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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Natur.«
    »Zweifellos eine Lüge«, beruhigte der Ordensvorsteher sie. »Du darfst einem Elementarpaktierer niemals glauben, Phelyne. Sie sind allesamt Lügner.«
    »Aber es würde erklären, wie er es geschafft hat, mich zu überlisten.«
    »Ich höre Zweifel in deiner Stimme. Allerdings nicht Zweifel an der Beschaffenheit unserer Artefakte, sondern vielmehr an dir selbst und der Stärke deines Glaubens, nicht wahr? Du suchst den Grund für dein Versagen nicht in dir, sondern in deiner Umgebung. Das ist eine Schwäche, mein Kind.«
    Phelyne blickte betreten zu Boden. »Dann ist es eine Schwäche, die ich ausmerzen werde«, gelobte sie.
    Fylgaron schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Sehr gut. Die Götter blicken mit Stolz auf dich herab. Und nun geh und bring Licht in dieses Gewirr aus Dunkelheit.«
    * * *
    Tizir hatte in den letzten Tagen begonnen, einige zaghafte Erkundungen über Gordan anzustellen. Je mehr er über den legendären Magier erfuhr, desto rätselhafter wurde sein Auftrag. Gordan war vor über dreihundert Jahren verschwunden, was angesichts der Lebensspanne eines Magiers nicht außergewöhnlich anmutete. Viel verwunderlicher schien allerdings, dass Gordan ständig mit den Elfen des nördlich gelegenen Waldes in Verbindung gebracht wurde. Sollte das Gerücht der Wahrheit entsprechen und Gordan tatsächlich noch leben, hätte Tizir keine Möglichkeit, seiner habhaft zu werden. Die Elfen waren Wesen, mit denen sich Shango Tizir nicht einzulassen gedachte.
    Der Magier saß im Schankraum einer Herberge nahe seiner Zeltstatt und aß ein dürftiges Mittagsmahl, bestehend aus einer wässrigen Suppe und trockenem Brot, als eine magische Aura so grell in seinem Geist aufloderte, dass er den Löffel fallen ließ und erschrocken aufschrie. Die übrigen Gäste starrten ihn verwundert an. »Hartes Brot. Hat mich gerade einen Zahn gekostet«, log er geistesgegenwärtig, um die plötzliche Aufmerksamkeit zu zerstreuen.
    »Dann solltest du auf Brei umsteigen, Alterchen!«, rief ihm ein kräftiger Bursche vom anderen Ende des Raumes zu.
    Tizir schenkte dem ausbrechenden Gelächter um ihn herum keine Beachtung. Stattdessen gab er vor, sich wieder seiner Suppe zu widmen. In Wahrheit jedoch öffnete er seinen Geist für den Astralraum. Die Aura war nach wie vor deutlich zu erkennen und sogar noch stärker geworden. Ihr Verursacher musste ein unvorstellbar mächtiger Magier sein, womöglich sogar mächtiger als der Dunkle, wie Karandras häufig genannt wurde. Tizir achtete darauf, seine Seele nicht zu sehr den Einflüssen des Äthers preiszugeben und seine Kraft zu verschleiern. Die Aura brannte hell wie tausend Sonnen. In ihrem Kielwasser folgte eine weitere, unbeständige Spur, kaum mehr als das Flackern eines Glühwürmchens.
    Tizir grübelte darüber nach, wer dieser mächtige Magier sein mochte, als eine innere Stimme ihm einen Namen sagte: Gordan!
    Oder war es eine fremde Stimme aus den Weiten des Astralraums gewesen? Der Name war ihm so deutlich und eindringlich genannt worden, dass es jedenfalls nicht seine eigene Einbildung sein konnte. Wenn es eine fremde Stimme war, wem gehört sie? Tizir wusste keine Antwort darauf, doch der einnehmende Tonfall der Stimme bewog ihn, ihr zu vertrauen.
    Gordan war also am Leben und sogar in Berenth!
    Hastig leerte er den Suppenteller, warf einige Kupfermünzen auf den Tisch und eilte auf sein Zimmer. Dergeron musste davon erfahren.
    * * *
    Dergeron starrte mit unverhohlener Verachtung den Mann an, der seine Pläne zu gefährden drohte. Verren tat, als tippte er sich mit zwei Fingern an eine Hutkrempe, trug jedoch keinen Hut. Er verzog die Mundwinkel zu einem dünnen Lächeln, das nichts von seinen wahren Gefühlen und Gedanken preisgab.
    Dergeron schätzte diese Eigenschaft seines Gegners. Noch wahrten sie angemessene Höflichkeit, doch dies würde nicht von Dauer sein. Verren bestand selbst in Burg Totenfels darauf, bewaffnet zu sein, was Dergerons Vermutung über dessen Berufung nur bestärkte. Der Mann war ein Raubtier, das vorläufig an einer Kette lag – einer überaus durchtriebenen und atemberaubend schönen Kette namens Alynéa.
    In Gedanken vertieft, schenkte er der Audienz, der er beiwohnte, nicht die geringste Beachtung. Totenfels hatte sie alle zu einer öffentlichen Kundgebung bestellt.
    Es ist Tizir! erklang die wohl bekannte Stimme des Aureliten in seinem Kopf. Er ruft nach dir.
    Dergeron wollte gerade laut antworten, als er sich seiner Umgebung bewusst wurde.

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