Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
aufeinander und dachte mit düsterer Miene darüber nach. Dann seufzte er. »In Ordnung, was geschehen ist, ist geschehen, aber das heißt nicht, dass es endgültig vorbei ist. Vielleicht hat die Hexe sich nur verrannt. Passiert bei Versteigerungen ständig. Leute verlieren sich dermaßen in der Aufregung des Bietens, dass sie Dinge kaufen, die sie gar nicht haben wollten. Die Reue des Käufers nennt man das. Du hättest hinterher mit ihr reden sollen, ihr genug Geld bieten, dass sie dir das Ding gibt.«
»Ich habe es versucht. Sie war nicht interessiert.«
»Du hättest dich mehr anstrengen müssen.«
»Das hätte ich ja«, entgegnete er, »wenn wir nicht von zwei Hexern unterbrochen worden wären. Schwarze Hüte. Dunkle Sonnenbrillen. Jede Menge Kraft. Klingt das irgendwie vertraut?«
Taggart wurde bleich. »Vasils Lakaien.«
Hazard nickte, seine Augen hart. »Genau mein Gedanke.«
Vasil war ein Kredithai, der sich auf Wetten mystischer Natur spezialisiert hatte. Wenn es irgendwo in der Sphäre, die gewöhnlich als die ›Anderswelt‹ bezeichnet wurde, der Welt der Magie, die neben der normalen Welt der Sterblichen existierte, ein Magierduell oder ein Höllenhundrennen gab, war Vasil irgendwie daran beteiligt. Taggart, der sogar darauf wetten würde, welcher von zwei Regentropfen zuerst den Boden berührte, war ein alter Kunde von ihm. Mehr als einmal war Hazard gezwungen gewesen, Taggarts Schulden zu bezahlen und seine Haut vor Vasils angeheuerten Muskelmännern zu retten.
»Haben sie … irgendwas gesagt?«, fragte Taggart, ganz das Bild von Unschuld. »Erwähnt, was sie wollten?«
»Sie waren hinter dem Anhänger her. Und sie hätten ihn auch bekommen, wenn die Hexe nicht so mächtig gewesen wäre.«
»Sie hat sie besiegt?«, fragte Taggart und war sichtlich beeindruckt.
»Sie hat ein Schutzschild beschworen. Sie sind geflohen.«
Er schnaubte. »Das hätte ich gern gesehen.«
»Sie wären nie aufgetaucht, wenn Vasil ihnen nicht den Befehl dazu gegeben hätte. Und so verachtenswert Vasil auch ist, er ist kein simpler Dieb. Das heißt, er muss glauben, einen berechtigten Anspruch auf den Anhänger zu haben. Hast du eine Idee, wie er darauf kommen könnte?«
»Vielleicht …«
»Die Wahrheit«, befahl Hazard.
»Na schön. Zufällig bin ich Vasil vor nicht allzu langer Zeit begegnet, und ich glaube, es könnte sein, dass ich erwähnt habe, dass ich erwarte, schon bald ein gewisses wertvolles Stück zu besitzen, das ihn vielleicht interessieren könnte.«
Hazard verschränkte die Arme und schwieg, während Taggart seinen Blick zur Decke richtete und von einem Fuß auf den anderen trat.
»Okay, okay«, sagte er schließlich. »Ich nehme an, ich habe vielleicht ein wenig über den Anhänger erzählt oder ihn ihm vielleicht sogar angeboten, du weißt schon, um ein paar offene Schulden zu tilgen.«
»Lass mich sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Wenn du sagst, dass du ihm begegnet bist, heißt das, dass Vasil dich aufgespürt hat, und mit angeboten meinst du, dass du es ihm versprochen hast.«
»Erst, nachdem du damit fertig bist«, fügte Taggart schnell hinzu. »Du kannst dir sicher sein, dass ich das von Anfang an klargemacht habe. Ich dachte nicht, dass es dir etwas ausmacht, denn wenn alles gut gelaufen wäre, wovon ich überzeugt war, stündest du jetzt mit dem Anhänger vor mir, und wir hätten diese Geschichte zu Ende gebracht, und dann würdest du ihn ja nicht mehr brauchen, oder? Woher sollte ich wissen, dass du verlieren würdest?«
Verlieren. Das Wort machte ihm zu schaffen. Er konnte mit einer Niederlage leben, wenn er in einem fairen Kampf geschlagen wurde. Aber in der Magie gab es keine fairen Kämpfe.
»Du hast recht. Du konntest nicht wissen, dass ich verlieren würde. Und Vasil auch nicht«, dachte er laut weiter. »Er ist davon ausgegangen, dass ich den Anhänger bekommen würde, und er konnte sich nicht darauf verlassen, dass du wirklich bezahlst. Er hat die Hexer geschickt, um ihn mir abzunehmen. Die Hexe kam ihnen einfach nur in die Quere.«
»Konnte sich nicht darauf verlassen, dass ich zahle«, murmelte Taggart. »Und das bei dem ganzen Umsatz, den ich dem Idioten über die Jahre schon verschafft habe.« Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Na ja, geschehen ist geschehen. Was tun wir als Nächstes? Wir finden die Hexe und holen ihn zurück, richtig? Es wird sicher nicht einfach, aber mit der richtigen Ausrüstung und ein wenig Zeit
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