Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
»Na ja, vielleicht. Wir werden sehen.«
»Was hat deine Mutter gesagt, als du es ihr erzählt hast?« Eve fing an zu glauben, dass sie die einzige Person war, die wirklich im Dunkeln getappt hatte. Süße Ironie.
»Sie sagte, dass ich wahrscheinlich recht hätte, aber dass es an Gran wäre, es uns zu sagen, wenn sie wollte, dass wir es wissen. Und sie hat gesagt …« Sie brach abrupt ab und war auf einmal sehr darauf konzentriert, ihren Löffel in einer Linie mit dem Henkel ihrer Tasse zu arrangieren.
»Was hat sie noch gesagt, Rory?«
Zögernd sah sie Eve an. »Sie hat gesagt, mit dir darüber zu reden würde dich traurig machen, und das wollten wir nicht.«
Ein Tumult aus Gefühlen hob sich in Eve. Sie rieb sich den Augenwinkel und wartete, bis sie sich sicher war, mit ruhiger Stimme sprechen zu können. »Deine Mutter ist um einiges klüger, als man oft denkt. Es war immer ich, nicht Gran, die das alles vor dir und deiner Mutter geheim halten wollte. Ich habe es getan, weil ich dachte, es wäre der einzige Weg, euch vor Leid zu bewahren. Und die ganze Zeit habt ihr euer eigenes Geheimnis bewahrt, um mich nicht zu verletzen.«
»Wichtig ist nur, dass wir alle aus Liebe gehandelt haben«, erklärte Gran, griff nach ihren Händen und drückte beide kurz. »Und es hat großartig funktioniert. In all diesen Jahren wurde niemand verletzt. Aber jetzt haben die Dinge sich geändert.«
»Allerdings. Wir sind kaleidoskopt worden.« Als sie ihre fragenden Blicke sah, machte Rory pantomimisch vor, wie sie in ein Kaleidoskop schaute und daran drehte. »Eine kleine Bewegung verändert alles.«
»In der Tat«, stimmte Gran zu. »Ich fürchte, du hast recht, Eve. Die Zeit der Geheimnisse ist vorbei.«
Rory klatschte aufgeregt in die Hände. »Gut. Weil ich unbedingt mehr hören will … alles.«
»Und das wirst du«, sagte Gran. »Nachdem ihr mit der Geschichte von heute Abend fertig seid.«
Rory seufzte und hob die Hände. »Schuldig. Schon wieder. Was heute passiert ist, war ganz allein mein Fehler. Ich bin nach der Schule nicht nach Hause gegangen, ohne jemanden wissen zu lassen, dass ich etwas vorhatte. Ich wollte eigentlich, aber … man könnte sagen, ich wurde abgelenkt.«
»Und ich bin in Panik geraten und aus dem Haus gerast, ebenfalls ohne daran zu denken, einen Zettel zu hinterlassen«, sagte Eve.
»Das erklärt, warum es hier aussah, als hätte ein Wirbelsturm gewütet«, bemerkte Gran. »Ich bin reingekommen und habe deine Handtasche und ihren Inhalt auf dem Boden gefunden. Die Schranktüren standen offen und ebenso das Garagentor.«
»Ich habe das Garagentor vergessen?« Eve schüttelte den Kopf. »Ich muss noch panischer gewesen sein, als ich dachte. Es tut mir leid, wenn wir dir Sorgen gemacht haben, Gran.«
»Oh, ich habe mir keine Sorgen gemacht.«
Eve und Rory wechselten einen Blick, als Gran ruhig an ihrem Tee nippte.
Eve kniff die Augen zusammen. »Dir ist aufgefallen, dass auch der Anhänger weg war?«
»Und das war auch ich«, platzte Rory heraus, bevor Gran etwas sagen konnte. »Ich habe ihn genommen.«
»Ja. Das weiß ich«, antwortete Gran.
Rory runzelte die Stirn. »Du wusstest es? Wie?«
»Weil ich einen Schutzzauber über ihn gelegt habe, natürlich. Jeder kompetente Magier beherrscht die einfache Version. Etwas Vielschichtigeres und Multifunktionales zu erschaffen ist eine viel größere Herausforderung. Und, wenn ich das sagen darf, eine meiner Spezialitäten. Manche haben es sogar als Kunst bezeichnet. Als ich den zerstörten Schutzzauber gesehen habe, wusste ich, dass du den Anhänger hattest. Und ich weiß auch, dass Eve dich – und den Talisman – durch einen Spähzauber gefunden hat.« Sie drehte sich um und sah Eve direkt in die Augen. »Das kann für dich nicht einfach gewesen sein.«
»Ich habe es geschafft«, sagte Eve, ohne von Grans Enthüllungen wirklich überrascht zu sein.
»Und ganz wunderbar, daran besteht kein Zweifel. Aber die hatte ich auch nie, weder an dir noch an deinen Fähigkeiten.« Sie hielt den Blick lange genug, um sicherzugehen, dass Eve sie richtig verstanden hatte, dann lehnte sie sich mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurück. »So viel weiß ich. Was ich nicht weiß, Rory, ist, warum du ihn genommen hast.«
Eve hörte zu, während Rory Gran erklärte, was sie mit dem Talisman getan und was sie sich davon erhofft hatte. Eifrig erläuterte sie ihren wissenschaftlichen Ansatz.
Als sie fertig war, musterte Gran sie scharf mit
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