Das Areal: Thriller (German Edition)
Schuldigen vielleicht doch noch ihre gerechte Strafe ereilen«, erwiderte der Mann. »E ine andere Möglichkeit gibt es nicht. Nicht hier.«
37
M an sagte Kate, es werde eine Weile dauern, bis das Heilmittel fertiggestellt sei. Sie saß in Thornes Kellerbüro, und die kühle Luft ließ die Schweißperlen auf ihrer Haut verdunsten. Sie lauschte über den Lautsprecher des Telefons einem namenlosen Firmensprecher, der sich über Histologie, Analysen, Isolierung und Identifizierung viraler Zellproben ausließ. Über Kontamination und die Zersetzung biologischen Materials. Während Thorne sie mit leerem Blick ansah, erklärte man ihr, weshalb es Stunden, wenn nicht Tage dauern werde, ihr Leben zu retten.
Bei der Rückfahrt zur Werkstatt hatte sie Blut gehustet. Sie hatte weitere Codein-Tabletten geschluckt und Knightly gebeten, ihr eine neue Packung zu geben; er hatte gemeint, er wolle lieber ein Mittel ohne Opiate besorgen. Dabei waren Bedenken wegen der Suchtgefahr unter den gegebenen Umständen so absurd, dass Kate lachen musste.
Das Lachen tat ihr inzwischen weh.
Sian Naylor und Marquez hatten sie zurückgelassen. White war mit der Entscheidung nicht glücklich gewesen, doch Thorne hatte darauf bestanden. Sie hatten den Toten alles abgenommen, was für das Team oder Bayle von Wert sein mochte, und waren im Schutz der Dunkelheit zurückgegangen. Eine anfechtbare Entscheidung. White wollte Bayle verfolgen und wurde abermals überstimmt. Die Blutspuren ließen es unwahrscheinlich erscheinen, dass Bayle von der Schussverletzung ohnmächtig werden oder daran sterben würde, es sei denn, er hatte sich eine schwere innere Verletzung zugezogen. Jedenfalls war er anscheinend nicht wesentlich langsamer geworden. Da sie zwei Teammitglieder verloren hatten, da Kates Zustand sich immer weiter verschlechterte und sie jetzt über eine Blutprobe verfügten, mit der sich etwas anfangen ließ, hatte Thorne die Verfolgung Bayles abgeblasen, um, wie er sagte, »a ndere Optionen« in Betracht zu ziehen.
»M ehrere Tage«, sagte sie verbittert, als er die Verbindung unterbrach.
»V ielleicht.« Er wirkte nicht besorgt. »S ie arbeiten so schnell wie möglich, und sobald das Heilmittel zur Verfügung steht, bekommen wir es. Mehr können wir nicht tun.«
»I ch hoffe nur, dass ich das noch erleben werde.« Sie hatte Turners Nummer auf ihrem neuen Handy gespeichert und sie sich zusätzlich eingeprägt, und jetzt hätte sie ihn gern angerufen.
Etwas später weckte Knightly sie auf. Wegen des ständigen Halbdunkels auf der oberen Etage der Werkstatt wusste sie nicht, wie lange sie geschlafen hatte, doch sie hatte den Eindruck, es wäre Nacht. Sie blinzelte ihn an, vom Schmerzmittel benommen.
»A ndere Optionen«, sagte er. »D er Boss möchte, dass Sie und Lee ihn zum Hafen begleiten und dort etwas abholen.«
»W arum ich?«
»W oher zum Teufel soll ich das wissen? Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage.« Ein Achselzucken. »S ie beide haben Spaß mit Thorne, während wir uns darauf vorbereiten, die Einsatzzentrale zu schließen und zu verschwinden.«
»W ir ziehen ab?«
»G lauben Sie mir, es wird nett, wieder in die Zivilisation zurückzukehren. An einen Ort, wo ein Mann sich den Arsch wundpeitschen lassen kann, ohne Sorge haben zu müssen, dass die Lady ihn umbringen und ihm anschließend die Nieren entnehmen will.«
»W enn das Ihre Vorstellung von Zivilisation ist …«
Knightly nickte. »D ie einzige, die zählt, Friedman.«
Sie fuhren in einem Armee-Zweieinhalbtonner mit Seitenverkleidung zum Hafen, schmutzig blau lackiert und mit Aufklebern bepflastert, auf denen in fetten weißen Buchstaben »K endrick Trans-Amerika-Fracht« stand. Myra Lee, die am Steuer saß, hatte Truckerkleidung an, Kate und Thorne trugen schmuddelige blaue Overalls. In der Fahrerkabine stank es nach Diesel und Luftverbesserer mit Kiefernduft. Auf dem Armaturenbrett lag ein Stapel Computerausdrucke, irgendwelche Frachtpapiere.
»S ie haben die Jagd auf Bayle abgeblasen?«, fragte sie Thorne, während das Fahrzeug durch die frühmorgendliche Dunkelheit rumpelte.
»J a. Er wird sein altes Versteck aufgeben, und seine nächsten Zielpersonen in der Firma zu bestimmen, war schon schwierig, bevor wir zwei unserer Leute verloren haben.«
»W as ist mit Ihrem Boss, mit Kirchberg? Sie wollten doch unbedingt verhindern, dass Bayle sich in der Firmenhierarchie nach oben vorarbeitet.«
»E s gibt Alternativen zu der Menschenjagd, die wir bisher
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