Das Areal: Thriller (German Edition)
veranstaltet haben.« Er schwieg einen Moment lang und fügte dann hinzu: »W ir installieren ein Sicherheitsnetz für unsere Leute und erklären, das sei die Reaktion auf eine terroristische Bedrohung. Währenddessen bereiten wir im Areal eine Massenimpfung und Behandlungsprogramme vor, damit wir die öffentliche Gesundheit gewährleisten können, sobald der Impfstoff zur Verfügung steht, beziehungsweise wir veranlassen die Dekontaminierung und Versiegelung der Tunnel, falls es anders kommt. Außerdem müssen wir Bayle finden. Die nötigen Einsatzkräfte werden bereits mobilisiert. Er ist verletzt; ich gehe davon aus, dass er über kurz oder lang der Infektion oder seiner Erschöpfung erliegen wird. Das Ganze ist aufwendig und wird Aufsehen erregen, aber so wurde es nun mal beschlossen.«
Kate konnte kaum glauben, was sie da zu hören bekam. »U nd die Seuchenschutzbehörde bleibt immer noch außen vor?«
»P anik, Miss Friedman. Panik. Wir sollen eine Lieferung von Katastrophenschutzausrüstung aus Europa abholen, die die CDC und andere Behörden stillschweigend für uns reserviert haben; wir haben nicht genug Material, und wenn wir deren Vorräte anzapfen würden, käme raus, dass wir in die Sache verwickelt sind. Dann würden die das Zeug mit Blaulicht und großer Eskorte vom Hafen abholen, aber das würde nur dazu führen, dass die Leute in Panik flüchten und die Situation noch weiter verschlimmern.«
Am liebsten hätte sie ihm gesagt, wie bescheuert das alles war. Wie Sie meinen, Miss Friedman; ich nehme an, Sie wollen auf das Heilmittel verzichten? Der Schmerz in ihrer Brust verbot ihr das. Sie wollte leben.
Am Hafen von Newport flammten Lichter auf wie vergiftete Chromsterne. Das Wasser war eine dunkle, schimmernde Masse, gesprenkelt mit treibendem Plastikmüll, der an Laichkraut erinnerte. Mürrische, erschöpfte Männer warfen einen flüchtigen Blick auf ihre Papiere und winkten den Truck durch. Sie fuhren an gewaltigen Containerhöfen und Kranbrücken vorüber. Vorbei an einem Containerschiff unter panamaischer Flagge, das im Scheinwerferlicht funkelte wie ein schwarzroter Geburtstagskuchen aus Stahl. Zwei Kräne schwebten über dem Deck und hoben scheinbar ohne menschliches Dazutun Container von den Stapeln wie metallische Riesenspinnen. Vorbei an Lagerhäusern, wo still und leise Fracht entladen wurde, und zu einem Bereich mit kleineren Anlegeplätzen. Myra Lee bog zum Kai ab, holperte über die Kranschienen und hielt vor einem kleinen, verdunkelten Lagerhaus. Auf der anderen Seite des fünfzig Meter breiten Kais aus rissigem Beton hatte ein Frachter unter Marseiller Flagge, die Mistral, festgemacht.
Offenbar hatte jemand nach ihnen Ausschau gehalten, denn vier Männer tauchten am Ende der Gangway auf. Thorne stieg aus und winkte ihnen zu. Zwei verschwanden wieder an Deck, zwei kamen herunter. Kate und Myra stiegen ebenfalls aus. Irgendwo an Deck begann eine Winde zu surren.
Am Boden angelangt schauten sich die zwei Seeleute nach beiden Seiten um, erst dann kamen sie zum Truck herüber. Beide trugen Hemden, der eine, ein Inder, eine Offiziersmütze.
»C aptain Srivatsava«, sagte Thorne und reichte ihm die Hand. »I ch danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen. Mr Doudin hat mir gesagt, Sie wären ausgesprochen kooperativ gewesen. Ist alles bereit zum Entladen?«
Der Kapitän nickte steif. Kate hatte den Eindruck, dass ihm unwohl zumute war. »J a, wir sind bereit. Es wird nicht lange dauern. Davor?«
Der Mann, der in der Zwischenzeit Myra Lee auf eine Weise gemustert hatte, die Kate vermuten ließ, dass Thorne sie vor allem deshalb mitgenommen hatte, um die Seeleute von der Fracht abzulenken, ging brummend zum Heck des Trucks. Er öffnete die Tür und sagte mit ausgeprägtem osteuropäischem Akzent: »P latz genug.«
Eine Bewegung in der schmalen Lücke zwischen dem Lagerhaus und dem dahinterliegenden kleinen Frachthof. Ein groß gewachsener Mann mit kantigem Kiefer, der etwa in Kates Alter war, trat aus dem Schatten des Gebäudes hervor. Er trug die Uniform der US -Zollbehörde. Davor zuckte merklich zusammen, als er den Mann sah. Thorne winkte den Zollbeamten zurück und sagte: »M yra, kommen Sie mit. Friedman, Sie bleiben hier und überwachen die Umladung. Passen Sie auf, dass niemand Mist baut. Wir erledigen unterdessen den Papierkram.«
Thorne winkte zum Deck hinauf, dann folgte er dem Zollbeamten. Das Surren der Winde änderte die Tonhöhe. Nacheinander wurden drei Kisten auf den Kai
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