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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Land arbeiten?« Gret schüttelte den Kopf. »Nein, vielleicht im Himmelreich, doch hier auf Erden oder, genauer gesagt, hier in Franken glaube ich nicht, dass ich das jemals erleben werde.«
     
    Am zehnten Tag ließ Bischof von Brunn seine Tochter noch einmal zu sich rufen. »Wenn wir nicht bald einen Durchbruch erzielen, überlege ich mir, die Belagerung vorläufig abzubrechen.«
    Sie sah ihn fragend an. »Werdet Ihr die Männer entlassen und auf den Zabelstein zurückkehren?«
    Der Bischof starrte sie an, als habe sie ihm einen unanständigen Vorschlag unterbreitet.
    »Aber nein, noch ist der Winter weit, und ich kann noch viel erreichen. Ich denke, ich werde mich wieder Würzburg zuwenden. Vielleicht gelingt mir dieses Mal der Streich. Fällt die Stadt, fällt mir auch das Land in den Schoß, und dieser lausige Wertheimer muss mir endlich den Marienberg überlassen, wie er es in unserem Vertrag zugesichert hat.«
    »Und was wird mit mir geschehen? Soll ich nun von einem Feldlager zum anderen mit Euch ziehen?«
    »Willst du das denn?«
    Die Miene des Bischofs änderte sich in seltsamer Weise. Es trat ein Ausdruck in seine Augen, den Elisabeth als verschlagen bezeichnet hätte. Ihr Blick huschte zu Friedlein, der wieder einmal still in der Ecke saß, dessen kluge Augen jedoch fest auf sie gerichtet waren. Auch er schien unter einer ungewöhnlichen
Anspannung zu stehen. Irgendetwas bahnte sich an, doch Elisabeth konnte sich nicht vorstellen, was das sein sollte.
    »Nein«, sagte sie langsam. »So ein Feldlager ist auf Dauer wohl nicht der rechte Platz für mich.«
    Der Bischof nickte, dass sein Doppelkinn flatterte. Das war also die Antwort, die er hatte hören wollen.
    »Aber auf den Zabelstein möchtest du auch nicht so alleine zurückkehren, nicht wahr?«
    Das war nun eine Bemerkung, die sie überhaupt nicht erwartet hatte. Seit wann interessierte sich der Bischof für ihre Wünsche? Hatte er ihr bei ihrem letzten Gespräch nicht unmissverständlich klargemacht, dass sie ihm zu gehorchen hatte und dass er sie unter seiner Aufsicht wissen wollte? Wenn er sie also nicht von einem Feldlager zum nächsten schleppen wollte, dann war das Nächstliegende, sie auf dem Zabelstein unter Bewachung zu stellen. Was sollte dann diese Frage?
    »Nein, auf den Zabelstein möchte ich nicht so gerne zurückkehren«, gab sie vorsichtig zu und erklärte dann mutig: »Viel lieber wäre es mir, bei Georg zu bleiben, zumindest solange er hier im Land weilt und nicht wieder zu einer seiner großen Reisen aufbricht.«
    »Auf keinen Fall!«, rief der Bischof und zerschlug ihren Traum mit einer Handbewegung. »Würzburg ist nicht der rechte Ort für dich. Hast du nicht zugehört? Ich muss diese störrische Stadt in die Knie zwingen. Wenn Georg es für richtig hält, dort zu wohnen, dann ist das seine Sache.«
    Elisabeth sah den Bischof verwirrt an. »Aber wenn weder auf den Zabelstein noch nach Würzburg, wohin soll ich denn gehen, wenn ich nicht mit Euch reisen werde?«
    Der Bischof strahlte sie an, und seine prallen Wangen leuchteten rot, während Friedlein die Luft anhielt. Offensichtlich waren sie zum Kern der Intrige vorgedrungen, über die
der Narr wieder einmal vollständig im Bilde war. Und dass es sich um eine Intrige handeln musste, dafür sprach schon das falsche Lächeln des Bischofs, das wohl väterliche Wärme symbolisieren sollte.
    »Ich dachte mir, dass ich meine geliebte Tochter gern an einem wirklich sicheren Ort wissen möchte, während ich dort draußen ins Feld ziehe und für Franken mit meinem Schwert kämpfe.«
    Wie pathetisch! Er trug wirklich ein wenig dick auf. Der Bischof steckte zwar in einer Rüstung und trug ein Schwert an seiner Seite, aber Elisabeth bezweifelte, dass der übergewichtige Kirchenmann dieses noch einmal in seinem Leben gegen einen Angreifer ziehen würde.
    »Und wo wäre dieser sichere Ort?«, hakte sie nach.
    Der Bischof holte tief Luft, strahlte sie an und verkündete: »Wo anders als auf dem Marienberg?«
    Elisabeth starrte ihn entsetzt an. Nun war er völlig übergeschnappt. Das musste das Alter sein. Es hatte nicht nur seinen Körper aufgeschwemmt und die Haut an seinen Beinen wund und brüchig gemacht, es hatte nun auch seinen Geist verwirrt.
    »Ich dachte, du hättest dich dort stets wohlgefühlt?«, beharrte der Bischof, der ihren Gesichtsausdruck missdeutete. »Es ist dein Heim, in dem du aufgewachsen bist. Freust du dich denn nicht, wenn du dorthin zurückkehren kannst?«
    »Ist mir

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