gleichgewicht wiederherstellen? Wie soll ICH das bewirken?«
Er lächelte. Ich stellte ihm Fragen, die anscheinend über Leben und Tod entschieden und er lächelte.
»Das wirst du alles schon noch herausfinden. Bis jetzt hast du dich ja auch ganz gut geschlagen und Keira ist wohl die beste Schützerin, die ich je gesehen habe.«
Dass er Keira ansprach, machte mich wieder einen Tick wütender.
»Wusstest du, dass Keira in all das hier durch mich hineingezogen würde? Hast du mich deshalb bedenkenlos alleine zurückgelassen, weil Keira ja da war?«
Er zögerte. Offensichtlich fürchtete er meine Reaktion.
»Um die Wahrheit zu sagen, ja. Ich wusste, dass Keira deine Schützerin ist. Ich wusste, dass sie, sobald du großen Schmerz erlebst oder dir Gefahr drohte, in dein Leben treten würde. Sie ist wie du die zehnte Generation an Schützern. Sie ist ebenso viel mächtiger, wie du es bist. Kein Alverra oder Kanterra kommt an die Macht heran, die ihr zwei habt... Allerdings hatte ich nicht im Geringsten geahnt, dass euch eine so tiefe Freundschaft verbinden würde. Ich kann mich nicht erinnern, wann das in der Geschichte von Seelensehern und Schützern der Fall gewesen sein sollte.«
»Tja ich brauchte irgendjemanden, dem ich vertrauen konnte. Keira ist mehr als eine Freundin. Sie ist meine Schwester und meine einzige Familie.«
Meine bissige Antwort hatte ihre Wirkung. Ich sah, wie seine Seelenenergie zuckte, als hätte sie einen Stoß ins Herz erlitten. Es tat mir nicht besonders leid. Er konnte wohl kaum erwarten, dass ich ihm so schnell vergab.
»Gibt es eine Möglichkeit, die Seelengeister wieder mit ihren Körpern zu vereinen?«
Meine Gedanken waren unweigerlich zu Craig gewandert und dann zu Lorelei. Ich hatte mein Versprechen an Keira nicht vergessen. Das Funkeln trat wieder zurück in seine Augen.
»Ich denke, genau das ist deine Aufgabe. Du musst das Gleichgewicht wiederherstellen. Die Seelengeister, die über die Erde wandern, stören das Gleichgewicht. Und diejenigen, die von den Seelensammlern gefangen werden, werden vom Zirkel benutzt, um es weiter zu stören. Wenn dieser Riss im Gleichgewicht weiter wächst, wird es unmöglich sein für eine Seele an ihrem Körper gebunden zu bleiben. Die Welt wird sich ins Gegenteil kehren. Nur noch Seelengeister werden sie besiedeln und das bedeutet kein Leben mehr. Zumindest kein Leben mehr, wie wir Menschen es bezeichnen würden. Seelengeister sind unsterblich. Danach trachtet der Zirkel. Sie wollen die Unsterblichkeit. Und Ewige erreichen sie nur, wenn es niemanden mehr gibt, der das Gleichgewicht wiederherstellen kann und ihnen somit jederzeit ihr unsterbliches Leben nehmen könnte. Deshalb haben sie den Orden ihrer Meinung nach ausgelöscht. Sie wollen erst unsterblich werden, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, sie wieder sterblich zu machen.«
Das war eine lange Rede gewesen. Gefüllt mit Informationen, die mir bis jetzt gefehlt hatten. Das trieb also den Zirkel an. Das wollten sie mit ihren Taten erreichen. Ich hatte nie genau gewusst, was ihr Ziel war. Und jetzt, da ich es wusste, fühlte ich mich nicht wohler in meiner Haut. Die Vorstellung von einer Welt, über die nur Seelengeister wanderten, ließ mich erschaudern. Es war eine schreckliche Vorstellung. Es würde sein, als würde der Tod selbst über die Erde laufen. Das war immer gemeint, wenn gemunkelt wurde, dass der Zirkel dem Tod selbst diente und ihn in unsere Welt holen wollte.
»Verstehst du deine Aufgabe jetzt besser, Janlan?«
Ich nickte. Ich konnte nichts sagen, so beschäftigt war ich noch mit der Tragweite, die mein Scheitern mit sich bringen würde. Eine Welt aus lebenden Toten. Wieder lief mir ein Schauer des Grauens über den Rücken.
»Ich hätte mich mit dir eigentlich nicht treffen dürfen. Dass du weißt, wer ich bin und wie ich aussehe, bringt dich nur
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