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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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zu schieben, um euch an den Händen zu nehmen, während ihr die Treppe hinuntergingt, aber du hast dich vor sie gestellt, selbst die Hand deiner Schwester genommen und bist mit hocherhobenem Haupt die Treppe hinuntergegangen. Und nur für einen Moment hat die Kamera exakt das eingefangen: ihr beide abseits von allen anderen, zusammen und doch allein. Ein Kind, das ein Kind beschützt.« In seiner Stimme lagen die verschiedensten Gefühle, und er packte ihre Hand fester, während er kurz den Kopf senkte und seine Stirn an ihre legte. »Das warst du: ein Kind. Dieses verängstigte, einsame Kind hat ein paar harte Entscheidungen getroffen und bei jeder einzelnen bist du geblieben.«
    Er zog sich wieder zurück, um ihr mit einem leisen Lächeln in die Augen zu sehen. »Deswegen konnte ich es nicht gut sein lassen. Du hast fast dein gesamtes Leben damit verbracht, für andere Leute nach der Wahrheit zu suchen, Eve. Ich habe beschlossen, dass es an der Zeit ist, dass jemand dasselbe für dich tut.«
    Ein Ping kündigte den Aufzug an. Eve biss sich auf die Lippe. Seine Worte hatten eine Flut von Gefühlen in ihr ausgelöst, und ihr standen die Tränen in den Augen. Aber noch bevor sie fließen konnten, lenkte Hazard sie mit einem von diesen verdammt eleganten Achselzucken ab, die er so gut beherrschte.
    »Das und die Tatsache, dass ich ein Fräulein in Nöten erkenne, wenn ich eins sehe«, meinte er beiläufig.
    »Ein Fräulein? Ich bin kein Fräulein«, schoss sie zurück, froh über die Ablenkung. »Und ich war auch nicht in Nöten.«
    »Wenn ich nicht falschliege, ist es einzig an der Person, die zur Rettung reitet, zu entscheiden, wer ein Fräulein ist und wie groß ihre Nöte sind.«
    Er bedeutete ihr, vor ihr in den leeren Aufzug zu treten.
    »Das ist lächerlich«, meinte sie, als sie an ihm vorbeirauschte. »Das Fräulein sollte diejenige sein, die sagt, ob sie in Nöten ist oder nicht.«
    »Außer sie ist gefesselt und geknebelt und kann nicht für sich selbst sprechen.«
    Die Türen schlossen sich, und der Lift setzte sich in Bewegung.
    »Sie könnte immer noch mit den Augen ein Signal geben.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Habe ich die Augenbinde vergessen?«
    »Ja … praktischerweise.«
    Eve war überrascht zu fühlen, dass ihre Mundwinkel sich wieder nach oben bewegten. Überrascht, dass ihr sogar ein kleines Lächeln gelang, wo ihr doch so viel auf der Seele lag, was nicht zum Lächeln war. Und das konnte sie nur wegen Hazard. Sie war sehr froh, dass er hier war, um sie abzulenken. Verdammt, sie war einfach glücklich, dass er da war … und dankbar, dass sie nicht allein gewesen war, als Porter seine Bombe hatte platzen lassen. Dankbar, dass sie jetzt nicht allein war. Sie hätte es auch allein durchgestanden, wenn es hätte sein müssen. Das tat sie immer. Aber es war schön, es zur Abwechslung mal nicht zu müssen.
    »Hazard?«
    Er drehte den Kopf, um sie anzuschauen. »Ja?«
    »Danke. Du weißt schon, für das zur Rettung reiten. Vielleicht war ich ja doch ein ganz klein bisschen in Nöten.«
    Lächelnd griff er nach ihrer Hand, führte sie zum Mund und murmelte mit den Lippen an ihrer Haut. »Jederzeit, Zauberin.«
    Als sie im Foyer aus dem Lift stiegen, kam ihnen eine ältere Frau mit lockigen weißen Haaren entgegen. Sie bewegte sich langsam und hielt einen spitzenbesetzten, rosafarbenen Schal um ihre dünnen Schultern fest.
    Sie winkte mit der freien Hand, um Eves Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Liebes, würden Sie den Aufzug für mich aufhalten?«
    »Aber natürlich«, antwortete Eve.
    »Ich habe ihn«, sagte Hazard, bevor sie nach dem Knopf langen konnte. Er trat zurück und benutzte seine Schulter, um die Tür offen zu halten.
    »Danke, danke«, sagte die Frau.
    Als sie noch ungefähr einen halben Meter von Eve entfernt war, ließ sie ihren Schal los und enthüllte eine runde Goldbrosche, die ihn zusammenhielt. Sofort wurden Eves Augen von dem kleinen runden Mondstein in der Mitte angezogen. Während sie ihn anstarrte, blitzte der Stein so hell auf, dass sie die Augen zusammenkniff und die Hände vors Gesicht schlug. Es war, als hätte sie direkt in die Sonne geschaut. Sie konnte nichts mehr sehen. Oder hören, fiel ihr auf, und das gefiel ihr gar nicht. Als jemand von hinten ihren Arm packte, ging sie davon aus, dass es Hazard war.
    Sie lag falsch.

    Es ergab keinen Sinn, deswegen begriff er es so schnell.
    Gerade eben hatte Eve noch ein paar Schritte neben ihm gestanden, während er die

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