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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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vorzugehen?
    Friedrich Schoder und die Ochsenfurter Ratsherren drängten auf genauere Auskünfte, während der Hauptmann der Bürgerwehr bereits alle tauglichen Männer und die Büchsenmeister herbeirufen ließ. Eilig wurden die Tore geschlossen, die Steinbüchsen in Stellung gebracht und die bewaffneten Bürger auf ihre Stellungen verteilt, verstärkt durch die zweihundert Mann starke Würzburger Besatzung, die der Dechant zurückgelassen hatte.
    »Es sollen fünfhundert Reiter und noch einmal so viele zu Fuß sein«, berichtete Meister Thomas, der sich bis zu den Ratsherren vorgedrängt hatte, um die schlechten Neuigkeiten aus erster Hand zu erfahren.
    Georg entfuhr ein Fluch. »Das darf ja wohl nicht wahr sein!«
    Er hatte gerade selbst noch einmal die Riemen der Gespanne
überprüft, wie er es sich auf seinen Reisen angewöhnt hatte. Nun war alles zum Aufbruch bereit. Das Gepäck auf dem Dach der Kutsche verstaut, die wenigen Waren, die sie wieder mit nach Würzburg nehmen wollten, auf dem Karren verschnürt, die Reitpferde gesattelt. Die vier Bewaffneten, die sie für ihren Schutz angeheuert hatten, warteten bereits.
    »Noch haben sie die Stadt nicht erreicht. Sie haben viel Fußvolk dabei. So schnell können sie also nicht unterwegs sein. Rasch! Sehen wir zu, dass wir noch aus der Stadt schlüpfen. Das Ganze geht uns nichts an, und ich habe keine Lust, wieder in einer belagerten Stadt festzusitzen.«
    Elisabeth trat zu den Männern. »Was ist eigentlich los?« Doch keiner war im Augenblick bereit, ihr zu antworten.
    »Du willst jetzt noch die Stadt verlassen und riskieren, dass wir dem Heer in die Hände fallen?« Meister Thomas war entsetzt. »Weißt du, was das bedeuten könnte? Denk an die Frauen! Außerdem wurden die Tore bereits geschlossen.«
    »Für ein paar Münzen würden sie uns sicher noch hinauslassen. Außerdem ist das ein Heer unseres Vaters. Du glaubst doch nicht, dass man Elisabeth und mir etwas antun würde! Und ihr gehört zu uns und steht damit unter unserem Schutz.«
    »Georg, ich will niemanden beleidigen, aber an die Kraft der Blutsbande kann ich bei Bischof von Brunn nicht so recht glauben. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er selbst dort draußen bei seiner Truppe ist. Wer wird dir zuhören und wer dir glauben, wenn sie dich fangen und ausrauben?«
    Elisabeth sah von einem zum anderen. Langsam konnte sie aus ihren Worten schließen, was da gerade auf sie und die Stadt zumarschierte. Zudem begannen sich die bewaffneten und gerüsteten Bürger auf dem Marktplatz zu sammeln und in kleinen Gruppen ihre Posten auf der Stadtmauer und den Türmen einzunehmen.
    Friedrich Schoder schickte einen größeren Trupp eilig auf
die andere Mainseite, um die Steinwarte bei Kleinochsenfurt zu besetzen, und einen weiteren auf den Galgenhügel im Süden der Stadt, um das anrückende Heer bereits vor den Mauern abzufangen. Entscheidend war, ob es ihnen rechtzeitig gelingen würde, die Büchsen in Stellung zu bringen. Elisabeth stöhnte auf. Nicht schon wieder! Ihr Vater schien sie mit seinen angeheuerten Kriegsknechten geradezu zu verfolgen.
    Georg stemmte die Hände in die Hüften. »Ach, und du glaubst, es wird besser für uns, wenn wir hierbleiben und sie die Stadt einnehmen?«
    »Ochsenfurt ist zwar nicht Würzburg, doch seine Mauern und Türme sind nicht zu verachten. Vielleicht ist es gerade von Vorteil, dass die Stadt nicht so groß ist und seine zu verteidigende Mauer damit nicht so unglaublich lang wie in Würzburg«, gab der Apotheker zu bedenken.
    »Äh, entschuldigt, die Herren, aber wir sollten uns nun unserer Mannschaft anschließen«, unterbrach einer der angeheuerten Begleiter das Streitgespräch.
    »Ihr werdet die Stadt jetzt nicht mehr verlassen können; daher rate ich, dass Ihr die Tiere ausspannen lasst und in den Gasthof zurückkehrt.«
    Was blieb Meister Georg anderes übrig, als die vier zu entlassen? Sebastian begann gerade die Pferde auszuspannen, als Domherr Schoder gestiefelt und in Rüstung auf sie zutrat.
    »Meister Georg, Meister Thomas, dürfte ich Euch bitten, mir zu folgen? In Zeiten der Not wird jede Hand gebraucht. Seid Ihr gute Schützen? Dann könnten wir Euch eine Armbrust beschaffen.«
    Georg machte aus seiner mangelnden Begeisterung keinen Hehl, wollte sich aber auch nicht verweigern. Er sah zu Elisabeth, die neben Meister Thomas stand. Sie nickte, wenn auch mit gequälter Miene.
    »Jetzt zählt nur noch, dass es ihnen nicht gelingt, die Stadt einzunehmen.«

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