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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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meiner Seele geschehen, sollte ich bald sterben?, fragte er sich. Wird der Ewige mir eine Wiedergeburt aufzwingen oder wird man mich eins mit dem Gottkönig werden lassen? Würde Alirion mich überhaupt in sich aufnehmen?
    Faeron schloss die Augen und versuchte, diese Gedanken – nein, alle Gedanken – aus seinem Geist zu verdrängen. Er wollte die Ruhe der Natur spüren, wollte seine Seele mit Magras Schöpfung in Einklang bringen. So, wie Alirion ihn es gelehrt hatte. Alirion, der Gottkönig, der seit Tausenden von Jahren die Elfen durch ihre Existenz leitete. Er hatte sich geopfert, um Aurelion zu verbannen, doch sein Geist wachte weiterhin über sie alle. Im Herzen von Alirions Wald entsprang eine Quelle ähnlich jener im See. Alirions Quelle war einzigartig. In ihr fanden sich alle Geister der Elfen, deren Lebensfunke erloschen war. Dort sammelte der Elfengott ihre Seelen und verband sie mit seinem eigenen, unsterblichen Geist. Manchmal bezeichnete man Alirion auch als den Rat der Alten , womit man den unzähligen Geistern der Elfen Respekt zollte.
    Doch würde sein eigener Geist diesen Weg beschreiten dürfen? Nachdem Alirion ihn auf diese Reise geschickt hatte, zweifelte Faeron ernsthaft daran. Sein eigenes Volk hatte ihn verstoßen. Seit dem Krieg gegen den Hexer Karandras hatte Faeron nur noch eins im Sinn: Einsamkeit. Er wollte für sich sein, sein Herz verschließen, sodass es nie mehr durch den Verlust einer geliebten Person Schaden nehmen müsste. Tharador jedoch gestaltete es ihm unmöglich. Er liebte den Paladin wie einen Bruder. Tharadors Ende würde die größte Tragödie in Faerons langem Leben darstellen, davon war er fest überzeugt.
    »Magra, hilf mir«, flüsterte Faeron resignierend, als er bemerkte, dass sein Geist keine Ruhe fand.
    Plötzlich legte sich ein Schatten über ihn, jedoch nicht bedrohlich, vielmehr schützend. Faeron drehte sich um und blickte in die Augen des Gottes der Zentauren, des Hüters der Quelle.
    »Deine Reise ist keine Verbannung«, sprach der Ewige sanft. »Mein Bruder hat dich nicht aufgegeben, Faeron Tel‘imar. Er will dich retten.«
    »Aber weshalb schickt er mich dann fort von meiner Heimat?«, fragte Faeron mit bebender Stimme. Jede Silbe, die der Ewige sprach, jeder Ton, den er formte, drangen in sein Herz und berührten es an einem Punkt, den der Elf schon lange tot geglaubt hatte. Ähnlich wie seine Liebe für Tharador sein Herz belebte, nur war die Stimme des Ewigen um ein Vielfaches gewaltiger.
    »Ist Alirions Wald denn deine Heimat?«, fragte der Ewige.
    Faeron überraschte die direkte Art des Kanduri . Es war eine einfache Frage, doch der Elf fand keine einfache Antwort darauf. Er begann, darüber nachzudenken.
    »Es war eine sehr einfache Frage, nicht wahr?«, fuhr der Ewige fort und schien Faerons Gedanken zu lesen. »Das sind häufig die am schwierigsten zu beantwortenden.«
    »Es ist der Ort, an dem ich geboren wurde. Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin«, versuchte Faeron, sich einer Antwort anzunähern.
    »Und dennoch ist er nicht deine Heimat«, schloss der Ewige den Gedanken.
    Faeron nickte, da er glaubte die Antwort gefunden zu haben: »Meine Heimat ist dort, wofür mein Herz schlägt.«
    »Eine einfache Wahrheit, die wir dennoch oft vergessen. Vielleicht findet dein Geist nun die Ruhe, die du so lange gesucht hast. Alirion hält große Stücke auf dich, Faeron Tel‘imar.«
    Faeron blickte den Ewigen verwirrt an, doch bevor er etwas fragen konnte, legte der Gott der Zentauren dem Elfen die flache Hand auf die Stirn. »Du bist dieses Geschenks würdig«, sagte der Ewige, und die Worte hallten Faeron in den Ohren, bis sie schmerzten. Im nächsten Moment war der Ewige verschwunden, aufgelöst in einen Hauch und davongetragen vom Wind.
    Faeron saß allein zwischen majestätischen Bäumen und prächtigen Farnen. Dunkles Moos bedeckte die der Sonne abgewandten Seiten der Baumstämme, und vereinzelt fielen goldbraune Blätter aus den Baumkronen, um gleich darauf von einem jungen Trieb ersetzt zu werden.
    Faeron konnte die Augen nun wieder schließen und innere Ruhe empfangen, denn der Ewige hatte sie ihm eröffnet. Seine Heimat war hier, bei seinen Freunden, inmitten dieses Abenteuers. Alirions Wald würde für immer ein Teil von ihm sein, doch seine Freunde bedeuteten ihm mehr. Deshalb hatte Alirion ihn fortgeschickt. Der Gottkönig der Elfen erwartete, dass sie die Existenz ihrer Art und die Sicherheit des Waldes über alles andere stellten. Faeron

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