Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
Lifttür aufhielt, und im nächsten Moment stand ein großer Blumenkübel an ihrer Stelle. Mit wenigen Schritten umrundete er die Pflanze, um nach ihr zu suchen. Sie war nirgendwo zu sehen, und als er einen Blick nach hinten warf, war auch der Farn verschwunden.
Als ihm klar wurde, dass er getäuscht worden war, wurde er wütend … er hatte sich von einem verdammten Tarnzauber täuschen lassen. Es musste ein Tarnzauber gewesen sein, eine Art von magischer Verkleidung, die Magier benutzten, um die Dinge anders erscheinen zu lassen, als sie wirklich waren. Er dachte an den Moment direkt vor Eves Verschwinden zurück und erinnerte sich an die alte Frau, die sie gebeten hatte, den Aufzug anzuhalten. Der Farn war offensichtlich eine Illusion gewesen, und die alte Frau hätte jeder sein können … Pavane selbst oder auch jemand, den er engagiert hatte, um seine Befehle zu befolgen. Sie war ihm harmlos erschienen, was allerdings überhaupt nichts bedeutete.
Er fluchte leise, fassungslos über seine mangelnde Wachsamkeit. War die Frau allein gewesen? Er glaubte schon, aber er hatte auch eine vage Erinnerung an ein paar Männer in Arbeitskleidung ein Stück weiter weg. Er hoffte inständig, dass er unrecht hatte. Es würde die Sache um einiges komplizierter machen, wenn Pavane Hilfe hatte.
Er verspürte den Drang, etwas zu zerschlagen oder, noch besser, jemanden umzubringen. Als er begriffen hatte, dass Eve verschwunden war, war er innerlich eingefroren. Aber jetzt kochte er. Wut und Frustration waren sehr vertraute Gefühle. Aber Angst, diese besondere Art von Angst, die gerade seine Brust zum Schmerzen brachte und es ihm fast unmöglich machte zu atmen, war etwas, was er so lange nicht mehr empfunden hatte, dass er vergessen hatte, wie verletzlich man plötzlich sein konnte, wenn man zuließ, dass einem jemand so viel bedeutete.
Er machte sich Sorgen um sie. Sorgen darum, wo Pavane – und es musste Pavane sein – sie hinbrachte und was er dann mit ihr vorhatte. Eve war auf keinen Fall hilflos. Sie war mächtig, mächtiger als ihr bewusst war, aber Pavane hatte Erfahrung und das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Er hatte jeden Schritt vorausgeplant. Er würde ihren Widerstand vorhersehen und bereit sein, damit fertigzuwerden. Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf, und erst, als ein stechender Schmerz ihn durchschoss, wurde ihm klar, wie fest er die Zähne aufeinanderbiss. Er zwang sich dazu, sich zu entspannen und tief durchzuatmen.
Panik würde sie nicht zurückbringen, und es brachte auch nichts, hier herumzustehen und sich auszumalen, was er Pavane antun würde, falls er sie verletzen sollte. Es war besser, sie zu finden, bevor er überhaupt die Chance dazu hatte. Hazard ignorierte die schwarze Kälte, die sich in ihm ausbreitete, und bemühte sich, nachzudenken. Sie zu verfolgen würde zu lange dauern und wäre vielleicht sogar unmöglich. Bei Magie hatte nie jeder die gleichen Chancen. Er brauchte Hilfe. Als Erstes kam ihm Taggart in den Sinn, doch als er auf sein Auto zuging, wurde sein Kopf klar, und ihm fiel jemand anderes sein. Jemand, der Grund hatte, Pavane fast so sehr zu hassen wie er, jemand, bei dem Hazard nicht daran zweifelte, dass er alles tun würde, um den schwarzen Hexer aufzuhalten.
Eve öffnete die Augen. Zumindest dachte sie, sie wären offen. Um sie herum war es so dunkel, dass sie sich nicht sicher sein konnte. Dunkel und stickig und eng. Und es stank. Sie atmete durch. Öl. Das war der Geruch. Motoröl. Sie lag im Kofferraum eines Autos.
Der Kofferraum eines Autos!
Panik drohte sie zu überschwemmen. Sie atmete flach und schnell. Jeder Gangsterfilm, den sie je gesehen hatte, und Jahre der Berichterstattung über Verbrechen verrieten ihr, dass in einem Kofferraum eingeschlossen zu sein selten ein gutes Ende nahm.
Ruhig, ruhig, ermahnte sie sich selbst und zwang sich dazu, tief und langsam zu atmen, um ihre Nerven zu beruhigen. Wie zur Hölle war sie hierhergekommen? Ihre letzte Erinnerung war, wie sie aus dem Aufzug getreten war. Mit Hazard. Konnte es sein Kofferraum sein? Hatte er sie unter Drogen gesetzt? Oder sie bewusstlos geschlagen, bevor er sie im Kofferraum verstaut hatte? Verlor sie den Verstand? Natürlich war es nicht Hazards Kofferraum. Er hatte keinen Grund, sie zu entführen. Und er würde ihr niemals weh tun. Das wusste sie so sicher wie sie den Weg nach Hause kannte.
Es gab einen viel offensichtlicheren Kandidaten für die Rolle des Bösewichts: Pavane.
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