Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
Dann will ich Euch gerne einladen, Euch meine seltenen Waren anzusehen und zu hören, was für Mittel man daraus herstellen kann.«
    Elisabeth spürte, wie ihre Wangen glühten. »Oh ja, gerne. Ich bin schon sehr gespannt!«
    Beschwingt griff sie nach der Mandelspeise und lud sich auch noch ein paar kandierte Früchte auf den Teller.

Kapitel 3
    A ch, mein gnädigster Herr, was macht Ihr für ein trübsinniges Gesicht? Das Essen ist herrlich, und der Wein mundet vorzüglich, und nachher werde ich Euch verwöhnen, dass Ihr glauben mögt, Ihr könntet bereits den Schein des Himmelreichs erhaschen.«
    Geradina versuchte ihm eine rote Traube in den Mund zu schieben. Als er das Gesicht wegdrehte, schlang sie die Arme um den fleischigen Nacken des Bischofs. Er befreite sich aus der Umarmung und schob seine Mätresse grob von sich.
    »Hör auf, mich mit Trauben zu füttern, und unterlass es, mich zu umschlingen, als wolltest du alles Leben aus mir herausquetschen. Ja, so kommst du mir manches Mal vor. Wie Efeu, der sich heimtückisch an einem gesunden Baum emporrankt, erst schmeichelnd seine Rinde umhüllt und ihm dann gnadenlos allen Lebenssaft aussaugt, bis er dahinsiecht und schließlich jämmerlich zugrunde geht.«
    Beleidigt verschränkte Geradina die Arme vor dem üppigen Busen. »Das ist nicht nett, Eure Exzellenz, nach dem, was ich alles für Euch getan habe. Ich bin Euch sogar in Eure Verbannung auf den Zabelstein gefolgt!«
    »Ja, es ist mir aufgefallen, dass ich nicht einmal hier Ruhe vor dir habe«, sagte der Bischof unfreundlich.
    »Das ist nicht nett«, wiederholte sie mit weinerlicher Stimme.
    »Ich will auch nicht nett sein«, polterte der Bischof. »Und nun geh, und befreie mich von deinem Anblick, denn wenn ich etwas noch weniger leiden kann als wie Efeu schlingende
Weiber, so sind es welche, die heulen. Es macht dich nicht gerade schöner, das solltest du wissen!«
    Die Hände vors Gesicht geschlagen, rannte Geradina schluchzend hinaus. Der Bischof wandte sich ungerührt wieder seiner Rehkeule zu, warf jedoch den halb abgenagten Knochen kurz darauf missmutig auf seinen Teller und stürzte zwei Gläser Wein hinunter. Sein Blick wanderte unstet über die wenigen Gäste seiner Tafel, bis er an Friedleins schiefem Gesicht hängen blieb. Der Narr erwiderte seinen Blick.
    »Nun, Exzellenz, was ist? Braucht Ihr ein neues Opfer für Euren Zorn? Soll ich mich ein wenig um Euren Hals schmiegen oder ein paar Tränen vergießen? Ich bin sicher, sie würden auch mich nicht hübscher machen.«
    Der Bischof nahm einen der abgenagten Knochen von seinem Teller und warf ihn quer über den Tisch nach seinem Hofnarren. Der neigte sich ein wenig zur Seite, ohne seine Mahlzeit zu unterbrechen, sodass das Geschoss gegen die Wand prallte. Kaplan Berthold und Vikar Weigand ließen sich bei ihrem Mahl nicht stören, und auch die Ritter von Hain und Baiersdorfer aßen ungestört weiter. Solche Szenen waren sie gewöhnt.
    »Pah, es gibt vermutlich nichts, was dich noch hässlicher machen würde«, sagte Johann von Brunn grob.
    »Vermutlich habt Ihr recht. Wer bin ich, dass ich Euch zu widersprechen wagte? War ja auch nur ein Vorschlag, um Eure Stimmung zu heben.«
    »Es gibt nichts, das meine Stimmung heben könnte«, brummte der Bischof und schob den Teller mit einer heftigen Geste von sich. »Nicht einmal das von mir selbst geschossene Wild oder der Wein bereitet mir Genuss.«
    Er stemmte sich von seinem Sitz hoch, und auch Friedlein sprang auf. Der Narr erreichte die Tür noch vor seinem Herrn und verließ mit ihm die Halle. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, ging der Bischof im düsteren Hof auf und ab.
Er schien nicht einmal zu merken, dass der Wind aufgefrischt hatte und ihn mit dürren Blättern umwirbelte, ehe die ersten Tropfen fielen. Der Esel, der das Laufrad des Brunnens in Bewegung hielt, um die wassergefüllten Eimer aus dem mehr als einhundert Schritt tiefen Schacht zu ziehen, blieb stehen, glotzte ihm nach und wackelte mit den Ohren.
    »Zieh, Alter, nicht so faul«, erinnerte die Magd, die mit ihren leeren Eimern auf Wasser wartete, das Tier an seine Pflicht. Der Esel stieß einen kläglichen Laut aus und setzte sich wieder in Bewegung. Und auch Bischof Johann von Brunn fuhr unermüdlich fort, den Hof zu umkreisen, bis Friedlein ihn darauf aufmerksam machte, dass seine Robe bald völlig durchnässt sein werde.
    »Ich kann Euch nicht davon abhalten, wenn Ihr es Euch in den Kopf gesetzt habt, Euch heute hier

Weitere Kostenlose Bücher