Das Areal: Thriller (German Edition)
dabei erfahre.«
Etwas in seinem Tonfall rief die Erinnerung an Wunden wach, an Schneiden, Verstümmeln, offene Fragen, die durch den Schmerzschleier hindurchdrangen. Blitzartig aufleuchtende Fotos vom Parkplatz, Dr. Hennessey, der Mühe hatte, die herausgerissenen Eingeweide in der Bauchhöhle unterzubringen. Sie schlang die Arme um die Beine und sagte: »W as wollen Sie wissen? Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
»W as haben die mit dir gemacht, als sie dich mitgenommen haben?«
»H aben mich zusammengeflickt, würde ich sagen. Sie haben mir ziemlich wehgetan.«
»A ber sie haben irgendwas gemacht. Du warst in dem Haus, hast nach mir gesucht.«
Plötzlich wurde ihr klar, dass dies vielleicht der Grund war, weshalb er sie am Leben gelassen hatte. Traf er auf einen Feind, auf jemanden, der auf der Gehaltsliste der Firma stand, rastete er aus. Die blutigen Folgen kannte sie. Doch er war sich nicht sicher, was er von ihr halten sollte; beim ersten Überfall hatte er gewusst, dass sie nicht für Sirius arbeitete, und jetzt wusste er nicht, ob sie auf deren Seite stand, ob sie unschuldig war oder jemand wie er, mit ebenso guten Gründen sie zu hassen wie er.
»S ie haben mir einen Job angeboten«, sagte sie. »S ie haben gemeint, Sie wollten mich töten, denn Sie hätten es schon mal versucht, und das wäre die einzige Möglichkeit für mich, der Gefahr zu entgehen. Ihr Freund McCain hat Sie verraten. Die haben ihm gesagt, was Sie getan haben, und da hat er mit Ihnen gebrochen. Er hat gesagt, Sie hätten in dem Haus gelebt, und seines Wissens hielten Sie sich noch immer dort auf. Außer Ihnen beiden wüsste niemand davon. Wie kommt es, dass Sie nicht dort waren? Wer war der Mann im oberen Stock?«
Bayle reckte das Kinn, schwenkte die Hand. »I ch lebe jetzt im Dunkeln. Das gibt mir Kraft. Der Mann war da, als ich ins Licht kam, und ich durfte nicht zulassen, dass er meine Mission gefährdet.«
»I m Keller gibt es einen Zugang zum Tunnelsystem?« Kate verfluchte White und Marquez dafür, dass sie das Haus nicht gründlich genug durchsucht hatten. Offenbar hatten sie eine Luke oder ein Gitter im Boden übersehen, und jetzt musste sie dafür leiden. Sie verspürte einen Anflug von Groll und klammerte sich daran fest. »I ch wäre nicht hier, wenn Sie mich nicht überfallen hätten, das ist Ihnen doch klar? Hätten Sie mich in Ruhe gelassen, wäre ich nicht in die Sache verwickelt worden. Ich weiß nicht, warum Sie das tun, und ich weiß auch nicht, in welcher Beziehung Sie zu Sirius stehen. Ich hatte nichts gegen Sie, dafür gab es keinen Grund. Aber bei dem Überfall haben Sie mich mit dem Scheiß angesteckt, den Sie mit sich herumtragen, deshalb musste ich den Leuten von Sirius helfen, damit sie ein Heilmittel für mich entwickeln können, bevor …« Die Kehle schnürte sich ihr zu, und sie verstummte.
Bayle schwieg lange. Die Zeit dehnte sich. Eine reglose Silhouette im Eingang. Vermutlich dachte er nach oder lauschte einfach nur den Stimmen in seinem gottverdammten Kopf. Schließlich sagte er: »D u kennst mich nicht.«
»I ch weiß, dass Sie Jarred Bayle heißen, ich weiß, dass Sie für diesen McCain gearbeitet haben, und ich weiß, was Sirius mir über Ihre Taten erzählt hat, das ist alles.« Seine Freundin erwähnte sie nicht.
»J arred ist tot, Frau«, sagte er. »I ch bin ein toter Mann, ein Voodoo-Mann, der hier in der Hölle träumt. Sie sind jetzt alle tot. Haben sie dir das auch gesagt?«
»B ringen Sie deshalb Menschen um, die für Sirius arbeiten?«
»S ie haben uns gemordet«, sagte er. »H aben unsere Kinder getötet, unsere Zukunft. Mit Giften in der Luft. Sie eignen sich unsere Welt an. Töten uns und verspeisen unser Fleisch.« Seine Stimme zitterte jetzt. Dann lachte oder schluchzte er, Kate konnte es nicht sagen. »S ie haben uns aufgelauert, haben geheult wie Tiere. Wir waren von Anfang an verloren und verdammt. Ich bin mit anderen zusammen ihr Opfer geworden, und ihre Lakaien haben uns in die Dunkelheit der Nacht gejagt. Ich habe gewartet, da war ich schon tot, aber sie kehrten nicht zurück. Ich kam aus den Tunneln, und alle anderen … waren tot. Überall Blut. Die Leichen … die Leichen … lagen herum wie Müll. Wir waren tot, und sie waren verschwunden, heulten in der Nacht. Mir blieb nur noch übrig, so viele wie möglich zu holen und in die Hölle zu befördern. Das war meine Strafe, für alles, was ich getan habe. Alles war meine Schuld. Ich hätte alles gestehen
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