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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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draußen zu Tode zu verkühlen, Exzellenz, wobei der Herr im Himmel sicher so gnädig sein wird, Euch vor einem solchen Schicksal zu bewahren. Da ich selbst mit den himmlischen Obrigkeiten nicht so auf vertrautem Fuß stehe, bin ich mir jedoch nicht sicher, ob sie sich erbarmen würden, auch mich zu erretten. Daher will ich keinen in Versuchung führen und mich lieber ins Trockene begeben. Es bestünde allerdings auch die Möglichkeit, dass Ihr mit mir kommt und mir drinnen berichtet, was Euch so sehr die Laune verdirbt.«
    Der entmachtete Bischof hielt in seinem Lauf inne und funkelte Friedlein an. Dann sah er an seinem Gewand herab, das die Nässe von den Schultern her dunkel zu verfärben begann. Johann von Brunn stieß einen Seufzer aus, folgte dann aber dem Hofnarren in sein eigenes behagliches Gemach, wo bereits ein Feuer im Kamin brannte. Der Bischof ließ sich in seinen bequemen Polstersessel fallen und stöhnte.
    »Also, Herr, wollt Ihr darüber reden, oder soll ich Euch sagen, welch Vermutungen ich seit Tagen über Euren trübsinnigen Zustand anstelle?«
    Der Bischof hob abwehrend die Hände. »Gott bewahre mich vor deinem Geschwätz. Aber bevor du mich mit deiner Fragerei noch länger nervst: Ich ärgere mich über den Pfleger von Wertheim!«
    »Weshalb?«
    »Ich habe ihm ein Schreiben geschickt.« Der Bischof reckte sich ein wenig in seinem Sessel. Vielleicht, um imposanter zu wirken.
    »Und? Was stand darin?« Friedlein ließ nicht locker.
    »Ich bot ihm meine Hilfe und Beratung an und machte manch guten Vorschlag für die Verwaltung und Regierung des Bistums.«
    »Eurer Laune nach zu schließen, hat er sie nicht gebührend geschätzt.«
    »Nein!«, rief der Bischof erbost. »Das hat er nicht. Ich forderte ihn auf, zu mir zu kommen und sich mit mir zu besprechen, doch was tut er? Er lehnt nicht nur ab, zum Zabelstein zu reisen oder auch nur einen Vertreter zu schicken, er fordert mich gar auf, mich ruhig zu verhalten und mich nicht mehr in die Regierungsgeschäfte einzumischen, die nur er und das Kapitel sowie die zur Beratung gewählten Edlen wahrnehmen.«
    »Nein, ist das nicht die Höhe!«
    »Friedlein, verspottest du mich?«
    »Ich?« Der Narr war ganz die Unschuld selbst und riss die grünen Augen weit auf. »Wie kommt Ihr denn auf solch einen Gedanken?«
    »Ich höre es an deinem Tonfall, und ich warne dich. Es ist nicht ratsam, mich in solch einer Stimmung zu reizen.«
    Friedlein griff sich an den Hals und verdrehte ein wenig die Augen. »Ich weiß, Eure Exzellenz, sonst ist mein Leben verspielt.«
    »Schluss jetzt! Du glaubst doch nicht etwa, dass es mich aufheitert, daran erinnert zu werden, wie man jetzt in Würzburg mit meinen Gefolgsleuten umspringt?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber Ihr habt nun die Möglichkeit, Euch über etwas anderes zu ärgern. Sozusagen eine größere Auswahl an Kümmernissen, die Euch den Abend verderben.«
    Der Bischof starrte den Narren verdutzt an. Dann begann er zu lachen. »Ich weiß nicht, warum ich dich nicht schon lange habe hinrichten lassen!«
    Friedlein hob die Schultern. »Vielleicht, weil ich Euch immer wieder zum Lachen bringe oder weil ich Euch gute Ratschläge erteile, wie beispielsweise den:«
    Er beugte sich in seinem unbequemen Sitz, den er sich gewählt hatte, nach vorn. Seine Miene war nun ernst, und auch aus seiner Stimme war jeder Spott gewichen.
    »Wenn Ihr Euch hier langweilt und über die Ignoranz des Pflegers ärgert, dann unternehmt etwas dagegen, statt Euch nur Euren Launen hinzugeben. Geradina zu kränken wird Eure Stimmung nicht heben. Jammert nicht. Tut etwas!«
    Bischof Johann von Brunn öffnete und schloss tonlos den Mund. So wagte keiner seiner Leute mit ihm zu sprechen. Aber war der Narr mit seiner Offenheit nicht segensreicher als all die Speichellecker, die nur vergeblich versuchten, ihn bei Laune zu halten und ihm das wenige Geld aus der Tasche zu ziehen, das ihm geblieben war? Nein, wenn einer hier nicht nur auf seine eigenen Vorteile aus war, dann Friedlein. Und dass ein scharfer Geist in diesem verschobenen Kopf wohnte, davon war der Bischof überzeugt.
    »Du meinst also, wenn der Pfleger von Wertheim sich weigert, mich in angemessener Weise zu respektieren und mich an den Entscheidungen des Landes teilhaben zu lassen, dann muss ich andere Wege beschreiten, um an mein Ziel zu gelangen? Schließlich habe ich diesem dummen Vertrag nur in einer schwachen Minute zugestimmt, die dieses machtgierige Domkapitel für sich

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