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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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den sie gestern mit ihr gehabt hatte. Das Einzige, was Julia verschwieg, war ihre unüberlegte Handlung vor vielen Jahren und dessen tragische Folgen. Davon sollte niemand etwas erfahren. Wenn es nach ihr ginge, würde sie dieses Wissen mit ins Grab nehmen.
    Als sie ihre Geschichte beendete, war Bret nicht mehr ganz so wütend wie anfangs.
    “Ich wusste, dass es nicht Alison ist”, sagte er leise.
    “Wie hast du das nur gemerkt? Sie ist deiner Schwester so ähnlich.”
    “Du warst ja für alles blind”, erwiderte er verbittert. “Du wolltest unbedingt glauben, dass Alison ihrem Wassergrab entstiegen ist, ihr beide euch nur zu herzen und küssen braucht, und alles vergeben und vergessen ist.”
    “Wahrscheinlich stimmt das”, räumte Julia ein. Sie war insgeheim froh, dass Bret dies für den einzigen Grund für die geglückte Täuschung hielt. Es überraschte sie immer wieder, wie naiv und leichtgläubig Männer manchmal sein konnten, wenn es um Frauen ging.
    “Das Schlimmste hast du noch nicht gehört, Bret. Ich werde deine Hilfe benötigen, um den Schaden zu begrenzen. Diese Marnie Hazelton ist verrückt. Sie stellt die ungeheuerlichsten Behauptungen auf, alles reine Lügen.”
    “Was für Behauptungen?”
    “Sie versucht mich zu erpressen, damit ich ihr helfe. Als sie mir gestand, wer sie wirklich ist, drohte sie außerdem, allen zu sagen, sie wäre meine außereheliche Tochter. Ist das nicht lächerlich?”
    Bret schüttelte die blonden Locken nach hinten, die ihm ständig in die Stirn hingen. “Warum sollte sie so etwas behaupten?”
    “Sie scheint das für die einzige Möglichkeit zu halten, ihre Unschuld zu beweisen. Natürlich kann sich Marnie Hazelton schlecht selbst umgebracht haben, aber sie behauptet steif und fest, dass sie ihre Identität nicht beweisen könne. Sie hat sich in diese unsinnige Idee verrannt, dass von ihr keinerlei Dokumente existieren, keine Geburtsurkunde, nichts. Natürlich will sie von mir finanziell unterstützt werden, aber ich werde mich nicht erpressen lassen.”
    Als Julia Brets verdutzten Gesichtsausdruck sah, war sie sich nicht ganz sicher, ob es ihr gelungen war, ihren Sohn zu überzeugen. “Bret, bitte bleib hier. Ich habe keine Ahnung, ob deine Schwester noch lebt, und ich kann es nicht ertragen, beide Kinder gleichzeitig zu verlieren.”
    Immer noch schweigend blickte er zu Boden.
    “Bret?”
    Julia erschrak, als er vom Tresen rutschte und auf sie zukam. Er zog sie völlig überraschend in die Arme und hielt sie einen Moment ganz fest. Tränen stiegen ihr in die Augen und drohten, ihr die Wangen hinunterzurollen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann er so etwas zuletzt getan hatte – sie einfach umarmt und gedrückt hatte –, und aus irgendeinem Grund wollte sie, dass es ihr wieder einfiel.
    “Ich werde mit dem Redakteur reden und sehen, ob ich noch ein bisschen Aufschub bekomme”, sagte er, während er sie immer noch fest in den Armen hielt. “Ich werde ihm erklären, dass es Probleme in der Familie gibt. Wenn er die Nachrichten verfolgt, wird er sich schon denken können, worum es geht.”
    Julia erschauerte. “Ich versuche, nicht an diesen ganzen Medienrummel zu denken.” Sie drückte ihren Sohn fest, bedankte sich überschwänglich bei ihm und hoffte, dass dieser Albtraum nicht seinen Job gefährdete.
    In Wahrheit war sich Julia gar nicht so sicher, ob Bret ihr helfen konnte. Konnte das überhaupt irgendjemand? Aber sie würde bis zum bitteren Ende kämpfen. Abstreiten, abstreiten, abstreiten – hieß ihre Devise. Egal, was man ihr anzuhängen versuchte. Sie war sich sicher, dass die Medien ihr die Schuld an allem geben würden, angefangen bei dem Mord an Butch bis hin zum Verschwinden ihrer eigenen Tochter. Sie würde alles abstreiten. Sie würde sich schwarz kleiden und sich so würdevoll verhalten, wie es einer trauernden Mutter anstand. Denn genau das war sie ja auch. Sie würde sich so verhalten, wie auch Eleanor sich in einer solchen Situation verhalten hätte. Sie hatte gar keine andere Wahl. Es gab nichts mehr, hinter dem sie sich verstecken konnte, nur noch die Familienbande, auch wenn die lediglich eine Illusion waren. Sie war nur eine angeheiratete Fairmont. In ihr floss das Blut einer Driscoll, und sie würde auch untergehen wie eine Driscoll.
    Sie stellte sich vor, wie Eleanor aufrecht in ihrem Grab saß und heulte. Julia wusste nur nicht, ob vor Wut oder Trauer. Erstaunlicherweise stellte sie fest, dass es ihr eigentlich auch egal

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