Das Arrangement
Gericht bezeugen, wer ich bin? Du hast mich doch großgezogen.”
“Natürlich könnte ich das, aber ich kann nichts beweisen, und sie haben keinen Grund, mir zu glauben. Ich bin nicht deine leibliche Mutter, und ich bin nicht Julia Fairmont. Du brauchst ihre Unterstützung, und die ist sie dir schuldig.”
Marnie nickte, obwohl sie nichts von Julia haben wollte. Sie war sich nicht mal sicher, ob sie einer Frau noch ins Gesicht blicken konnte, die so etwas Fahrlässiges getan und sich dann geweigert hatte, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Sie hatte sich Marnie vom Hals geschafft, als wäre sie Müll.
Marnie sagte nichts, weil sie ihre Großmutter nicht beunruhigen wollte, doch sie wusste genau, was sie tun würde.
30. KAPITEL
A ls Marnie sich der Villa näherte, entdeckte sie schon aus der Ferne den Übertragungswagen des lokalen Fernsehsenders, der vor den Toren von Sea Clouds parkte. Daneben standen noch ein weiterer Transporter und ein Geländewagen, die ebenfalls zum Fernsehteam zu gehören schienen.
Ein paar Leute, die aussahen, als seien sie Journalisten, standen herum, unterhielten sich und tranken Kaffee. Marnie erkannte unter ihnen die große rotblonde Reporterin vom Lokalfernsehen. Einige trugen Kameras mit eindrucksvollen Teleobjektiven und sahen verdächtig nach Sensationspresse aus.
Gab es in Mirage Bay Paparazzi?
Entweder war gerade etwas Berichtenswertes in Sea Clouds passiert, oder die Nachricht von der Doppelmordanklage gegen Alison Fairmont-Villard war eine noch größere Sensation, als Marnie erwartet hatte. Schon als sie gestern das Gerichtsgebäude verlassen hatte, war sie von Fernsehteams umgeben gewesen. Merkwürdig, dass die Presse überhaupt so schnell von der Sache Wind bekommen hatte. Jemand musste ihnen einen Tipp gegeben haben, wahrscheinlich Bogart, auch wenn Marnie sich nicht erklären konnte, was er sich davon wohl versprach.
Marnie drückte auf die Fernbedienung. Als sich die Tore zur Villa zu öffnen begannen, wurde die Meute auf sie aufmerksam. Ein paar Presseleute rannten auf sie zu und versuchten ihr den Weg abzuschneiden. Es war nicht einfach, an ihnen vorbeizukommen, ohne sie anzufahren, aber sie hatte nicht die Absicht, sich von ihnen aufhalten zu lassen. Einer der Journalisten kam nahe genug, um gegen ihren Kotflügel zu treten, bevor sie ihm durch das Tor entwischen konnte. Ihr Herz klopfte dabei wild.
Verdammt noch mal. Was sollte das denn?
Sie lenkte den Wagen um die Kurve zu den Garagen hinüber, weil sie nicht nahe des Eingangs parken wollte, wo sie den Fotografen ausgeliefert gewesen wäre. Die Tore schlossen sich automatisch, aber sie war sich nicht sicher, ob nicht der eine oder andere Sensationsreporter mit auf das Grundstück gehuscht war. Glücklicherweise war die Garage sicher. Marnie wartete, bis das Tor wieder ganz unten war, bevor sie aus dem Wagen stieg.
Kurz darauf stürmte sie in die Küche, wo Rebecca gerade das Mittagessen vorbereitete. “Wo ist Julia?”
Rebecca blickte über ihre Schulter, während sie das Frühlingsgemüse für den Salat im Sieb wusch. “Deine Mutter? Die ist oben in ihrem Zimmer und macht sich fertig zum Ausgehen. Alison, stimmt was nicht?”
“Die Barbaren warten vor dem Tor!”, rief Marnie ihr im Hinausgehen zu.
Julia stand vor ihrem Schlafzimmerspiegel, als sie ohne anzuklopfen bei ihr hereinplatzte.
“Was ist da draußen los?”, wollte Marnie wissen. “Da sind lauter Fernsehteams.”
“Da bist du ja, meine Liebe. Komm her.” Julia streckte, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, die Hand aus, aber Marnie reagierte nicht auf die Geste.
“Hast du gehört, was ich gesagt habe?”
“Natürlich”, erwiderte Julia gereizt und sah sie mit blitzenden Augen an. “Und jetzt komm her. Ich denke, wir sollten ein Foto von uns machen lassen, meinst du nicht? Eine Mutter-Tochter-Aufnahme? Das haben wir seit deiner Kindheit nicht mehr getan. Wir sollten uns schämen!”
“Eine Mutter-Tochter-Aufnahme?” Der Gedanke kam ihr pervers vor, aber Julia schien den ungläubigen Ausruf von Marnie anders zu interpretieren. Am liebsten hätte Marnie ihr eine Ohrfeige verpasst, um sie zur Besinnung zu bringen, aber sie befürchtete, dass Julia dann wie Glas zerbrechen würde. Sie hatte sich zum Ausgehen fertig gemacht und trug ein schickes dreiteiliges Sommerkostüm mit Bustier. Aber ihr Haar wirkte zu steif, das Make-up zu perfekt und maskenhaft. Ihr Aufzug erinnerte Marnie irgendwie an eine
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