Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
Vom Netzwerk:
machte, einfach zu groß?
    Der Bach mündete in einen Tümpel. Dieser war auf der einen Seite umgeben von mächtigen Trauerweiden, die ihre grünen Zweige bis zum Wasser herunterhängen ließen, auf der anderen Seite ragten hohe Felsen in den Himmel empor. Das Wasser war mit Seerosen bedeckt, die ihre goldfarbenen Blüten der Sonne entgegenstreckten.
    »Pst!«
    Die Gefährten und Alon erstarrten. »Habt ihr das auch gehört?«, fragte Pendo im Flüsterton. Da hörten sie es noch einmal.
    »Pst!«
    »Das Geräusch scheint aus dem Wasser zu kommen«, sagte Joe verwundert und beugte sich über das Ufer.
    »Sei vorsichtig!«, warnte ihn Alon und hielt ihn an der Schulter fest. »Wer weiß, was da auf uns lauert.«
    Mit den Augen suchten sie die Wasseroberfläche und das Ufer ab. »Schaut mal, hier vorne bewegt sich das Wasser«, sagte Chika und deutete mit ihrem Finger auf eine Stelle ganz in der Nähe.
    Das Wasser begann sachte zu sprudeln. Als ob es flüssiger Ton wäre, formten sich nun aus dem Wasser ein Kopf mit langen Haaren und dann sogar ein Oberkörper mit Armen und Händen. Es sah aus wie eine Frau, die aus schillernder Flüssigkeit bestand.
    Die Gefährten und Alon schauten sprachlos zu dem Wesen, das sich ihnen nun zuwandte. Mit glockenheller Stimme, die mehr an Musik erinnerte als an eine menschliche Stimme, begann sie zu sprechen: »Ihr Menschenkinder, seid gewarnt. Geht nicht auf diesem Weg weiter. Euch droht große Gefahr!«
    Wovon sprach diese Gestalt aus Wasser?
    »Nur ein kleines Stück des Weges und ihr gelangt zu einer Höhle. Dort haben die finsteren Schwarzalben ein Lager errichtet. Ihr lauft direkt in ihre Arme.«
    Die Wanderer wechselten erschrockene Blicke. »Weißt du, welchen Weg wir stattdessen wählen sollen?«, fragte Alon.
    »Geht ein Stück den Weg zurück und überquert den Bachlauf an der Stelle, wo ihr die schillernden Fische gesehen habt. Auf der anderen Seite des Baches führt ein Weg tiefer in den Wald hinein, dorthin, wo Menschen, Bergmännchen und Lichtalben seit Jahrhunderten nicht waren. Wenn ihr diesem Weg folgt, werdet ihr in einem großen Bogen um das Lager der Schwarzalben herumgeführt.«
    Alon nahm verwirrt die Landkarte der Lichtalben in Augenschein. Tatsächlich! Da war an dieser Stelle nur ein dunkler Waldeingezeichnet. In verschnörkelten Buchstaben stand dort Zauberwald geschrieben, und darunter, etwas kleiner, unerforschtes Gebiet . Er hatte von diesem Wald schon seltsame Geschichten gehört und war sich nicht sicher, ob sie den Ratschlag wirklich annehmen sollten.
    »Ist es dort für uns Menschen nicht viel zu gefährlich? Keiner von uns hat diesen Wald je betreten.«
    »Sorgt euch nicht! Achtet auf die leisen Stimmen der Bäume, die Worte der Tiere und das Säuseln des Windes. Sie alle wollen euch zu eurem Ziel führen. Lang lebe Gan! Der Schöpfer der vier Lebensströme sei mit euch.«
    Mit dem letzten Wort schoss die Frauengestalt mit zum Himmel gestreckten Armen empor und zerfiel im nächsten Moment in unzählige silbrige Tropfen, die auf die Wasseroberfläche herunterregneten. Der Tümpel sah wieder aus wie vorher.
    Mit heiserer Stimme fragte Alon die Gefährten: »Wisst ihr, was das war?« Mit großen fragenden Augen schauten sie ihn an und schüttelten die Köpfe.
    »Das … das war eine echte Wassernymphe.« Alon war fassungslos. »Ich wusste nicht, dass es so etwas wirklich gibt. Meine Großmutter erzählte immer, ihre eigene Großmutter habe mal als junges Mädchen eine gesehen. Aber geglaubt hatte ihr damals keiner.«
    Auch Finn, Pendo, Chika und Joe waren noch überwältigt von der Erscheinung. Wenn ihnen nur wenige Tage zuvor jemand erzählt hätte, es gäbe Nymphen, hätten sie ihn wohl für verrückt gehalten.
    »Wenn wir so gefährlich nah am Lager der Schwarzalben sind, sollten wir schleunigst umkehren und den Rat der Nymphe annehmen«, mahnte Pendo.
    »Du hast recht«, bestätigte Alon. »Ich habe zwar keine Ahnung, welche Wege wir geführt werden, sie sind auch nicht auf der Karte aufgezeichnet, aber wir haben keine andere Wahl.«
    Also gingen sie zurück bis zur besagten Stelle am Bach,zogen ihre Schuhe aus, krempelten ihre Hosen hoch, rafften ihre Umhänge und wateten durch das Bachbett. Das Wasser war eisig kalt, tat aber erstaunlicherweise nicht an den Füßen weh. Vielmehr schien es eine entspannende Wirkung zu haben. »Oh, ist das angenehm«, sagte Chika genüsslich. »Hier könnte ich jetzt ganz lange stehen bleiben.«
    »Das würde ich

Weitere Kostenlose Bücher