Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
machen.«
»Ich hätte an all das denken sollen«, rief sie aus und schüttelte den Kopf.
Er streckte den Arm aus und legte seine Hand kurz auf ihre. Die Wärme und Stärke, die Eve fühlte, lösten in ihr den Drang aus, sie zu packen und sich daran festzuklammern.
»Sei nicht so hart zu dir selbst«, sagte er. »Du hattest heute andere Dinge im Kopf.«
»Das ist keine Entschuldigung dafür, nachlässig zu sein. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihnen etwas zustieße. Ich würde es mir nie verzeihen …«
Sie stoppte sich selbst. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Selbstbeschuldigungen. Ihnen war nichts passiert, und jetzt standen die Chancen gut, dass es auch so blieb. Und das hatte sie Hazard zu verdanken.
»Hey, Hazard«, sagte sie.
»Ja?«
»Danke, dass du dich um sie gekümmert hast.«
Er nahm die Augen gerade lange genug von der Straße, um ihr kurz in die Augen zu sehen. »Gern geschehen.«
Keiner von beiden lächelte.
»Hättest du gern ein Glas Wein?«, fragte Hazard sie, kurz nachdem sie im Haus angekommen waren. Sie waren beide ein wenig unruhig, ein wenig zu höflich zueinander. Die letzte Nacht hatte alles verändert. Er kämpfte immer noch mit den Ausmaßen dieser Veränderung, und er vermutete, dass es Eve ebenso ging. Und dann lauerte im Hintergrund noch die ständige Bedrohung durch Pavane. Es war genug, um jeden unruhig zu machen.
Eve schenkte ihm einen trockenen Blick. »Netter Versuch. Auf den Satz bin ich gestern Nacht reingefallen, erinnerst du dich?«
»Ich erinnere mich an gestern Nacht.«
Eine Untertreibung, dachte er. Den ganzen Tag über hatte die Erinnerung an die letzte Nacht fast alles andere aus seinem Kopf verdrängt. Und nun war es ihm peinlich, wie verbohrt er gewesen war und am Ende alles in den Sand gesetzt hatte.
»Ich muss dir etwas erklären«, sagte er. »Ich war gestern Nacht wütend … auf mich selbst. Weil ich zugelassen habe, dass ich dir zu nahe komme. Ich wusste es besser und habe es trotzdem geschehen lassen, und ich war wütend. Ich hätte es nicht an dir auslassen sollen, aber auch wenn das wahrscheinlich nicht weiterhilft, ich habe versucht, das Richtige zu tun.«
»Indem du unhöflich warst?«
»Indem ich dich abschrecke.«
Sie lächelte nicht, aber in ihren grünen Augen funkelte etwas, was vielleicht Amüsement war. »Und heute Abend?«
»Heute weiß ich, dass du dich nicht so leicht abschrecken lässt. Eve, wie ich dich behandelt habe, tut mir leid.«
»Entschuldigung angenommen. Es war insgesamt eine seltsame Nacht.«
»Und heute Abend habe ich wirklich Wein. Vorausgesetzt, Taggart hat daran gedacht, welchen zu kaufen, nachdem er den Koffer abgeliefert hat und bevor er zu seiner Tour durch die verrufenen Anderwelt-Kneipen aufgebrochen ist, um sich nach Neuigkeiten über Pavane umzuhören. Ich sehe mal nach«, fügte er hinzu und ging Richtung Küche.
Eve folgte ihm. »Er ist allein losgezogen, um Pavane zu suchen? Ist das nicht gefährlich?«
»Taggart kann sich ganz gut um sich selbst kümmern. Wir sollten nur nicht damit rechnen, ihn vor dem Morgengrauen wiederzusehen«, sagte er und schaute sich um, bis er schließlich eine Kiste Wein auf der hinteren Veranda entdeckte.
Er trug sie in die Küche, öffnete sie und stellte fest, dass er mit Taggarts Auswahl durchaus zufrieden war. Er zollte Taggart nicht genug Anerkennung, dachte er. Ab morgen würde er versuchen, es besser zu machen.
Er erstarrte, den Korkenzieher in der Hand. Ab morgen? Seit wann dachte er über morgen nach? Niemals. Zumindest nicht mehr seit über einem Jahrhundert, und das war schon ziemlich nah an niemals. Es war nur eines von vielen Dingen, die er niemals tat. Er schloss nie neue Freundschaften, stellte niemals die Interessen von jemand anderem über seine eigenen, lief niemals fröhlich summend durch die Gegend. Aber in den letzten vierundzwanzig Stunden hatte er das alles getan.
Was passierte mit ihm?
Verunsichert zog er einige Flaschen aus der Kiste und ließ Eve eine aussuchen. Sie sah auf und lächelte ihn an. Und er konnte nicht mehr behaupten, die Antwort auf seine Frage nicht zu kennen.
Eve. Eve passierte ihm.
Er goss zwei Gläser des Pinot Noir ein und gab ihr eins.
»Ich muss mich für ein paar Minuten entschuldigen, um einen Anruf zu erledigen.«
Sie stellte ihr Weinglas ab, ohne davon getrunken zu haben. »Ich dachte, wir sollen zusammenbleiben für den Fall, dass Pavane auftaucht.
»Wir sind nah genug zusammen, und es wird nicht
Weitere Kostenlose Bücher