Das Amulett von Gan (German Edition)
zeugt«, sagte Nebijah. »Aber darüber müsst Ihr Euch nicht sorgen. Wenn Ihr zu den vier Enden der Erde zurückkehrt, wird dort keine Zeit vergangen sein. Alle Träger der Amulette haben erzählt, dass sie bei ihrer Rückkehr immer auch in ihre alte Zeit zurückgekehrt sind.«
»Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie ein kleines Mädchen irgendetwas zum Erfolg beitragen kann …«, begann Chika, aber Nebijah unterbrach sie sofort.
»Sagt nicht, dass Ihr nur ein kleines Mädchen seid. Ihr seid dazu auserwählt, Trägerin des Amuletts zu sein. Ihr seid etwas ganz Besonderes«, sagte Nebijah tadelnd.
Diesen Satz hörte Chika nun schon zum zweiten Mal. Vielleicht sollte sie sich doch etwas mehr zutrauen, überlegte sie. »Gut, ich bin auch mit dabei«, sagte sie schließlich und freute sich über ihre mutige Entscheidung.
»Dann ist ja alles klar«, sagte Joe. »Wann geht es los?«
»Zunächst einmal müsst Ihr Euch stärken und ausruhen. In Euren Zimmern werdet Ihr alles finden, was Ihr braucht: Etwas zu essen, Kleidung für die Nacht und für den morgigen Tag.«
»Nun ja«, sagte Finn mit grinsendem Gesicht. »Für die Nacht bin ich ja schon angezogen«, und schaute runter auf seinen Schlafanzug. Alle mussten lachen.
»Morgen sehen wir uns wieder. Nehmt nun Eure Amulette und tragt sie immer bei Euch. Lebt wohl.« Nebijah verneigte sich, und im nächsten Moment zerfiel sie in tausend goldene Tropfen, die sich sogleich in Luft auflösten.
»Ich weiß zwar nicht, wie ich heute Nacht auch nur ein Auge zumachen soll, aber vermutlich sollten wir wirklich auf unsere Zimmer gehen«, stellte Pendo fest.
»Also, ich kann jetzt auf keinen Fall schlafen gehen«, sagte Joe aufgeregt. »Mir schwirren tausend Dinge durch den Kopf.«
»Das geht mir ganz genauso«, stimmte Finn zu, und Chika sagte, sie wolle jetzt auf keinen Fall alleine sein.
»Vor wenigen Stunden war ich noch zu Hause und stöhnte darüber, meinen Eltern bei der Feldarbeit helfen zu müssen, und jetzt bin ich hier mitten in einem Abenteuer. Das kriege ich nicht in meinen Kopf hinein«, sagte Joe kopfschüttelnd. Finn, Chika und Pendo mussten lachen, denn ihnen ging es ganz ähnlich.
»Mir macht das Angst, was Nebijah uns erzählt hat«, sagte Chika. »Ich kann mir immer noch nicht denken, wie wir vier Kinder gegen das Böse kämpfen sollen.«
Finn musste an zu Hause denken, dann sagte er: »Mein Großvater hat sich so für mich gefreut, als er in mir den neuen Träger des Amuletts erkannte. Das hätte er bestimmt nicht getan, wenn er Angst um mich haben müsste. Es wird schon gut gehen.«
»Hoffen wir, dass du recht hast«, meinte Pendo nachdenklich. »Ich gehe jetzt jedenfalls ins Bett. Schlaft gut.«
Finn, Joe und Chika sagten sich nun auch Gute Nacht und gingen jeder in sein Zimmer.
Als Finn den kuppelartigen Raum mit der rot und blau schimmernden Seidentapete betrat, fand er dort einen reich gedeckten Tisch mit allen Köstlichkeiten, die das Herz begehrte. Außerdem war da nun eine weitere Tür, die in ein kleines Badezimmer führte. Nachdem er sich gestärkt und für die Nacht fertig gemacht hatte, legte er sich in sein Bett. Einige Zeit musste er über das Erlebte nachdenken, es war einfach zu fantastisch, was sich in den letzten Stunden ereignet hatte, aber entgegen allen Befürchtungen schlief er schnell ein.
Als Finn am nächsten Morgen aufwachte, fand er auf dem Tisch ein wunderbares Frühstück: leckere Brötchen, Marmelade, Käse, Eier, Kakao. Alles war reichlich vorhanden. Als er sich satt gegessen hatte, zog er sich die weißen Kleider an, die er am Tag zuvor schon auf dem Stuhl liegen gesehen hatte. Sie bestanden aus einer Hose, einem Pullover, einem Paar Schuhe und einemlangen Umhang mit Kapuze. Der Stoff fühlte sich tatsächlich wunderbar weich an. Es war ein vollkommen neues Gefühl, diese Kleidung zu tragen. Sie wog fast gar nichts und spannte oder zwickte an keiner Stelle. Finn überlegte gerade noch, wie lange diese Kleidung wohl bei ihrem Abenteuer weiß bleiben würde, als er sich die Kapuze über den Kopf zog, die ihn irgendwie an eine Mönchskutte erinnerte. Verblüfft blickte er an sich runter: Die gesamte Kleidung war nicht mehr weiß, sondern blau und rot mit silbernen Federn und Vögeln drauf. Es war, als ob seine Kleidung die Wände seines Zimmers widerspiegeln würde. Dann zog er die Kapuze herunter und alles wurde wieder weiß.
Da hörte er die anderen seinen Namen rufen. Schnell ging er in den großen Saal in
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