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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Armen zu, die er jedoch lediglich mit einem wütenden Knurren abtat.
    Der hünenhafte Ork hielt den Goblin am Fußgelenk fest und hob die Kreatur empor, bis er dem nur halb so großen Geschöpf beinah in die Augen blicken konnte. »Weißt du, wer ich bin?«, fragte der Orkkönig. Der Goblin schüttelte heftig den Kopf, sodass sein ganzer Körper wie ein Fisch an einer Angel zappelte. Ul‘goth wollte sich gerade vorstellen, da fiel ihm die Unterhaltung der beiden Kreaturen ein, die er zuvor belauscht hatte. »Ihr fürchtet euch vor den Geistern dieses Waldes, nicht wahr?«, fragte er und verlieh seiner tiefen Stimme einen kalten Unterton, um sie noch bedrohlicher erscheinen zu lassen. Der kleine Goblin nickte zitternd, und das Klappern seiner Zähne wurde merklich lauter. »Das solltet ihr auch«, fuhr Ul‘goth fort. »Ich bin der Zorn des Waldes, die Rache der Bäume, die ihr gefällt habt. Ich bin sein wildes Herz und ich werde nicht ruhen, bis ich alle Eindringlinge vernichtet habe! Verlasst den Wald und flieht in eure Heimat, oder ich werde euch alle töten!« Ul‘goth setzte kurz ab, während der Goblin vollends die Fassung verlor, sich benässte und bitterlich zu weinen begann. »Du wirst tun, was ich dir sage!«, fuhr der Ork in scharfem Ton fort, und der Goblin verstummte augenblicklich, schluckte die letzten Tränen hinunter. »Du wirst all deinen Leuten meine Botschaft überbringen, oder dein Tod wird langsam und qualvoll sein.«
    Die Worte verfehlten nicht ihre Wirkung, denn der Goblin wuselte augenblicklich ins Waldesinnere davon, als der Ork ihn schließlich fallen ließ.
    Ul‘goth sparte sich die Mühe, dem Wicht zu folgen. Das Gewirr aus Büschen, Bäumen und anderen Pflanzen wucherte viel zu dicht für seinen massigen Körper. Stattdessen verließ der Orkkönig die Lichtung über einen schmalen, ausgetretenen Pfad. Allem Anschein nach waren die Goblins nicht zum ersten Mal hier gewesen. Ul‘goth vermutete, seine Opfer waren einem mehr oder weniger festen Wachrundgang gefolgt.
    Der Weg würde ihn gewiss bald zu neuen Gegnern führen.
    * * *
    Seit ihrer Begegnung mit der Wandelboa achteten sie deutlich aufmerksamer auf ihre Umgebung.
    »Also, Elf, was hält der Wald noch für uns bereit?«, fragte Khalldeg mürrisch.
    »Neben Schlangen und tödlichen Pflanzen?«
    »Ja, ganz recht. Ich dachte, wir meucheln einen Haufen Goblins, und jetzt muss ich mich vor diesem Gestrüpp hier in Acht nehmen!«, zeterte der Zwerg und schlug mit seiner großen Streitaxt auf einen Dornenbusch neben sich ein.
    Faeron war augenblicklich neben ihm und hielt die Waffe am Schaft fest. »Du solltest den Wald nicht verärgern, Khalldeg«, ermahnte er ihn. »Du weißt nicht, welche Magie ihm innewohnt. Wir werden ihm keinen weiteren Schaden zufügen, wenn wir es vermeiden können.«
    »Na schön, aber was kann mich hier sonst noch umbringen?«, fragte der Berserkerzwerg genervt.
    »Bären, Waldlöwen, Wildschweine, der Wald ist voll von wilden Tieren«, überlegte Faeron. »Ist jedoch gut möglich, dass die Goblins viele von ihnen vertrieben haben.«
    Mit dem Höchststand der Sonne erreichten sie die kleine Lichtung, die Ul‘goth am Morgen passiert hatte. Faeron entdeckte die Leiche des Goblins als Erster, wenngleich von der armen Kreatur nicht mehr viel übrig war. Der Wald hatte kurzerhand eine Armee von Würmern und Käfern ausgesandt, die den Eindringling bereits zersetzten. Tharador musste ein Würgen unterdrücken, und auch Calissa wandte sich angewidert von dem Bild ab. Lediglich Khalldeg scheute die Berührung mit der Leiche nicht und zog den verrottenden Körper aus dem Gebüsch.
    »Man könnte fast meinen, der Kerl wäre schon seit einem Mond tot«, stellte er nüchtern fest.
    »Ist das denn so unwahrscheinlich?«, fragte Tharador.
    »Sein Blut ist noch frisch«, erklärte Khalldeg. »Hier, die Verletzungen an der Haut stammen nicht von einer Klinge. Etwas Schweres hat den Brustkorb des kleinen Mistkerls getroffen und ihm die zersplitterten Knochen von innen durch den Körper getrieben. Der Goblin wurde von dem Schlag regelrecht zerfetzt.«
    »Etwas Schweres«, wiederholte Faeron mit einem zufriedenen Lächeln. »Vielleicht ein orkischer Kriegshammer?«
    Khalldeg nickte mit einem breiten Grinsen. »Ja, Ul‘goth hat hier ganze Arbeit geleistet.«
    »Einen hat er vergessen!«, rief Calissa ihnen zu. Die junge Diebin hatte den Boden nach Spuren abgesucht und die Fußabdrücke des Goblins entdeckt, den Ul‘goth hatte

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