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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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vollkommen unschuldig. Diese Anklage ist einfach lächerlich.”
    “Ich bin unschuldig, aber nicht so, wie du denkst.” Marnie zögerte und fragte sich, wie sie es ihr am schonungsvollsten beibrachte, doch dann wurde ihr klar, dass das sowieso unmöglich war. Warum sollte sie außerdem Rücksicht nehmen? Hatte Julia etwa versucht, das Kind zu schonen, das sie nicht wollte?
    Der Ärger stieg wieder in ihr auf. “Ich habe LaDonna nicht getötet, weil sie mal meine beste Freundin war, und ich habe Marnie Hazelton nicht umgebracht, denn ich
bin
Marnie Hazelton.”
    Julia blickte von ihrem Spiegel auf. Ihre Lider zuckten leicht. “Was hast du gesagt?”
    “Ich bin nicht Alison. Dein Sohn hat ja schon die ganze Zeit daran gezweifelt, seit Andrew und ich hier angekommen sind.” Sie entdeckte ein kurzes Aufflammen von Verzweiflung in Julias Blick und zögerte, kämpfte immer noch gegen den Wunsch an, ihr das zu ersparen. “Bret hatte recht. Ich bin es nicht.”
    “Was zum Teufel redest du denn da? Geht es dir auch gut?”
    Marnie hätte fast gelacht. “Himmel, nein, es geht mir überhaupt nicht gut, aber jetzt fühle ich mich schon ein wenig besser.” Wenn Marnie ehrlich war, verspürte sie immer noch den Drang, einfach zu schweigen. Sicher würde Julia sie die Scharade fortführen lassen, sie sogar noch dazu ermuntern, aber Marnie konnte nicht weiter mit dieser Lüge leben. Natürlich würde ihr Geständnis für Andrew und sie schwerwiegende Konsequenzen haben, aber sie hatte keine Wahl. Andrew war verschwunden. Marnie musste der Tatsache ins Auge sehen, dass er genau wusste, was hier gerade geschah, und sie dennoch im Stich ließ. Vielleicht war das alles sogar von Anfang an Teil seines Plans gewesen. Seines großen Plans, in dem sie nichts weiter darstellte als eine Schachfigur. Wie auch immer, Andrew war jedenfalls nicht hier, und sie musste sich allein verteidigen, koste es, was es wolle.
    Julia unterbrach Marnie nicht, während diese von ihrem morgendlichen Besuch bei ihrer Pflegegroßmutter berichtete. Sie saß Marnie vollkommen angespannt und mit versteinerten Gesichtszügen gegenüber und hörte ihr zu. Marnie schauderte unter ihrem eisigen Blick, in dem sie nichts als Ablehnung las.
    “Ich weiß, was vor zweiundzwanzig Jahren in dem Haus meiner Großmutter geschah”, sagte Marnie schließlich. “Du warst schwanger, und zwar nicht von deinem Ehemann. Du warst verzweifelt – das kann ich gut nachempfinden. Dieses Gefühl kenne ich nämlich bestens.”
    Sie fuhr fort, Julia von den Geschehnissen des zweiten Februar zu erzählen. Nichts, an das sie sich erinnern konnte, ließ sie aus. Egal wie schwer verdaulich die Wahrheit auch sein mochte, Marnie wusste, dass sie Julia schockieren musste, um sie wachzurütteln. Als sie ihren Bericht schließlich beendet hatte, blickte Julia sie voller Verachtung an. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und ihr Gesicht war kalkweiß vor Wut.
    “Warum bist du hergekommen?”, wollte sie wissen. “Was willst du von mir? Wenn du glaubst, du kannst dich über Alisons Erbe hermachen, hast du dich getäuscht. Eher würde ich einen Killer anheuern, als dass du einen Cent davon bekommst.”
    Julias Wut wirkte ansteckend. In Marnies Innerem brannte es wie ein Höllenfeuer. Am liebsten hätte sie diese Frau mit bloßen Händen erwürgt. Wie konnte sie es wagen, sie so zu beschimpfen und ihr solche Vorwürfe zu machen, nach allem, was geschehen war?
    Julia war aufgesprungen. Ihre Designertasche fiel auf den Boden, und sie warf die Puderdose aufs Bett. “Kapierst du nicht, was du getan hast?”, rief sie aufgebracht. “Du hast dich mit Andrew verschworen, um mich auf grausamste Art und Weise zu täuschen. Du gibst dich als Alison aus! Damit ich glaube, meine Tochter wäre noch am Leben! Du hast mir Hoffnungen gemacht.”
    Marnie schnürte es die Kehle zu. Sie hörte den Schmerz in Julias Stimme, konnte jedoch keinen Funken Mitleid für sie empfinden. Gefährlich leise erwiderte sie: “Ich
bin
deine Tochter. Verstehst du nicht, was
du mir
angetan hast?”
    Julias wütender Gesichtsausdruck wich einem entsetzten Blick. Sie ließ die Mundwinkel hängen und wandte sich ab.
    Marnie fragte sich, ob Julia jemals darüber nachgedacht hatte, wie es Marnie an diesem Februartag wohl ergangen war. Doch Julia schien völlig außerstande, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, ein Charakterzug, den sie ihrem Sohn vererbt hatte. Marnie empfand es als zutiefst unangenehm, mit diesen

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