Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
gesucht.«
»Gesucht? Warum sollte sie hierherkommen und danach suchen, wenn sie diejenige ist …« Seine Augenbrauen schossen nach oben, und er riss die Augen auf. »Sie hat ihn verloren?«
»Eigentlich nicht. Er war aus seinem Versteck verschwunden. Sie war überzeugt, dass jemand ihn gestohlen hat, und das hat sie direkt zu mir geführt.«
»Sie dachte, du hättest ihn geklaut?«
»Ja. Und ihre Nichte gleich mit.«
Taggart grinste plötzlich. »Du hinterhältiger Teufel … du hast ihn gemopst. Den Anhänger, meine ich. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass du dir eine Nichte oder irgendwas anderes von ihr unter den Nagel reißt. Aber den Anhänger zurückzustehlen, das wäre in der Tat ein großer Coup.«
Hazards Miene verfinsterte sich bei dem Gedanken daran, wie nah er diesem großen Coup gekommen war. Und er hatte dafür nicht einmal in ihr Haus einbrechen und sich mit ihren Schutzrunen oder Abwehrzaubern herumschlagen müssen. Er hatte den Anhänger schon in Händen gehalten, weil Eve Lockhart selbst ihn ihm gegeben hatte. Sie hatte ihm die goldene Sanduhr in die Hand gedrückt, und dann hatte sie sie, so schwer es auch vorstellbar war, einfach vergessen. Er hätte so einfach damit verschwinden können. Selbst wenn sie sich irgendwann wieder erinnert hätte, hätte er lügen können. Er hätte behaupten können, er hätte ihn nicht mehr, weil die Kette aus seiner Tasche gerutscht war. Er hätte sich entschuldigen, besorgt das Gesicht verziehen und versprechen können, dass er in der Morgendämmerung zurückkommen und ihr beim Suchen helfen würde.
Aber er hatte nichts davon getan.
Statt die Gelegenheit beim Schopf zu packen und sich mit dem Anhänger davonzustehlen, den er schon so lange gesucht hatte und der ihm eigentlich schon gehören sollte, wenn sie und ihre Tricks nicht dazwischengekommen wären, hatte er ihn ihr zurückgegeben. Im letzten Moment hatte er sie aufgehalten und hatte ihn ihr zurückgegeben.
»Nein, ich habe ihn nicht gestohlen«, war das Einzige, was er zu Taggart sagte, der tief enttäuscht seufzte, als wäre er ein Vater, der gerade herausgefunden hatte, dass sein Sohn nicht ganz helle war.
»Wer dann? Vasil?«
»Nein, auch nicht Vasil«, erklärte Hazard. »Es hat sich herausgestellt, dass ihre verschwundene Nichte ihn genommen hat … in ihren Worten: geborgt.«
»Na ja, es ist ein ziemlich hübsches Schmuckstück. Ich kann mir vorstellen, dass ein junges Mädchen darauf abfährt.«
»Nicht dieses Mädchen«, verkündete Hazard, und seine Mundwinkel zuckten, als er sich an Rorys selbstbewusstes Grinsen erinnerte, als sie sich über diesen Zaun schwang. »Dieses Mädchen hat Mumm, aber sie schien mir eher berechnend als romantisch. Sie hat erwähnt, dass es ein Familien-Talisman sei und dass man damit herausfinden könnte, ob das Herz eines Mannes rein und wahrhaftig ist.«
Taggart schnaubte. »Für mich klingt das nach dem romantischen Schwachsinn junger Mädchen.«
»Vielleicht. Eve ist ihr ins Wort gefallen, bevor sie mehr sagen konnte.«
»Also nennst du sie jetzt schon Eve, he? Sag doch mal, hat Eve dir auch erzählt, warum sie mit dem Spähzauber gewartet hat, bis sie hier war? Es wäre ja wohl klüger gewesen, das gleich zu machen.«
»Es ist ihr nicht in den Kopf gekommen, bis ich es vorgeschlagen habe. Sie wusste nicht mal, wie es geht.«
»Ach ja?«
»Ich musste es ihr Schritt für Schritt erklären … na ja, bis sie ihre Kraft gefunden hat und dann … das Ergebnis hast du ja gesehen.« Er nickte in Richtung Küche. »Es war, als würde der Raum vor lauter Energie explodieren … ich bin weggeschleudert worden, und Funken flogen in alle Richtungen.«
»Erstaunlich«, sagte Taggart langsam. »Absolut erstaunlich … wo es doch ihr erstes Mal war und so weiter.«
»Ich weiß, was du denkst.«
»Dass die Dummköpfe nicht aussterben, weil sie immer eine Frau finden?«
»Das war es nicht.«
»Also glaubst du ihr?«
»Ich sage nicht, dass ich ihr glaube«, hielt Hazard dagegen. »Ich bin kein Idiot. Ich weiß, dass es keinen Sinn ergibt. Wieso sollte eine so mächtige Hexe nicht wissen, wie man den Aufenthaltsort einer Person durch einen Spähzauber findet? Etwas … etwas stimmt nicht mit ihr. Etwas, was ich nicht ganz verstehe. Verdammt, ich kann es nicht mal genau festmachen. Offensichtlich hat sie Macht, aber sie leugnet es … manchmal sogar heftig. Ich weiß, dass sie auf der Versteigerung Magie gegen mich eingesetzt hat, und sie
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