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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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Faust auf den Altar tropfte. Von Pavanes Gesicht lief der Schweiß, und an seinen Schläfen und seinem Hals traten schlangenartige Venen hervor.
    Wieder und wieder intonierte er die Beschwörungsformel, aber die Fesseln verschwanden nicht. Schließlich gab er sie frei und sank fast auf die Knie, während er mit den Händen die Altarplatte umklammerte.
    »Ich muss mich setzen.« Er stolperte ein paar Schritte zu einer Bank hinter ihm und fiel dort in sich zusammen. Seine Schultern zitterten, und seine Brust hob und senkte sich mit jedem mühsamen Atemzug. »Ich muss mich ausruhen«, keuchte er, »mich sammeln. Du tust jetzt dasselbe. Wenn ich bereit bin, werden wir es wieder versuchen.« Sein kalter Blick suchte ihren und hielt ihn fest. »Und wieder, und wieder. Bis wir Erfolg haben. Wenn du dich meinen Anstrengungen widersetzt, verzögerst du lediglich das Unvermeidliche … und riskierst eine Bestrafung. Du kannst mich nicht überwinden, Zauberin. Deine Macht mag älter sein und reiner durch deine Adern fließen, aber an diesem Ort und zu dieser Zeit ist die Macht, die ich besitze, größer … und weißt du auch, warum?« Er wartete nicht auf eine Antwort. »Weil ich sie nicht fürchte.«

    Sie saß auf dem Boden in der Nähe des Eingangs und starrte sehnsüchtig auf die Tür. Sie war alles, was zwischen ihr und der Freiheit lag, oder zumindest schien es so. Pavane hatte nichts unternommen, um sicherzustellen, dass sie nicht floh – weil er wusste, dass er es nicht musste. Solange er ihr damit drohte, Rory oder jemandem weh zu tun, den sie liebte, ging sie nirgendwohin.
    Minuten vergingen. Dann Stunden. Sie war sich nicht sicher, wie viele, weil auch ihre Uhr verschwunden war. Manchmal schien es, als würde Pavane schlafen. Eve konnte nicht einmal dösen, obwohl sie die Art von Erschöpfung empfand, die das Hirn langsam werden lässt und den gesamten Körper in dumpfen Schmerz hüllt. Es mochte etwas mit dem feuchten Boden zu tun haben, auf dem sie saß, und der rauhen Steinwand an ihrem Rücken. Es war auch gut so. Nachzudenken war dringender, als Schlaf zu bekommen.
    Sie setzte sich gerader hin und bewegte ein paarmal ihre Schultern. Sofort übernahmen ihre Instinkte die Kontrolle. Ihre Stärke als Journalistin war es, sich durch Massen von Details zu graben, um den Tatsachen auf die Spur zu kommen und sie dann bis zur Wahrheit zu verfolgen.
    Sie wollte wissen, warum das Ritual heute Abend gescheitert war und das in Hazards Haus nicht … auch wenn es ein überraschendes Ende genommen hatte. Sie ging immer noch davon aus, dass die Lösung in der Wahl des richtigen Orts liegen könnte, aber Pavane hatte diese Idee ziemlich schnell verworfen. Sosehr sie ihn auch verachtete, von Magie hatte der Mann Ahnung.
    Tatsache war: Nachdem sie Jahre damit verbracht hatte, die Magie aus ihrem Leben herauszuhalten, war sie bei der Versteigerung mit voller Wucht zurückgekehrt und hatte sich seitdem geweigert, wieder zu verschwinden. Sie war an diesem Abend nicht ausgegangen, um Magie zu benutzen, aber irgendwie war es passiert. Sie hatte Hazard erstarren lassen, damit er nicht bieten konnte und sie den Anhänger gewann. Irgendetwas Seltsames war auch hinterher im Parkhaus passiert, aber zu dieser Zeit war sie davon überzeugt gewesen, dass es alles an Hazard lag.
    Tatsache war auch: Sie wusste, dass das nicht möglich war, weil Hazard keine eigene Macht besaß.
    Dann hatte sie weitere Male Magie eingesetzt, um Rorys Aufenthaltsort per Spähzauber zu erfahren, um Pavanes Rückkehr auszulösen und um menschliche Heilprozesse und die moderne Medizin zu übertreffen und Allie zu heilen. Alles erfolgreich. Warum also war sie bei diesen Gelegenheiten fähig gewesen, Magie einzusetzen und jetzt nicht? Was war dieses Mal anders? Bessere Frage: Was war der gemeinsame Nenner der anderen Momente? Es war nicht der Talisman. Als sie nach Rory gesucht hatte, hatte sie ihn genauso wenig gehabt wie im Krankenhaus. Es lag auch nicht am Ort, nachdem das Krankenhaus nicht mal in der Nähe des Turmzimmers lag …
    Ihr entkam ein leises Keuchen, als die Antwort sich in ihrem Kopf kristallisierte. Pavane hatte recht. Es war nicht der Turm, den alle anderen Gelegenheiten gemeinsam hatten. Es war Hazard.
    Hazard war am Abend der Versteigerung da gewesen und auch jedes weitere Mal. Erinnerungen überschlugen sich in ihrem Kopf: Der Nebel, der im Ballsaal über ihnen geschwebt hatte; das Schutzschild, das erschienen war, um sie vor dem Angriff

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