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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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den Weinbergen, die sich dort mit Äxten zu schaffen machten. Als sie den Blick weiter schweifen
ließ, erkannte sie, dass überall auf den Feldern und Weinbergen Gruppen von ein oder zwei Dutzend Bewaffneten umherstreiften. Und dann begann fast gleichzeitig an mehreren Stellen Rauch aufzusteigen. Auch auf einer Obstwiese, auf der Reihen von alten Kirsch- und Zwetschgenbäumen standen, machten sie sich mit ihren Äxten zu schaffen. Der erste Baum fiel ächzend zur Seite.
    Elisabeth fühlte den Schmerz, obwohl es nicht ihre Weingärten und Obstbäume waren, die dort vernichtet wurden. Sie sah eine Gruppe Reiter, die ihre schweren Rösser durch die prächtig im Halm stehenden Felder trieben. Was für eine Verschwendung!
    »Wenn sie Würzburg seine Trauben und sein Korn schon nicht wegführen können, dann wollen sie sie wenigstens vernichten«, kommentierte Meister Thomas, was sie hilflos mit ansehen mussten.
    Da entdeckte Jeanne eine Gruppe von Frauen, die auf das Tor zustrebten, vornweg eine hochgewachsene Gestalt, der einige rote Strähnen unter ihrer Haube hervorlugten.
    »Gret kommt zurück, und schaut nur, wen sie alles mit sich führt.«
    Elisabeth blinzelte. Ja, sie konnte die Frauenhauswirtin sehen, die mit energischem Schritt ein Stück hinter Gret ging, und auch Ester und Marthe erkannte sie sowie Mara und Anna. Die beiden blonden jungen Frauen hinter ihnen mussten die neuen Dirnen sein, von denen Meister Thürner gesprochen hatte. Doch was sie erstaunt ausrufen ließ, waren nicht die Dirnen um die Eselswirtin, die sie erwartet hatte. Der Gruppe folgte ein ganzer Pulk junger Mädchen und Frauen. Einige trugen Säuglinge auf den Armen, andere zerrten größere Kinder hinter sich her. Ein paar alte Frauen mit gebeugtem Rücken humpelten hinterher.
    »Schnell zum Tor«, rief Meister Thomas. »Ehe es sich die Wächter anders überlegen und den Frauen und Kindern den
Zutritt in die Stadt verwehren. Mit so vielen haben sie sicher nicht gerechnet, und ich weiß nicht, ob der Rat ihnen für solch einen Fall Anweisungen gegeben hat.«
    Elisabeth raffte ihre Röcke und eilte hinter dem Apotheker die Treppe vom Wehrgang herab. Sie erreichten das Tor von innen zur gleichen Zeit, als Gret mit ihrer Schar an das äußere Tor klopfte.
    Wie befürchtet, zeigten sich die Wächter störrisch. »Das war so nicht abgemacht.«
    »Oh doch! Ihr beiden habt versprochen, sie wieder einzulassen«, erinnerte sie Elisabeth, obwohl sie das Gespräch nicht hatte verfolgen können.
    »Ja, aber es war nicht von einem ganzen Heer von Flüchtlingen die Rede. Sollen wir die ganze Pleichach einladen und Haug noch dazu?«
    Elisabeth lag auf der Zunge, dass sie genau das befürworten würde, doch sie sagte es nicht, um den Wächter nicht noch mehr aufzubringen.
    »Wir spielen dem Feind in die Hände, wenn wir die Stadt so überfüllen, dass wir sie schon in wenigen Tagen nicht mehr ernähren können. Glaub mir, Mädchen, ich habe schon viel auf dieser Welt gesehen, und ich weiß, wie schnell Pest und Fieber in einer belagerten Stadt ausbrechen können und wie elendig sie daran zugrunde geht!«
    Es bedurfte doch noch des Goldguldens, um die Bedenken des Wächters zu zerstreuen. Ein Gulden war ein Gulden, daran gab es nichts zu rütteln. Und so viele Frauen waren es nun auch wieder nicht, die Einlass begehrten.
    Als der schwere Riegel fiel und das Türlein neben dem großen Tor aufschwang, weinte Elisabeth fast vor Erleichterung. Sie umarmte Gret, die als Erste die Stadt betrat. Hinter ihr folgten die Bewohnerinnen des Frauenhauses und dann die Frauen und Kinder, die von ihren Männern in die Sicherheit des doppelten Mauerrings geschickt worden waren.
    »Schneller, los, kommt schon, geht weiter und verstopft nicht den Platz vor dem Tor«, drängte der Wächter, der erleichtert aufatmete, als er die Pforte wieder verschlossen und fest verriegelt hatte. Die meisten Flüchtlinge zerstreuten sich rasch. Sie suchten Freunde oder Verwandte auf, soweit sie diese in der Stadt hatten. Andere beschlossen, an die Türen der Klöster zu klopfen oder sich vorerst in der Marienkapelle einzurichten. Die Frauen der Eselswirtin waren die letzten, die noch auf dem Platz standen. Wohin sollten sie auch gehen? Wer würde ihnen ein Dach über dem Kopf anbieten? Elisabeth sagte nichts. Sie wusste, dass dieser Schritt zu weit gehen und ihr Bruder ihn nicht nur nicht billigen würde; er konnte ihn seinen guten Ruf als Kaufmann kosten. Nein, das war nicht möglich. Ihr

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