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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschoben und stand dort so fest, dass auch heranrollende Wellen sie nicht mehr wegtragen konnten. Bill schätzte die Breite ab und sprach mit Suko darüber. »Das müsste für uns drei zu schaffen sein.«
    »Ich will nicht hinüber!«
    Es war klar, dass die Senora dies sagen würde. Weder Bill noch Suko waren damit einverstanden.
    »Sie müssen mit«, erklärte der Reporter. »Sie sind unsere einzige Chance!«
    »Wieso? Ich…«
    »Bitte, Senora, denken Sie nach! Überlegen Sie genau. Sie haben immer direkt damit zu tun gehabt. Ihre Familie ist der Schlüssel zu allem. Sehen Sie das einmal so.«
    »Es ist gut«, flüsterte sie und nickte. »Es ist schon gut, ich werde mit Ihnen gehen.«
    »Danke.«
    Suko beschäftigte sich schon mit den praktischen Gegebenheiten. »Die Strömung ist zum Glück nicht so stark, dass sie uns die Beine wegreißen würde. Wir kommen schon hin.«
    »Auch ich?«
    Der Inspektor lächelte die Spanierin an. »Auch Sie, Senora. Davon bin ich überzeugt.«
    Suko überreichte Bill die Fackel. Gesprochen wurde nicht mehr. Die beiden Männer brauchten keine Worte zu sagen, sie wussten, was sie zu tun hatten. Ein spitzer Schrei der Überraschung verließ den Mund der Frau, als Suko zufasste und sie in die Höhe hob. Damit hatte sie nicht gerechnet. Der Chinese lächelte ihr beruhigend zu, als er sie auf den Armen liegen hatte. »Keine Panik, wir beide werden es schon schaffen. Sie jedenfalls kommen trockenen Fußes an das andere Ufer.«
    »Das… das hoffe ich…«
    Der Chinese stieg als erster in die Fluten, während Bill Conolly die beiden Fackeln hielt und leuchtete. Der Schein fiel wie ein roter Teppich über die Wellen und gab ihnen ein geisterhaftes Aussehen. Über Klippen oder aus dem Wasser ragende Felsen brauchten sie nicht zu steigen. Suko spürte auch wenig Steine auf dem Grund, er bekam einen relativ guten Halt, und auch die von der rechten Seite gegen ihn drückende Strömung schaffte es nicht, ihn von den Beinen zu reißen. Wie ein Kind lag die Frau in Sukos starken Armen. Er würde sie bis an das andere Ufer tragen. Sie zitterte. Ihr Griff um Sukos Schultern wurde zu einer Klammer. Die Frau verspürte eine große Furcht. Verständlich, auch Suko hätte diese Angst gehabt, wäre seine Familie von einem so starken Fluch getroffen worden.
    Das Wasser war zwar nicht tief, dafür jedoch eiskalt. Diese Kälte biss durch die Kleidung und die Haut des Inspektors. Die Wellen umspülten seinen Gürtel, als er sich in der Mitte des Flusses befand, aber das Wasser stieg zum Glück nicht höher. Die Strömung schien unzählige Hände zu haben.
    Allmählich wurde die Frau auch für Suko schwer. Sein Gang war schwankend geworden. Das bemerkte auch Bill, der hinter ihm ging und die Fackeln in die Höhe hielt. »Schaffst du es?« fragte er laut.
    »Ich denke schon.«
    Der Chinese schaffte es tatsächlich! Er freute sich, als er in seichtes Wasser gelangte. Es schäumte nur noch um die Beine. Die nächsten Schritte brachten ihn an das andere Ufer, wo er die Frau neben der mit dem Bug auf dem Trockenen stehenden Totenbarke hinstellte. Tief atmete er durch.
    Auch Bill kam herbei. Er fand zwischen den Steinen Lücken, in die er die Fackeln klemmte. Dann drehte er sich um.
    Beiden klebte die Kleidung am Körper. Nur die Oberkörper waren einigermaßen trocken. »Ist es hier tatsächlich?« fragte der Reporter, als er auf die Senora zuschritt.
    Sie nickte. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert Angst spiegelte sich in ihm, es wirkte stumpf und sah selbst im Licht der Fackeln grau aus.
    »Wo könnten sie sein?«
    Die Frau deutete nach vom. Ihr ausgestreckter Zeigefinger zitterte dabei. Bill lachte leise. »Da?«
    »Ja.«
    »Aber da sind Felsen. Ich sehe keine Lücken, weder Tunnels noch Stollen oder andere Eingänge.«
    »Es sind keine Felsen.«
    »Sondern?«
    »Wir befinden uns am anderen Ufer der Nacht. Vor uns liegt eine schreckliche Welt. Hier ist die Grenze zum Jenseits, wenn Sie verstehen!«
    »Bisher noch nicht.«
    »Wir haben noch eine Chance«, begann sie. »Bitte.«
    »Lassen Sie uns umkehren!«
    Damit waren weder Bill noch Suko einverstanden. Ihr entscheidendes Nein deutete darauf hin. Und Bill sagte der Frau noch einmal mit aller Deutlichkeit, dass er nicht an das Jenseits in dieser Form glaubte. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Sie werden den Beweis bald bekommen.«
    »Das hoffe ich doch.« Der Reporter nickte. Er hatte damit auch das Zeichen für Suko gegeben, der ebenfalls nicht

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