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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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Zeit, das späte achtzehnte Jahrhundert, und dann noch weiter zurück in die Ära der Tuatha de Danaan katapultiert, einer göttlichen Rasse, die von Danu selbst abstammte und in der Zeit vor der Zeit lebte.
    »Du weißt von den Danaan?«, fragte Gran.
    »Ja«, antwortete Eve.
    Sie wusste genug. Sie wusste, dass die Danaan in der irischen Mythologie Irland erobert und beherrscht hatten, lange bevor die keltischen Stämme die Insel erreichten. Sie hatten Mächte und Fähigkeiten jenseits der menschlichen, und es hieß, sie wären die Vorfahren der Sidhe, oder Elfen. Sie wurden als Krieger wie auch als Goldschmiede bewundert, aber besonders bekannt waren sie für ihre Zuneigung zu den Menschen. Laut Gran entsprang die T’airna-Magie der Vereinigung eines verliebten Danaan-Prinzen mit der Tochter des irischen Volkshelden Finn mac Cool.
    »Der Legende nach hat diese mutige Frau ihr Leben riskiert und ihre Magie eingesetzt, um zu verhindern, dass der Hochkönig von Irland von seinen eigenen Rittern gestürzt wurde«, erzählte Gran. »Und ich muss gestehen, dass auch T’airna-Männer darunter waren. Als Dank für ihre Loyalität vervielfachte die Göttin die Macht dieser Frau und bestimmte, dass sie für alle Zeiten von Mutter zu Tochter weitergegeben werden sollte.«
    »Da hat also alles angefangen«, murmelte Eve.
    »T’airna-Frauen waren immer leidenschaftlich und ungestüm im Herzen. Die Göttin wusste – wenn sie ihre neue Macht schützen und deren Weitergabe sichern wollten, mussten sie Männer finden, deren Herzen genauso rein und mutig waren wie ihre eigenen. Aus diesem Grund schuf sie den Talisman.«
    »Dann ist er also eine Art Liebesglücksbringer?«, fragte Eve.
    Gran richtete sich in ihrem Stuhl auf. »Ganz und gar nicht. Genau das Gegenteil. Der Talisman wurde geschaffen, damit Herzensangelegenheiten für eine T’airna-Frau nie wieder von bloßem Glück abhängen würden. Erinnerst du dich an die Legende von Lia Fáil?«
    »Ich glaube schon. Lia Fáil ist der ›Schicksalsstein‹, richtig?«
    Ihre Großmutter nickte. »Er steht immer noch in Tara. In alter Zeit wurde er als Krönungsstein benutzt, und wenn der rechtmäßige König seinen Fuß daraufstellte, gab der Stein einen jubelnden Ruf von sich.«
    »So behauptet es die irische Mythologie … mit Betonung auf ›Mythologie‹.«
    »Bist du dir da sicher?«
    Eve zuckte mit den Achseln. »Weißt du was? Ich bin mir momentan nicht sicher, in welchen Punkten ich mir sicher bin. Also könnte man wohl sagen, nein, ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, dass es nur eine Sage ist.«
    »Gut, denn es wird einfacher für dich, zu glauben, was ich dir gleich erzähle, wenn du verstehst, dass Lia Fáil genauso wenig eine Sage ist wie … wie dieser Anhänger in meiner Hand. Tatsächlich sind die beiden in gewisser Weise ein und dasselbe. Die Göttin benutzte Kristalle von Lia Fáil, um das Stundenglas zu füllen, und Gold vom Thron in Tara, um den Anhänger selbst zu schaffen. Ihre Absicht war, uns einen eigenen Schicksalsstein zu geben, denn die weißen Kristalle in der Sanduhr glühen rot, wenn das Herz eines Mannes wahrhaftig ist.«
    »Wortwörtlich?«
    »Wortwörtlich. Ein Mann muss den Talisman berühren, und wir können sein Herz lesen und wissen, ob er der Eine ist.«
    »Wie Aschenputtels Schuh«, sinnierte Eve.
    Eine Sache musste sie Gran lassen: Wenn es um dramatische Geschichten ging, war sie um einiges besser als der Auktionator. Bens Behauptungen vom Diamantstaub verblassten neben ihrer Version voller Hochkönige und Geschenke von Göttinnen. Ein Teil von Eve glaubte natürlich kein Wort davon. Aber ein anderer Teil, der Teil, den sie nie wirklich zum Schweigen bringen und dem sie auch nicht entkommen konnte, egal, wie sehr sie sich einredete, es wäre ihr gelungen – dieser Teil wusste, dass das, was Gran ihr erzählte, nicht nur möglich war, sondern vielleicht sogar die überwältigende, absolute Wahrheit.
    Wollte sie sich das eingestehen und damit eine Tür auch nur einen Spalt öffnen, die sie vor so langer Zeit geschlossen und verriegelt hatte? Und das aus gutem Grund. Während sie nachdachte, vertiefte Gran ihr Dilemma noch, indem sie das Stundenglas umdrehte, um ihr eine Gravur auf der Unterseite zu zeigen.
    »Und dann ist da noch das«, sagte sie, und Eve stockte der Atem.
    Die Gravur auf dem Boden der kleinen Sanduhr war ein Kreuz in einem Kreis – das exakte Gegenstück zu dem Muttermal über ihrem eigenen Herzen.

Fünf
    D ie

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