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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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irgendetwas entgangen, oder ist der Marienberg nicht noch immer in der Hand des Pflegers von Wertheim?«
    »Aber ja«, antwortete der Bischof fröhlich. Elisabeth schloss für einen Moment gequält die Augen. Herr im Himmel, der Bischof wurde tatsächlich schwachsinnig. Und dort draußen standen zweitausend Männer unter seinem Befehl. Was für eine Tragödie! Da fand sie es auch nicht gerade hilfreich, dass Friedlein sie breit angrinste. Er wusste sicher vom Zustand seines Herrn, hatte es ihr aber wohlweislich verschwiegen. Gut, sie würde es dem Bischof schon begreiflich machen.
    »Und ist es nicht so, dass Ihr hier zu Felde liegt, um gegen die zu kämpfen, die ihre Treue dem Pfleger von Wertheim geschworen haben, sich aber weigern, Euch wieder zu huldigen?«
    Johann von Brunn nickte zustimmend, ohne sein Lächeln zu verlieren.
    »Gut, dann liege ich ja richtig. Ihr werdet mich ja wohl kaum in das Haus Eures Feindes schicken! Natürlich weiß ich, dass Ihr danach strebt, selbst so schnell wie möglich wieder in die Marienburg einzuziehen, doch bis es so weit ist, müssen wir diese Pläne wohl oder übel zurückstellen.«
    »Du hast in fast allen Punkten recht, meine schöne und kluge Tochter, dennoch siehst du alles zu sehr in Schwarz oder Weiß. Ja, ich gehe gegen den Wertheimer vor, weil er sich weigert, sich an die zugesagten Punkte zu halten, und nicht einmal den Versuch unternimmt, die widerspenstigen Würzburger und Ochsenfurter dazu zu bewegen, mir erneut zu huldigen. Auch dass er an diesem Reichard von Masbach als Dechant festhält, obwohl die Mehrheit des Kapitels ihn längst durch einen fähigeren Domherrn ersetzt hat, erzürnt mich. Dennoch halte ich den Wertheimer nach wie vor für einen Mann ritterlicher Grundsätze und würde nicht zögern, ihm meine Tochter in solch kriegerischen Zeiten zu ihrem eigenen Schutz anzuvertrauen.«
    Elisabeth verschränkte die Arme vor der Brust und überlegte, wie viele seiner Worte sie glauben sollte.
    »Fürchtet Ihr nicht, dass er mich als Geisel behalten, ja, mich als Druckmittel gegen Euch verwenden könnte?«
    Aus der Ecke erklang ein amüsiertes Kichern. Der Bischof jedoch sah sie ernst an. Vielleicht glaubte er, sie mit dieser Miene besser überzeugen zu können.
    »Aber nein, das würde Albrecht von Wertheim niemals tun!«
    Sie sah von Friedlein zu ihrem Vater und wusste nicht, wessen
Miene sie mehr irritierte. Die beiden wussten etwas, das ihr bislang entgangen war. Aber was? Dies galt es herauszufinden! Zuerst musste sie sich aber um das seltsame Ansinnen des Bischofs kümmern. Er wollte sie ins Haus seines Widersachers schicken? Was versprach er sich von diesem Manöver? Sie kniff die Augen zusammen und sah ihren Vater prüfend an.
    »Und was soll meine Aufgabe dort auf dem Marienberg sein? Denkt Ihr, ich würde Pfleger von Wertheim für Euch ausspionieren und Euch die Schritte verraten, die er plant? Vergesst es! Ich glaube kaum, dass er mich jetzt noch in die Nähe seiner geheimen Dokumente lassen würde. Und selbst wenn, würde ich keinen solchen Verrat begehen!«
    Johann von Brunn hob abwehrend die Hände. »Nein, nein, was denkst du von mir? Ich würde meine Tochter doch nicht für eine solch unehrenhafte Tat missbrauchen!«
    Elisabeth verschluckte sich der dreisten Lüge wegen und musste husten. Als ob ihr Vater solche Skrupel gekannt hätte!
    »Nein, ich möchte einfach, dass du in Sicherheit bist und dorthin zurückkehrst, wo du dich stets am wohlsten gefühlt hast.«
    »Dann soll ich mich lieber von Albrecht fernhalten?« Sie sah ihn aufmerksam an.
    »Nein!«, rief er fast zu schnell. »Ich befürworte es durchaus, wenn du euren vertrauten Umgang wiederherstellst. Du bist ihm doch noch immer herzlich zugetan? Warum also Missverständnisse und Groll zwischen euch bestehen lassen?«
    »Und sonst verlangt Ihr nichts von mir?«, hakte Elisabeth nach. Da musste doch noch eine Ungeheuerlichkeit folgen. So gut glaubte sie den Bischof zu kennen. Seine Bedürfnisse standen stets im Vordergrund. Er tat nichts, um anderen einen Gefallen zu tun, solange nichts für ihn dabei heraussprang.
    »Das ist alles. Ich möchte nur, dass ihr freundschaftlich verbunden bleibt. Mehr nicht. Natürlich würde ich dir nicht
im Wege stehen, wenn sich eine – sagen wir – nähere Beziehung daraus ergeben würde, aber das ist ganz deine Sache«, fügte er schnell hinzu, als Elisabeth zu einer heftigen Erwiderung ansetzte. Sie ließ die Luft wieder entweichen, ohne etwas zu

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