Das Arrangement
die Sonne unterging.
Julia an ihrer Tür konnte nichts Gutes bedeuten.
Marnie öffnete ihr und bemerkte, dass sie so etwas wie ein Friedensangebot mitbrachte, ein Tablett mit Essen.
“Rebecca meint, du wärst heute nicht unten gewesen, um zu essen”, sagte Julia. “Wahrscheinlich bist du schon am Verhungern. Ich habe etwas für dich vorbereitet.”
Marnie warf einen skeptischen Blick auf die Krabben und den marinierten Spargelsalat. “Du hast das gemacht? Ich habe vorhin gesehen, wie Rebecca den Salat wusch.”
“Was soll das heißen? Ich kann auch einen Salat zubereiten.”
“Ich habe keinen Hunger”, sagte Marnie, aber ihr knurrender Magen verriet sie.
“Natürlich willst du was essen”, widersprach Julia. “Lass mich rein. Ich muss mit dir über unser Gespräch von vorhin reden. Vielleicht habe ich eine Lösung, die für uns beide vorteilhaft ist.”
Misstrauisch trat Marnie zur Seite und ließ sie herein. Julia stellte das Tablett auf den Tisch neben dem Kamin.
“Bedien dich”, sagte sie. “Bitte. Ich möchte gern, dass du was isst. Währenddessen kann ich dir meinen Vorschlag unterbreiten.”
Marnie war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass Julia ihr irgendeinen Lösungsvorschlag machte, aber ihr knurrender Magen zwang sie in die Knie. Sie ließ sich aufs Sofa sinken und machte sich hungrig über die Speisen auf dem Tablett her. Die Krabben waren köstlich, aromatisch und saftig, der Spargel knackig, und die Soße schmeckte leicht nach Zitrone. “Das ist sehr lecker.”
“Ich werde es Rebecca sagen”, erklärte Julia mit einem Schulterzucken. “Sie hat es zubereitet.”
“Dachte ich mir.” Marnie beschäftigte sich eingehend mit ihrer Mahlzeit und genoss jeden Bissen. Die Möglichkeit, dass sie gerade vergiftet wurde, versuchte sie weitestgehend auszublenden.
Julia wanderte im Zimmer auf und ab, sah sich unauffällig ein bisschen um und ließ Marnie Zeit zum Essen.
Schließlich hielt Marnie es nicht länger aus. “Weshalb willst du mich denn nun sprechen?”
Julias Gesicht blieb ernst. Offensichtlich machte ihr die Situation zu schaffen. “Ich bin sicher, dass Alison nicht mehr lebt, und ich habe den Verdacht, dass Andrew es war. Das habe ich von Anfang an vermutet. Er hatte ein Motiv und die Möglichkeit. Ich habe darüber nachgedacht, und dabei ist mir ein Gedanke gekommen. Andrew hat mir eine Tochter genommen, aber er hat mir eine andere gegeben.”
Marnie legte ihre Gabel zur Seite. Wovon zum Teufel redete sie?
“Ich möchte dich zur Tochter haben. Ich will, dass du Alison bist. Du hast bereits dein ganzes Leben umgekrempelt, um in ihre Rolle zu schlüpfen. Warum solltest du nicht damit weitermachen. Es wäre wirklich ein wundervolles Leben – und eines, das du verdienst, nach allem, was du durchgemacht hast.”
“Weiterhin als Alison leben?”
“Und als meine Tochter.”
“Was ist mit Andrew? Welche Rolle spielt er dabei?”
“Diese Entscheidung musst du fällen. Um ehrlich zu sein, es wäre mir lieb, wenn du ihn verlassen würdest. Ich glaube, du bist bei ihm nicht sicher, nicht mal hier. Ein Mann, der seine vermisste Frau durch eine andere ersetzt, ist zu allem fähig. Aber das ist deine Sache. Ich werde dir da nicht reinreden.”
“Und was müsste ich machen?” Sie zögerte, dann wiederholte sie Julias Worte von vorhin. “Du bist hierhergekommen, also willst du doch irgendwas.”
“Ich möchte, dass du den Prozess durchziehst und dich von James Brainard verteidigen lässt. Es ist einfach unmöglich, dass er dich nicht freibekommt. Er ist der Meinung, dass sie die zweite Anklage fallen lassen. Es gibt keine richtigen Beweise. Und er ist sicher, dass er die erste abwehren kann.”
“Und wenn er gewinnt und ich frei bin?”
“Der Trustfond gehört dir. Mehr als fünfzig Millionen Dollar, alles deins, niemand wird es dir streitig machen. Ich bitte dich nur, niemandem deine wahre Identität preiszugeben, vor allem nicht Bret. Ich habe meine besonderen Gründe, dich darum zu bitten. Und natürlich möchte ich, dass wir weiterhin eine Beziehung pflegen. Es gibt so viel, was ich dir zu geben habe, was ich dir beibringen kann. Und ich sehe das als meine Chance, wiedergutzumachen, was ich …”
Marnie musste nicht lange darüber nachdenken. Andrew hatte sie ohnehin verloren, und bereits bevor sie nach Mirage Bay gekommen war, war ihr klar gewesen, dass Geld ihr Leben nur komplizierter machen würde. Zumindest dafür waren die Fairmonts das beste
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