Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
lange dauern. Ich kann es nicht garantieren, aber ich glaube nicht, dass er ungebeten hier eindringen kann.«
»Beim letzten Mal hatte er damit kein Problem.«
»Beim letzten Mal hatte er deine Hilfe«, erinnerte er sie.
»Und jetzt hat er den Talisman. Ist das nicht dasselbe?«
»Nicht mal ansatzweise. Er hat den Talisman, aber um seine Macht anzuzapfen braucht er dich. Außerdem ist dieses Haus eine magische Festung. Taggart war schwer beschäftigt, Schutzzauber zu errichten, die die Restenergie im Haus verstärken. Er sagt, die Energien hier haben eine schützende Funktion, und das ergibt beim Haus einer Zauberin auch Sinn. Deine Großmutter hat dieses Haus rigoros bewacht. Besonders den Turm.«
»Das war Grans Lieblingsplatz für Magie«, erklärte sie, und ein winziges Lächeln hob ihre Mundwinkel. »Sie hatte dort all ihre Sachen.«
»Wahrscheinlich ist er auch der sicherste Platz für dich … aber ich verstehe, wenn du nicht bereit bist, dort hochzugehen«, fügte er schnell hinzu, als ihr Lächeln in sich zusammenfiel. »Du findest deinen Koffer im Gästezimmer im ersten Stock, einen Fernseher im Wohnzimmer, und es gibt jede Menge zu Essen, falls du Hunger hast.«
»Das klingt gut. Letzte Nacht ist mir zufällig aufgefallen, dass es so gut wie nichts gab«, gestand sie mit einem Achselzucken. »Was soll ich sagen. Mein Job ist es, neugierig zu sein. Ich glaube nicht, dass ich jemals jemanden gekannt habe, der nicht wenigstens ein Glas Erdnussbutter und ein paar trockene Cracker im Haus hatte.«
»Es ist einfacher, mir etwas liefern zu lassen, wenn ich etwas will. Aber bei dem momentanen Risiko war ich der Meinung, dass es keine gute Idee wäre, Fremde kommen und gehen zu lassen. Du findest bestimmte etwas, was dir schmeckt. Ich habe deine Großmutter um eine Liste deiner Lieblingsspeisen gebeten.«
»Danke. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas essen kann. Mein Magen ist … nervös.« Sie tigerte ein paar Schritte durch den Raum, dann wirbelte sie wieder zu ihm herum. »Machst du dir Sorgen?«
»Nein.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und musterte sein Gesicht, anscheinend, um zu entscheiden, ob sein Selbstvertrauen echt war. »Was dann?«
Er zögerte nicht. »Ich bin bereit. Bin ich wirklich. Ich habe davon geträumt … Pavane noch einmal zu begegnen. Als es passiert war, habe ich zuerst nicht geglaubt, dass er in Bezug auf den Fluch die Wahrheit gesagt hat. Unsterblichkeit? Jeder weiß, dass das unmöglich ist. Als klar wurde, dass es stimmte, war ich erst einmal glücklich mit der Vorstellung, für immer zu leben.« Er schüttelte den Kopf, als er sich daran erinnerte, wie kurz diese Phase und wie kurzsichtig er gewesen war.
»Dann fing ich an, Leute zu verlieren, die mir etwas bedeuteten, jeden, der mir etwas bedeutete, und andere fingen an, mich seltsam anzuschauen und sich zu fragen, warum sie sich veränderten und alterten und ich nicht. Verdammt, ich war gesünder und schneller und stärker als je zuvor. Ich versuchte, dem Misstrauen und den Fragen zu entgehen, indem ich von Ort zu Ort zog und jeder Bindung aus dem Weg ging. Es dauerte nicht lange, bis ich allem aus dem Weg ging – und jedem.«
»Du hattest niemanden, dem du die Wahrheit erzählen konntest?«, sagte Eve.
»Hattest du jemanden?«
Sie wandte den Blick ab. »Ich dachte einmal, ich hätte jemanden. Ich hatte mich in ihm geirrt.« Sie sagte es ohne Bitterkeit. Der Schmerz der alten Wunde war kaum noch zu spüren. »Es ist ziemlich viel verlangt, dass jemand das alles glaubt, und dann soll er auch noch damit umgehen können. Von jedem normalen Menschen, meine ich.«
Er nickte und atmete tief durch. »Ich konnte kein normales Leben leben. Und ich wollte nicht als Zirkusattraktion oder Forschungsobjekt in einem Labor enden. Als ich schließlich verzweifelt genug war, zu Pavane zu gehen, um ihn anzubetteln, den Fluch rückgängig zu machen, war es zu spät. Er war tot … und mein Leben war für immer vermasselt. Wortwörtlich.« Er nahm einen Schluck Wein, und plötzlich bemerkte er, wie viel er preisgegeben hatte. Noch etwas, was er sonst nie tat.
»Ich habe lange Zeit gewartet, um es Pavane zurückzuzahlen. Also ja, ich bin bereit.« Er ging zu ihr und umfasste ihre Schultern. »Und du ebenso.«
***
Eve war zu nervös, um zu essen oder sich hinzusetzen. Sie wanderte ruhelos durch das Haus, schaute durch die Fenster und machte einen großen Bogen um die Tür zu Hazards Arbeitszimmer. Sie hatte bereits
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