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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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einen Engelssohn zu retten? Das passte so gar nicht in das Bild, das sie von Magiern hatte.
    Dezlot zeigte die erste Gefühlsregung des Abends, als er erschrocken und traurig den Kopf zu Gordan herumriss und ihm tief in die Augen starrte. »Soll das heißen ... Ihr müsst sterben?«
    Gordan lächelte sanft und legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Mein Leben war überaus erfüllt, mein Junge. Und der Tod ist nun mal unausweichlich. Aber sei unbesorgt. Ich habe noch genug Zeit, um einen ordentlichen Magier aus dir zu machen.«
    »Aber weshalb seid Ihr dann gerade jetzt hier?«, fragte Phelyne.
    »Gordan kam mit einer Bitte zu mir«, antwortete Jorgan für den Magier. »Anscheinend haben die Orks Frieden mit den Menschen des Südens ausgehandelt. Gordan möchte mich dazu bewegen, Handel mit ihnen zu treiben.«
    »Lachhaft!«, schnaubte Vareth verächtlich.
    »Ist das so?«, fragte Gordan in scharfem Tonfall. »Die Orks waren nicht immer unsere Feinde. Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein falscher Krieg gegen dieses stolze Volk geführt, und man vertrieb es in die Berge. Morkarion, der Gott der Orks, war stets ein Verbündeter Alghors.«
    »Pah! Nichts als hohle Worte!«, beharrte der Prinz.
    Der Magier lenkte erstaunlich schnell ein. »Wie Ihr meint, mein Prinz. Ich will nicht mit Euch streiten. Mein König, das Essen war vorzüglich, doch nun werde ich mich mit Eurer Erlaubnis auf mein Zimmer zurückziehen. Wie unzweifelhaft erwiesen ist, bin ich der mit Abstand Älteste am Tisch und brauche meinen Schlaf.«
    Der König nickte ihm lächelnd zu, und Gordan erhob sich von seinem Stuhl.
    * * *
    Gordan eilte durch die Flure zu seinem geräumigen Zimmer. Er war keineswegs müde gewesen, doch während des Essens hatte er stets eine ganz bestimmte Aura gespürt. Er wusste nicht, wie es Malvners Mörder gelang, seine Aura so gut zu verbergen, doch hier in Berenth hatte Gordan sie gefunden. Es bestand kein Zweifel daran. Der Mörder war hier. Somit schwebte der König womöglich in großer Gefahr.
    Vor Eile machte er sich nicht einmal die Mühe, die Tür zu verriegeln. Gordan öffnete seinen Geist dem Astralraum und begab sich auf die Suche nach der Aura des Mörders. Könnte er sie genau bestimmen, wäre es ihm vielleicht möglich, sich zu ihm zu versetzen, den Mord an Malvner zu sühnen und weitere Untaten zu verhindern. Dezlot sollte davon nichts erfahren. Der Junge war auch so verwirrt genug.
    Just in dem Augenblick, als er dachte, den Mörder eindeutig aufgespürt zu haben, bemerkte Gordan eine Veränderung im Astralraum. Einem weniger mächtigen Magier wäre die Störung kaum aufgefallen, doch Gordan kannte die magischen Strömungen und wusste, wenn sich Fremdkörper darin bewegten. Einen solchen Fremdkörper hatte er gerade ganz in seiner Nähe ausgemacht.
    Rasch zog er sich aus dem Astralraum zurück und versuchte, sich den Einflüssen der magischen Kräfte zu entziehen, doch der Fremdkörper bewegte sich rasend schnell auf ihn zu.
    Gordan änderte die Taktik, als er erkannte, dass eine Flucht unmöglich war. Er bereitete innerlich magische Barrieren vor, um sich einen Angreifer vom Leib zu halten.
    Gordan! schrie eine Stimme, die wie das Kreischen von Metall auf Fels klang.
    Er antwortete nicht. Eine einzelne Schweißperle sammelte sich auf seiner Stirn und rann seine linke Wange hinab.
    Ich weiß, dass du es bist, alter Mann! rief die Stimme. Deine Kraft strahlt heller als die Feuer der Niederhöllen!
    Ein Aurelit also , folgerte der Magier.
    Ich gebe dir eine letzte Gelegenheit, dich mir zu unterwerfen!
    »Schweig, Ausgeburt eines Wahnsinnigen«, sagte Gordan laut. Der Aurelit war hier, er konnte seine Anwesenheit deutlich spüren.
    Hinter ihm erklang schallendes Gelächter. Mit einer Schnelligkeit, die man seinem alten Körper nicht zugetraut hätte, wirbelte Gordan herum und schwang dabei einen langen Stab, der wie aus dem Nichts in seiner Hand erschien. Der Schlag durchschnitt die Luft mit einem schnalzenden Geräusch und fuhr durch eine schwarze, schattenhafte Gestalt. Bei der Berührung des fast menschengroßen Schemens kroch eine lähmende Kälte in seinen Körper.
    Die Stimme des Dämons war real und nicht nur in Gordans Kopf zu hören. »Ich bin Pharg‘inyon, der Schinder. Nimm mein Angebot an, oder vergehe durch meine Macht!«
    »Ich wähle die dritte Möglichkeit«, entgegnete Gordan ruhig und bereitete in Gedanken einen Zauberspruch vor. »Ich schicke dich zurück in deine geliebten

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