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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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getan?«, fragte er den Wächter, der Dezlot mit dem Schwert in Schach hielt.
    »Das wissen wir nicht, Majestät«, antwortete der Mann wahrheitsgemäß. »Jedenfalls fanden wie ihn über die Leiche gebeugt.«
    Etwas regte sich in Dezlots Verstand. Ein Instinkt verriet ihm, dass gerade sein Leben auf dem Spiel stand. Der Junge drehte den Kopf zu König Jorgan und blickte ihn aus verquollenen Augen an. »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte er matt.
    Argwöhnisch musterte er den Jungen, doch letztlich überzeugte ihn dessen Blick, aus dem überwältigender Kummer sprach. »Dann muss der Mörder sich noch im Palast aufhalten«, sagte der König. »Schnell, läutet die Glocke!«, befahl er einem der Soldaten. »Niemand darf das Gelände verlassen, bevor ...«
    »Er ist bereits verschwunden«, unterbrach ihn Dezlot, der allmählich wieder Herr seiner Sinne wurde.
    Jorgan zog fragend eine Augenbraue hoch. »Wie ist das möglich?«
    Dezlot versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Wovon hat Gordan nur gesprochen? Schließlich ergriff er das Wort. »Gordan wurde von einem Magier getötet.« Sofort spürte er die Unruhe des Soldaten, der ihn nach wie vor mit dem Schwert bedrohte. »Nicht von mir«, fügte der Junge rasch hinzu. »Gordans Mörder hat bereits meinen früheren Meister getötet, Malvner Wibran. Und nun ist er hier in Berenth. Gordan hat noch eine Warnung ausgestoßen, ehe er starb. Er sagte, dass Ihr in großer Gefahr schwebt, Majestät.«
    Jorgan schürzte die Lippen und wog die Geschichte ab. »Und das kannst du beweisen?«
    Dezlot zuckte mit den Schultern. »Ich sah einen Schemen, der Gordan angriff. Als ich kam, löste er sich in Nichts auf. Er muss es gewesen sein.«
    »Ein mordender Magier in Berenth?«, fragte der Soldat mit dem gezückten Schwert entsetzt. »Wir müssen sofort die Kleriker ...«
    Jorgan brachte ihn mit einem tadelnden Blick zum Schweigen. »Ich sage, was wir tun und was nicht. Ich kann und will keine Horde dieser Fanatiker durch Berenth wüten lassen.«
    »Aber er darf nicht entkommen!«, rief Dezlot verzweifelt aus.
    »Das wird er auch nicht«, beruhigte ihn der König. »Wir werden ihn selbst aufspüren. Oder einen Kleriker finden, dem wir vertrauen können.«
    Mittlerweile war Cordovan eingetroffen und schnappte hörbar nach Luft. »Wer hat das getan?«, fragte er.
    »Ein Magier«, antwortete der König.
    »Soll ich Phelyne rufen lassen?«
    König Jorgan seufzte. »Können wir ihr vertrauen?«
    Cordovan verstand die Bedenken des Königs – Jorgan mochte die Kleriker nicht und wollte sie nicht in den Augen des Volkes aufwerten, indem er sie um Hilfe bat.
    Der Kommandant antwortete ehrlich: »Ich weiß es nicht.«
    »Wir sollten dies vorerst geheim halten«, beschloss Jorgan. »Teilt den Wachen und den Bediensteten mit, dass unter keinen Umständen über diesen Vorfall gesprochen werden darf.«
    »Wie Ihr wünscht, Majestät«, sagte Cordovan und gab einem umstehenden Soldaten ein Zeichen, den Befehl an die übrigen Menschen im Schloss weiterzugeben. »Morgen beginnen wir mit der Suche nach dem Mörder ... auch wenn ich nicht weiß, wie.«
    »Ich will Euch helfen, Kommandant«, meldete Dezlot sich zu Wort, der Gordans Tod nicht ungesühnt lassen wollte.
    Cordovan nickte, blickte dann jedoch fragend seinen König an.
    »In Ordnung«, stimmte Jorgan zu. »Bekämpfen wir Feuer mit Feuer.« Dann wandte er sich wieder an den Kommandanten: »Cordovan, ich verstehe, dass Ihr bei dieser Angelegenheit gerne die Unterstützung der Kleriker in Anspruch nehmen würdet. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir ihnen trauen können.«
    »Wir werden seinen Tod nicht ewig geheim halten können«, erwiderte Cordovan. »Früher oder später müssen wir ihn der Erde übergeben.«
    »Er wird im Grab meiner Familie beigesetzt«, sagte Jorgan, ohne zu zögern. »Laut den Chroniken des Landes hat Gordan viel für das Land der Berenthi getan. So will ich es ihm vergüten.«
    * * *
    Dergeron war, als erwachte er aus einem Albtraum. Pharg‘inyon brach ihre Verbindung ab, und der Krieger wurde aus seinem Dämmerzustand zurück in die Wirklichkeit gerissen. Es war kaum Zeit vergangen, wie er beim Blick auf das Kaminfeuer rasch feststellte, doch die Bilder in seinem Kopf reichten, um die Schrecken eines ganzen Lebens zu füllen.
    Der Aurelit hatte einen Mann angegriffen – Gordan. Er hatte den alten Magier vernichtet. Mit jedem Atemzug hatte der Dämon dem Greis mehr und mehr Schmerzen verursacht, ihn geistig gefoltert.

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