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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ausgenutzt hat. Ich bin immer noch der gesalbte Fürstbischof von Würzburg!«
    »Genau.«
    Langsam erhob sich der Bischof und trat vor den Kamin. Eine Weile starrte er schweigend in die Flammen, dann drehte er sich mit einem Ruck um und fixierte den Hofnarren, der seinen Blick erwartungsvoll erwiderte.
    »Wir werden einen Brief schreiben. Nicht an den Pfleger und das Kapitel. Ich werde an die Viertelmeister der Stadt Würzburg schreiben.«
    Friedlein nickte. »Soll ich den Schreiber rufen?«
    Bischof von Brunn schüttelte den Kopf. »Nein, setz du dich hierher, und schreibe, was ich dir sage, und dann sorge mir dafür, dass die Briefe sogleich zugestellt werden.«
    Ein Funkeln trat in die Augen des Bischofs. »Ja, du hast recht. Ich werde dieses ungerechte Schicksal, das sie mir aufgezwungen haben, nicht länger hinnehmen. Ich würde hier draußen sonst vor Langeweile sterben, noch ehe der Winter vorbei ist.«
    »Vielleicht haben sich das die Domherren so ähnlich gedacht.«
    »Nun, dann werde ich sie eines Besseren belehren.« Der fleischige Finger des Bischofs wies zum Sekretär. »Schreib!«
    Friedlein deutete eine Verbeugung an und setzte sich an den Sekretär. Er zog ein Blatt Pergament hervor, glättete es, spitzte die Feder, rührte die Tinte durch und hob dann erwartungsvoll den Blick. »Ich bin bereit. Was wollen Eure Exzellenz den Vierteln der Stadt schreiben?«
    Der Bischof kaute auf seiner Lippe und ging ein paarmal in seinem Gemach auf und ab. Der Narr rührte sich nicht und folgte dem Gang seines Herrn nur mit den Augen. Endlich blieb Johann von Brunn stehen.
    »Fangen wir im Süden an. Schreib:
    Liebe Freunde von dem Viertel zu Sande!
    Ihr werdet ohne Zweifel wohl vernommen haben, welche Beschuldigungen man uns unverdienterweise aufbürdet.
Gewiss würdet ihr aber eine bessere Meinung von uns gewinnen, wenn man euch den Hergang der Sache der Wahrheit gemäß und nicht auf fälschliche Weise, wie von der Gemeinde aus geschehen, berichtet hätte. Wir haben uns nie geweigert, zum Besten des Stifts alle geforderten Opfer zu bringen, und sind überzeugt, von dem langjährigen verderblichen Zwiste keineswegs der Urheber zu sein, dessen Schuld nur alle jene tragen, welche uns bei euch als die Ursache dieser traurigen Zerwürfnisse zu verdächtigen suchen. Wir glauben, im Stande zu sein, euch mittels unserer Herren Ritter und Städte dafür eine genügende Versicherung bieten zu können, wenn ihr euch nur fürder gegen uns verhalten wolltet, wie es Untertanen gegen ihren Fürsten geziemt. Fordert doch unsere Ehre und euer und des ganzen Landes Bestes, dass wir also handeln, um Frieden und Wohlstand im Stifte wiederherzustellen, was auf eine andere Weise und bei fortdauerndem allgemeinem Misstrauen nicht geschehen mag. Gott der Allmächtige wolle euch die Einsicht verleihen, unsere lauteren Absichten nicht zu misskennen.
    Gegeben am und so weiter und so weiter.
    »Wie findest du das? Es ist natürlich nur ein Auftakt, um Verbindung mit der Stadt aufzunehmen und sie auf meine Seite zu bringen. Ich denke, das Volk mit seinem einfachen Gemüt ist leichter zu überzeugen.«
    Der Hofnarr schnitt eine Grimasse. »Wenn Ihr meint, Exzellenz, und ein einfaches Gemüt mit einem kurzen Gedächtnis einhergeht.«
    Der Bischof ignorierte den Einwurf. »Dann müssen noch ein paar Domherren auf meine Seite gebracht werden, und schon ist dieser Pfleger nur noch Geschichte.«
    »Warum schreibt Ihr an die einzelnen Viertel und nicht gleich an den Rat?«, wollte der Hofnarr wissen, der das Blatt
sorgsam mit Sand bestreute und den überschüssigen Staub abblies.
    »Ich habe bereits ein Sendschreiben an den Rat gerichtet, bevor sie diesen von Wertheim als Pfleger einsetzten und ich meine Reise auf den Zabelstein antrat, doch wie es mir scheint, haben die einfachen Bürger es nicht erhalten. Es war für alle zur Kenntnis gedacht, doch der Rat muss es einbehalten haben. Nun sollen meine Leute, die ich in der Stadt noch immer habe, diesen Brief in Würzburg ausstreuen. Er wird den Boden für meine Rückkehr bereiten. Warte es nur ab.«
    Der Hofnarr erwiderte nichts. Stattdessen nahm er sich ein neues Blatt und begann den Text zu wiederholen, nur dass er die Anrede an ein anderes Viertel der Stadt richtete. Der Bischof nahm stattdessen wieder seinen Marsch durch das Gemach auf.
    »Ich muss nur genügend Bürger auf meine Seite ziehen. Gefolgsleute zu finden war von jeher nicht sehr schwer für mich. Und dann wird es ein Leichtes, die

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