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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgesehen hatte.
    Auch der Maskenträger hatte sich hingesetzt. Bei jeder Bewegung klirrten die Ketten seines Hemdes. Wie der Verwachsene sollte auch er ein Überbleibsel aus einer schlimmen Zeit sein. Der Henker und der Narr. Wie oft hatten beide zusammengehört?
    Die Hände des Mannes waren breit und flach. Bauernhände, gezeichnet von der Feldarbeit. Umständlich wischte er sich das Blut aus dem Gesicht. Die Fackeln gaben Rauch ab, der träge über den Schauplatz des Geschehens schwebte.
    Als Bill die Frau vor Suko losließ, begann sie wieder zu schimpfen. »Los, ihr Bastardos, tötet mich! Was soll ich noch leben? Es ist alles vorbei! Umsonst…«
    »Seien Sie froh, dass es keine Tote gegeben hat!« fuhr ihr Bill in die Parade.
    Sie lachte nur und legte den Kopf in den Nacken. »Froh soll ich sein? Nein, ich bin nicht froh. Ich wäre lieber tot, denn jetzt habe ich das Jenseits verraten, und seine Strafe wird fürchterlich sein. Ich werde all die Qualen erleiden, die meine Vorfahren den Unschuldigen angetan haben. Versteht ihr?«
    »Nicht ganz«, gab Bill zu. »Ich habe das Gefühl, dass Sie persönlich mit dem Jenseits in einer Art von Hassliebe verbunden sind!«
    Die Frau schüttelte sich. »Wie meinst du das?«
    »Sie wollen hin und haben gleichzeitig Angst, dass es sie holt. Sie schicken ihm Opfer zu, um eine alte Schuld zu begleichen, die sich Ihre Vorfahren aufgeladen haben. Aber irgendwann einmal ist Schluss. Da können auch Sie nicht mehr weiter. Verstehen Sie? Alles hat einmal ein Ende!«
    »Für mich jetzt schon.«
    »Nein!« widersprach Suko haft »Jetzt beginnt der Fall erst. Wir werden das, was Sie als Jenseits oder das andere Ufer der Nacht bezeichnen, genauer untersuchen.«
    »Wie denn?« kreischte sie.
    »Wir fahren hin!«
    »Mit einem Auto vielleicht, einem…«
    »Man kann auch zu Fuß gehen.«
    Da senkte sie den Kopf und schüttelte ihn. Das graue glatte Haar geriet durcheinander. »Macht euch keine falschen Vorstellungen! Ihr könnt es nicht besiegen. Es ist die Zone zwischen den Welten, die einfach ihre Stärke hat.«
    »Aber es sind Menschen zurückgekommen, nicht wahr?«
    »Ja, das sind sie.«
    »Und?«
    Sie schaute beide Männer bei ihrer Antwort an. »Aber wie sahen sie aus? Schrecklich, furchtbar, grauenhaft. Sie müssen Unbeschreibliches gesehen haben. Man hat ihnen einen Einblick in das Totenreich gegeben. Ich selbst habe es von den Sterbenden gehört. Sie haben mir verraten, dass sie im Jenseits waren, in einer Vorhölle, wo das nackte Grauen regiert. Das übersteht kein Mensch, das kann er nicht überstehen, tut mir leid, euch das sagen zu müssen!«
    »Wir sind anderer Meinung«, erklärte Suko, »und wir haben unsere Gründe. Nicht von ungefähr sind wir hier erschienen, denn wir gehören zu den Menschen, die sich beruflich mit diesen Dingen auseinandersetzen. Wir haben gegen Geister, Gespenster und Dämonen gekämpft und auch Blicke in Zwischenreiche werfen können, die von Ihnen als Jenseits bezeichnet würden. Das Totenreich ist woanders, ganz woanders. Es gibt namhafte Wissenschaftler, die sich mittlerweile damit beschäftigt haben und durch Aussagen klinisch Toter etwas davon erfuhren, wie es auf der anderen Seite zugehen kann. Ein winziger Schleier des Geheimnisses ist bisher gelüftet worden, aber nur ein sehr, sehr kleiner, mehr auch nicht. Deshalb werden wir jetzt gemeinsam dorthin gehen, wo unser Freund John Sinclair verschollen ist. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, ich habe verstanden«, erwiderte die Frau mit einer Stimme, die auch einem Roboter hätte gehören können. »Ich habe genau verstanden, aber es wäre Selbstmord, wenn ich mit euch gehen würde. Ich würde mich ihnen ausliefern. Lasst mich hier!«
    »Nie!« Sie ging einen Schritt zurück, und es sah so aus, als wollte sie fliehen.
    Deshalb reagierte Bill Conolly schnell und sicher. Er legte der Frau eine Hand auf die Schulter und schaute sie hart an. »Keine Chance, Senora, wirklich nicht.«
    Sie beugte sich vor. »Früher haben Frauen oder Männer, die keinen Ausweg mehr sahen, Selbstmord begangen. Ich hätte mir eine Giftnadel einstecken sollen, das wäre besser gewesen.«
    »Solange man lebt, sollte man die Hoffnung nie aufgeben«, sagte der Inspektor.
    »Was ist das für ein Leben?«
    »Ein schlechtes Leben ist besser als ein gutes Sterben!« Mit dieser Bemerkung war für Suko die Sache erledigt. Er drehte ab, ging auf den Maskenträger zu und schlug ihm blitzschnell die Handkante so dosiert gegen den Hals,

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