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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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als sei er immer noch der herrschende Landesherr und Bischof von Franken. Der von Brunn saß hier in der Verbannung. Was hatte er noch zu bieten? Sein Stolz war fehl am Platz.
    Friedlein reichte Albrecht einen Korb mit frischem Gebäck und sagte leise: »Der Herr ist wie eh und je mit ungebrochenem Mut und voller Zuversicht für die Zukunft. Ist das nicht ganz erstaunlich?«
    »Ja, ganz erstaunlich«, gab Albrecht barsch zurück. »Doch können wir zur Sache kommen? Ihr habt Pläne, Exzellenz, die – wenn ich das sagen darf – gegen die Abmachungen sind, die Ihr mit dem Kapitel getroffen habt, als der Vertrag Eurer Abdankung gesiegelt wurde. Was versprecht Ihr Euch davon? Glaubt Ihr wirklich, es gäbe für Euch noch einmal einen Weg zurück? Vergesst es, Eure Zeit ist um. Genießt die Tage, die Gott Euch noch auf dieser Erde schenkt.«
    Der Bischof starrte ihn mit offenem Mund an. Er musste sich erst sammeln, ehe er darauf eine Antwort wusste. Albrecht war selbst über den barschen Ton und die rüde Wahl seiner Worte erstaunt. Andererseits, wer war Johann von Brunn heute noch? Nur dem Titel nach ein Bischof. Und dennoch war er auch Elisabeths Vater, dem Respekt gebührte.
    Nun jedenfalls war es zu spät. Die Worte konnten nicht zurückgenommen werden. Und er würde sich ganz bestimmt nicht dafür entschuldigen! Trotzig sah er den Gastgeber an.
    Endlich war Johann von Brunn bereit, ihm zu antworten. Zu Albrechts Erstaunen sprach er ganz ruhig, beinahe sanft. »Ja, ich sitze hier auf dem Zabelstein und werde vielleicht auch mein Leben hier beenden, und dennoch ist es mir nicht gleichgültig, was mit den Menschen meines Landes passiert. Sie waren mir von Gott anvertraut, und mir liegt es durchaus am Herzen, das Schicksal des Landes zum Guten zu wenden, ehe ich für immer die Augen schließe. Gerade deshalb kann es mir nicht gleichgültig sein, in wessen Hände mein Land übergeht. Ich halte viel von Eurer Familie, die stolzen Wertheimer, die seit vielen Generationen mit dem Land verbunden sind. Ich war erfreut und erleichtert, als die Wahl auf Euren Bruder fiel, der nun leider nach nur wenigen Wochen von uns gegangen ist.«
    Für einen Moment zweifelte Albrecht an seiner Überzeugung, der Bischof selbst habe seinen Bruder beseitigen lassen. Irrte er sich etwa, wie so viele andere? Hatte Elisabeth mit
ihrer Vermutung recht? Er wusste, dass sie Dompropst von Grumbach verdächtigte. Ganz von der Hand zu weisen war dieser Verdacht nicht, sollte von Grumbach noch immer nach der Bischofswürde streben. Skrupellos genug für so eine Tat war er ganz sicherlich.
    »Der Dompropst war übrigens kurz nach dem tragischen Dahinscheiden Eures Bruders bei mir«, fuhr der Bischof fort, als habe er Albrechts Gedanken gelesen.
    »Er buhlte um meine Gunst, denn er weiß wohl, dass nicht wenige der Domherren und Kapitulare von Neumünster im tiefsten Innern ihres Herzens auf meiner Seite stehen. Er wollte um meine Bereitschaft werben, seine Kandidatur zu unterstützen, doch ich schickte ihn mit deutlichen Worten fort. Ein Gutes hatte der Besuch des von Grumbach allerdings. Er brachte mich dazu, mir Gedanken darüber zu machen, wer für das Land und die Menschen der beste Pfleger wäre, und so stieß ich auf Euch, Albrecht von Wertheim. Ihr seid jung, gerade einmal dreißig Jahre alt, und voller Tatendrang. Ihr habt ein offenes und edles Herz, dem das Schicksal des Landes nicht gleichgültig ist. Es würde mich ruhig schlafen lassen, wenn ich Euch an dieser Stelle wüsste.«
    Wie schön diese Worte klangen, wie sanft und aufrichtig die Stimme. Fast hätte Albrecht ihm glauben können, hätte er Bischof Johann nicht schon so viele Jahre gekannt. Es ging diesem Mann nicht um das Land und noch weniger um die Menschen. Es war ihm schon immer nur um sich selbst gegangen, um seinen Genuss und seine Macht, und das bedeutete, dass er sich einen Vorteil davon versprach, wenn er Albrecht zu dem Posten des Pflegers verhalf. Was sich der Bischof alles erhoffte, interessierte Albrecht nicht, denn wenn er Pfleger werden wollte, musste er Mitglied des Domkapitels bleiben und konnte der geistlichen Laufbahn nicht entsagen. Albrecht erhob sich.
    »Eure schönen Worte in Ehren, Exzellenz. Mögen sie nun so der Wahrheit entsprechen oder nicht, das ist für mich bedeutungslos. Die Familie Wertheim dankt für das Angebot Eurer Unterstützung, doch ich stehe als Kandidat nicht zur Verfügung.«
    Der Bischof starrte ihn irritiert an. »Ich dachte, Eurem Vater

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