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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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des Schöpfers der Lebensströme.
    Mit übergezogenen Kapuzen, wachsamen Blicken nach oben und leisen Schritten verließen sie das Haus. Alles war mucksmäuschenstill, nur das morgendliche Gezwitscher der Amsel durchbrach hin und wieder die Ruhe der vergehenden Nacht. Als sie die Waldgrenze erreicht hatten, atmeten alle auf.
    »Ich hätte nie gedacht, wie sehr ich mich einmal über einen richtig dunklen Wald freuen würde«, raunte Finn erleichtert den anderen zu. »Zu Hause habe ich immer die weiten Wiesen und Felder bevorzugt.«
    »Gott sei Dank gibt es hier so viel davon, sonst hätten uns die Schwarzalben schon längst geschnappt. Hoffentlich entdecken sie uns nicht.« Chika blickte immerzu in alle Richtungen. Die Dunkelheit bot einerseits den nötigen Schutz, andererseits machte sie aber auch Angst, waren ihre Feinde schließlich nun genauso gutverborgen wie sie. Alon hatte wieder die Führung übernommen. Wie gut war es, dass er sie begleitete und die Gefahren mit ihnen teilte! Pendo, Chika, Finn und Joe trotteten einfach hinter ihm her und achteten nicht mehr auf die Richtung. Selbst Joe, der sich wirklich gut mit dem Herausfinden der Himmelsrichtungen, dem Lesen von Fußspuren und anderen nützlichen Fähigkeiten auskannte, war noch zu müde und erschöpft, um darauf zu achten. Alon war berührt vom Vertrauen der vier, wusste aber auch um die große Verantwortung, die auf seinen Schultern lag. Ohne ihn wären die Träger der Amulette vielleicht in der Lage, den richtigen Weg zu finden, aber den Gefahren des Waldes und der finsteren Mächte wären sie auf keinen Fall gewachsen. Ob er allerdings selbst den Schwarzalben widerstehen könnte, bezweifelte er. Er würde sein Bestes geben, er würde sogar bereit sein, sein Leben zu opfern, aber ob das genügte, um die Träger der Amulette und sein geliebtes Gan zu retten? Er war sich dessen nicht sicher …
    Plötzlich vernahm er über sich das gefährliche Flattern, das er die letzten zwei Wochen immer häufiger gehört hatte. »Still!«, hauchte er nach hinten. Sofort blieben die vier regungslos stehen. Alle Müdigkeit war von ihnen gewichen – sie wussten um das schwarze Biest oben am Himmel. Keiner wagte es, nach oben zu schauen. Die Tarnkleidung der Amulettträger und die Waldhüterkleidung Alons boten einen idealen Schutz, aber helle Gesichter waren im Morgengrauen überraschend gut zu sehen. Selbst Pendo hielt trotz dunkler Hautfarbe ängstlich ihr Gesicht bedeckt. Das mittlerweile schon fast vertraute Gefühl der Angst beschlich ihr Herz. Aber der Wille, stillzuhalten, um nicht gesehen zu werden, war stärker als der Wunsch, einfach schreiend davonzulaufen. Sie warteten. Langsam entfernte sich das flatternde Geräusch der fledermausähnlichen Flügel des Schwarzalbs. Mehrere Minuten blieben sie noch regungslos stehen, bis Alon sich mit einem Handzeichen an die anderen wieder in Bewegung setzte. Erleichtert atmeten sie auf.
    Nach einer weiteren Stunde entdeckten sie in einer Felswand eine kleine Höhle, in die sie sich hineinsetzten, um Rast zu machen. Es war ein ungemütlicher Ort: Das Wasser tropfte von den Wänden und es roch nach Tieren, die sich hier vermutlich öfter aufhielten. Aber die Höhle war sicher. Von innen konnte man gut herausschauen, ohne gleich gesehen zu werden. Sie suchten sich ein halbwegs trockenes Plätzchen und begannen schweigend, ein paar Brote zu essen und kühles Wasser zu trinken.
    »Als der Schwarzalb über uns geflogen ist, habt ihr euch vorbildlich verhalten«, lobte Alon die Gefährten. Sie schauten dankbar zu ihm. Auf die Begegnung mit dem Schwarzalb hätten sie gerne verzichtet.
    Nachdem sie sich gestärkt hatten, machten sie sich wieder auf den Weg. Sie stießen nun auf einen Bach und folgten seinem Lauf. Obwohl sie sehr vorsichtig auf ihre Schritte und auf die Umgebung achteten, freuten sich die Kinder doch über die Schönheit der Natur. Das Wasser sprudelte über die Steine des Bachbettes und schien dabei eine leichte Musik zu erzeugen. Fische in schimmernden Farben schwammen hin und her. Gold, rot, blau und grün, kunterbunt füllten sie das Wasser mit Leben. Am Weg wirkte alles viel grüner und reicher als im dichten Tannenwald. Unzählige Sträucher mit verschiedenen Früchten, von denen sie zwischendurch naschten, säumten den Weg.
    Alon schien das alles nicht wahrzunehmen. Vermutlich war diese Pracht für ihn nichts Besonderes … oder waren die Sorgen, die er sich um die Träger der Amulette und ihren Auftrag

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