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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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laufen lassen.
    Faeron kniete sich neben sie und stimmte ihrer Einschätzung zu. »Einer ist geflohen. Und Ul‘goth hat ihn nicht verfolgt, seine Spuren sind hier nirgends zu sehen. Khalldeg, wie lange, glaubst du, ist der Goblin dort schon tot?«
    Der Zwerg fuhr sich mit der Hand durch den struppigen Bart: »Kaum länger als den halben Morgen.«
    »Wir sollten der Spur folgen. Vielleicht führt sie uns zum Lager der Goblins«, schlug Faeron vor.
    »Aber wir können doch Ul‘goths Spur folgen und ...«
    »Ul‘goths Vorsprung ist zu groß, Tharador«, fiel Faeron dem Paladin augenblicklich ins Wort. »Wir können ihm eher helfen, indem wir das Hauptlager der Goblins finden und sie gegeneinander aufhetzen.«
    »Wir sollten uns beeilen«, warf Calissa ein. »Der Geruch der Leiche wird Tiere anlocken, die gefährlicher sind als diese Würmer.«
    Nach weniger als einer Sonnenstunde kamen sie nicht mehr weiter. Der Wald verschloss sich vor ihnen zu einem undurchdringlichen Gewirr aus feindseligen Ästen und Sträuchern. Seit dem Verlassen der Lichtung hatte der Wald sie einen schmalen Pfad ohne jede Abzweigung entlanggeführt.
    »Verfluchter Wald!«, schimpfte Khalldeg.
    »Das ist unmöglich«, stutzte Tharador. »Der Goblin kann hier nicht entkommen sein. Er hätte uns begegnen müssen.«
    Faeron nickte nachdenklich. »Der Wald hat uns diesen Weg aufgezwungen. Er verändert sich ununterbrochen. Was immer sich hier befindet, der Wald wollte, dass wir es entdecken.«
    »Aber hier ist nichts, nur Gestrüpp!«, brummte Khalldeg.
    Faeron murmelte: »Ganz richtig« und trat an einen der Bäume heran. Der Elfenkrieger legte die Hände auf den alten Stamm und befühlte die spröde Rinde des stummen Giganten. »Was willst du uns sagen?«, flüsterte Faeron, als würde er direkt zu der Pflanze sprechen. Er strich mit den Fingerspitzen über das lebendige Holz und grub sie schließlich in feine Ritzen im natürlichen Panzer des Baumes. »Magra, hilf mir«, sprach er nun deutlich. »Ich will verstehen.«
    »Elf, was ...«, begann Khalldeg, doch Calissa presste ihm die Hand auf den Mund und brachte ihn augenblicklich zum Verstummen. Khalldeg schnaubte verächtlich, verkniff sich jedoch weitere Äußerungen und zuckte nur mit den Schultern.
    »Geist des Waldes«, fuhr Faeron indes fort, »wir sind nicht deine Feinde.«
    Tharador hatte Faerons Magie bereits einige Male erlebt, dennoch verblüffte sie ihn jedes Mal aufs Neue. Es gab keine sichtbare Veränderung, doch der Paladin konnte deutlich fühlen, wie Faerons Geist mit dem des Waldes verschmolz. Er konnte vor seinem inneren Auge die magischen Kräfte erkennen, ja mehr noch: Der Paladin spürte den fließenden Lebenssaft der Bäume, fühlte Calissas und Khalldegs Herzschläge, ihre Kraft. Es war, als wäre er plötzlich mit allen Wesen verbunden. Es dauerte nur einen Lidschlag, dann fühlte er nichts mehr, konnte nur noch unbeteiligt zusehen, wie Faeron mit dem Geist des Waldes sprach.
    Der Elf brach erschöpft zusammen, als der Baum ihn gehen ließ, doch plötzlich tat sich ein zuvor verborgener Pfad vor ihnen auf.
    »Er akzeptiert unsere Anwesenheit«, keuchte Faeron, »und wird uns zur Quelle der Reinheit führen.«
    »Wer?«, fragte Calissa.
    »Der Wald «, antwortete Faerons knapp.

Politik
    Dergeron sah durch das Fenster seines Arbeitszimmers auf den Burghof hinaus. Sein Arbeitszimmer befand sich im Hauptgebäude des Schlosses, allerdings nicht im obersten Stockwerk, das der Graf für sich allein beanspruchte. Die bereits untergehende Wintersonne verzierte die Dächer der kleinen Stadt mit einem goldenen Glanz.
    Dergerons Blick schweifte über die Wehrgänge des Schlosses, dann hin zur Kaserne, die sich rechts neben dem großen Burgtor an die Granitmauern schmiegte. Die Stallungen und Gesindegebäude lagen auf der anderen Seite. Dazwischen erstreckte sich ein weitläufiger, mit Pflastersteinen ausgelegter Innenhof.
    Schloss Totenfels war eine alte Kriegsburg. Hier gab es keinen Platz für ausladende Gärten wie im Königsschloss zu Berenth. Nüchterne Zweckmäßigkeit beherrschte die Bauweise. Gerade das schätzte der Kommandant über alle Maße. Dergerons Sinn für Schönheit beschränkte sich auf junge Frauen – was ihn an Alynéa denken ließ, die noch vor wenigen Augenblicken vor ihm gestanden hatte.
    Sie hatte ihm mitgeteilt, wann er Tizir am besten ausschalten könnte, doch Dergeron hatte ihr kaum zugehört. Die junge Frau hatte ein tief ausgeschnittenes,

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