Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
weiß, dass ich es weiß, und trotzdem leugnet sie es.«
Er schlenderte zum Fuß der Treppe, legte eine Hand aufs Geländer und sah sich um. »Und dann ist da noch dieses Haus. Es war dein sechster Sinn für solche Dinge, der uns nach Providence geführt hat und der uns glauben ließ, dass dieses Haus irgendwie mit dem Sanduhranhänger zusammenhängt. Heute Nacht habe ich herausgefunden, dass es auch mit Eve in Verbindung steht. Ihre Großmutter hat dieses Haus einst besessen, und Eve hat als Kind hier gelebt. Und sie fühlt sich dem Haus immer noch sehr verbunden. Das konnte ich in ihrem Gesicht sehen und an ihrem Tonfall hören.«
Taggart trat vor ihn.
»Sie hat hier gelebt? In diesem Haus?«, fragte er ungläubig. »Da bist du dir sicher?«
»Das hat sie gesagt.« Er dachte ein paar Sekunden nach, bevor er hinzufügte: »Und ich glaube ihr.«
»Ich dachte, du hättest ihr Leben recherchiert.«
»Habe ich«, antwortete Hazard. »Aber anscheinend bin ich nicht weit genug zurückgegangen.«
»Das kannst du laut sagen. Komm mit«, sagte Taggart und ging zur Haustür. »Ich muss dir etwas zeigen, was vielleicht erklärt, was mit deiner Hexe nicht stimmt. «
Neugierig folgte Hazard ihm nach draußen, über die Veranda, die Stufen hinab und auf den Weg bis zur Ziegelmauer. Taggart trat auf den Rasen und zeigte auf einen flachen Stein, der an dieser Stelle in die Erde eingelassen war.
»Er ist mir aufgefallen, als ich nach Hause kam. Ich habe ihn noch nie zuvor bemerkt. Du vielleicht?«
»Nein«, gab Hazard zu und ging in die Hocke, um ihn sich genauer anzusehen. Durch die Verandabeleuchtung und den Mondschein war es hell genug, um die Zeichen auf dem Stein zu erkennen.
»Natürlich haben wir ihn nicht gesehen, weil er nämlich unter Dreck und Blättern und Zeug vergraben war. Bis heute Abend. Bis jemand ihn freigelegt hat. Und ich denke, es ist kein großes Rätsel, wer das war.«
»Eve.«
»Muss wohl so sein.«
»Und? Sie hat sich wahrscheinlich an ihn erinnert und wollte sehen, ob es ihn noch gibt, also hat sie das Unkraut zur Seite geschoben. Wenn es eine tiefere Bedeutung haben sollte, erschließt sie sich mir nicht.«
»Schau genauer hin«, drängte Taggart, hockte sich neben ihn und berührte die Zeichen auf dem Stein. »Weißt du, was das ist?«
»Runen«, antwortete Hazard. »Dem Aussehen nach keltische, obwohl ich mich nicht erinnern kann, diese speziellen Runen schon einmal gesehen zu haben. Wahrscheinlich irgendwelche Schutzsymbole.«
»Aber auf jeden Fall sind das Schutzsymbole. Mächtige. Und besondere. Die Art, die man nicht einzusetzen wagt, wenn man nicht das Recht dazu hat.«
»Also stammt Eve aus einer Linie der Macht ab«, sagte er mit einem Achselzucken. »Um das zu wissen brauche ich keine alten Steine.«
»Das ist nicht alles, was der Stein dir verrät. Du hast gesagt, du hättest gespürt, dass etwas mit deiner grünäugigen Hexe nicht stimmt, dass irgendetwas an ihr nicht passt.« Er zeigte wieder auf die Symbole. »Hier ist deine Antwort. Was nicht passt, ist, dass sie überhaupt keine Hexe ist. Eve Lockhart ist eine Zauberin.«
Hazard starrte ihn an, dann gab er ein kurzes, bellendes Lachen von sich und richtete sich auf. »Das ist unmöglich.«
»Ach ja? Kennst du überhaupt den Unterschied?«
»Natürlich.«
»Und der wäre?«
»Wenn’s sein muss«, blaffte er. Dann sagte er mit einem Seufzen: »Eine Hexe zieht ihre Macht aus der Welt um sich herum, aus der Natur. Die Macht einer Zauberin kommt von innen. Sie liegt ihr im Blut.«
»Und in ihrem Herzen«, fügte Taggart hinzu. »In jedem ihrer Atemzüge. Die Macht ist stärker als alles, was eine Hexe je beschwören könnte, und schwerer zu kontrollieren. Wenn jemand neu ist im Umgang mit der Macht, oder ungeschult, dann können Dinge geschehen, ohne dass derjenige es vorhat. Nach allem, was du erzählt hast, klingt es für mich so, als wäre dies das Problem mit deiner Eve.«
»Sie ist nicht meine Eve«, blaffte er, harscher, als er vorgehabt hatte.
»Tut mir leid. Ein Versprecher. Aber es passt, oder?«
»Vielleicht. Aber du vergisst ein wichtiges Detail. Zauberinnen sind die Dinosaurier der magischen Welt: Sie sind ausgestorben.«
» Fast ausgestorben«, korrigierte Taggart. »Man sagt, die T’airna-Linie existiert bis zum heutigen Tag.«
»Wirklich?« Hazards Tonfall war mehr als skeptisch. »Ich habe Jahre damit zugebracht, die Magie in all ihren abscheulichen, manipulativen Erscheinungsformen zu erforschen,
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