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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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und hinterhältig nannte er sie. Oder auch pflichtvergessene Verräter, die man an den nächsten Baum knüpfen sollte.
    Die gesamte Würzburger Einwohnerschaft? Nein, aber sie blieb lieber stumm, wenn sich ihr Vater wieder einmal einer seiner Schimpftiraden hingab. Daher staunte Elisabeth, als er ihr kurze Zeit später eröffnete, er würde einen Boten nach Würzburg schicken und die Frauen dürften im Schutz der Bewaffneten mitfahren. Elisabeth konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte schon befürchtet, Georg würde wieder abreisen, ehe es ihr gelungen wäre, vom Zabelstein fortzukommen. Sie eilte in ihr Gemach zurück, um Jeanne und Gret die frohe Botschaft zu bringen.
    Jeanne machte sich sofort daran, die Reisekisten zu packen, und bereits am nächsten Tag ratterte die Kutsche in aller Frühe über die Landstraße dahin. Vor ihnen ritt der Baiersdorfer mit zweien seiner Edelknechte, hinter der Kutsche folgten drei weitere Geharnischte.
    Elisabeth konnte nicht stillsitzen und sah immer wieder aus dem Fenster, ob sie die weite Ebene immer noch nicht hinter sich hatten. Die Sonne wanderte über den Frühlingshimmel, und es wurde bereits dunkel, als sich der Pfad endlich absenkte, um ins Maintal hinunterzuführen. Am Zeller Tor fuhren sie in die Stadt ein. Als die Räder über die Mainbrücke rumpelten, hielt es Elisabeth nicht mehr auf ihrem Sitz. Sie lehnte sich aus dem Fenster, um einen Blick auf die Türme des Doms und das noch rege Treiben in der Domstraße zu erhaschen.
    »Gleich sind wir da. Gleich ist es so weit!«, jubelte sie.
    Gret schmunzelte und tauschte mit Jeanne einen Blick, aber auch die beiden Mägde konnten ihre Freude nicht verbergen,
nach dem langen, einsamen Winter in den Trubel der Stadt zurückzukehren.
    »Wie schön, dich zu sehen, Schwesterherz«, begrüßte sie Georg und umarmte Elisabeth. »Ich habe gar nicht mehr mit dir gerechnet. Dachte schon, der Bischof würde dich nicht gehen lassen.«
    »Ja, fast schien es mir so«, gab sie zu. »Er wollte mir keinen seiner Männer zum Schutz mitgeben. Und außerdem mussten wir warten, bis die Wege trocken wurden. Im Schlamm hätten wir die Strecke niemals an einem Tag zurücklegen können und hätten dazu noch riskiert, festzustecken oder mit einer gebrochenen Achse liegen zu bleiben.«
    »So war das natürlich vernünftiger«, gab Georg zu. »Aber was hat den alten Herrn schließlich dazu bewogen, sich zu besinnen? Hast du ihm die Spitze deines Dolches auf die Brust gesetzt oder so etwas?«
    Elisabeth lächelte. »Nein, es war nicht nötig, zu solch dramatischen Mitteln zu greifen. Er sandte einen Boten nach Würzburg, und da gab er gnädig die Erlaubnis, die Eskorte könne auch mein Schutz sein.«
    »Ein Bote?« Ihr Bruder horchte auf. »Was hat er überbracht? Ein neues Schreiben an den Rest des Kapitels, das sich noch in der Stadt aufhält?«
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Nein, es war ein Schreiben an den Rat der Stadt. Ich weiß nicht, worum es geht. Wir werden es vermutlich bald erfahren. Sobald die Ratssitzung abgehalten wurde, wird es der Bürgermeister sicher verlesen lassen.« Georg nickte.
    »Dann haben mich meine Ohren also nicht getäuscht«, hörte Elisabeth plötzlich eine vertraute Stimme aus der Düsternis des schmalen Flures. Dann trat Meister Thomas in den trüben Schein der Pechschale, die am Eingang hing. Elisabeth spürte, wie es ihr erst kurz kalt und dann sehr warm wurde. Sie streckte ihm beide Hände entgegen.
    »Meister Thomas, wie schön, Euch wiederzusehen. Es war fürchterlich trostlos ohne Euch auf dem Zabelstein.«
    »Und ich habe nicht nur Eure geschickten Hände beim Zubereiten meiner Arzneien vermisst«, gab der Apotheker zurück. »Doch was steht Ihr hier im dunklen Flur? Mein Freund Georg scheint vergessen zu haben, wie man seinen Pflichten als Gastgeber nachkommt.«
    »Ach ja, kommt herein. Im ersten Stock ist eine Kammer mit einem leidlich bequemen Bett, die kannst du mit deinem Mädchen teilen. Deine Magd mit dem Feuerschopf wird sicher hier unten ein Plätzchen finden.«
    »Ich heiße Gret, Herr.«
    Georg feixte. »Ich weiß. Ich habe es nicht vergessen, Gret Feuerschopf.«
    Er führte seine Gäste in die kleine Stube, in der ein Kachelofen im Winter Wärme verbreitete. Heute brannte kein Feuer, obwohl die Abende noch recht kühl waren.
    »Und was wollen wir den Gästen zu essen anbieten?«, wagte Meister Thomas zu fragen. Georg sah ihn bestürzt an.
    »Ich habe keine Ahnung. Wir hatten heute Mittag etwas

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