Das Arrangement
Schnitt und wusste sofort, dass die phänomenale Diamantbrosche und ihre Tropfenohrringe damit hervorragend zur Geltung kommen würden.
Sie sollte sich auf diesen Abend freuen, doch alles, was sie fühlte, waren böse Vorahnungen. Sie wusste, dass es ein Wunschtraum war, wenn sie bedachte, was Alison durchgemacht hatte, doch trotzdem stellte Julia sich ihre Tochter genauso vor, wie sie ausgesehen hatte, als sie gegangen war. Geschmeidig, sorgenfrei und leuchtend wie ein Sommermorgen. Alison war mehr als nur eine Schönheit. Sie besaß Magie. Und wenn Julia sie in eine Zeitkapsel hätten stecken können, damit sie für immer und ewig die goldene Debütantin bliebe, dann hätte sie dies getan.
Das war die Fantasie einer Mutter und wahrscheinlich auch sehr selbstsüchtig, aber sie wollte lediglich ihre Tochter beschützen – vor solchen Raubtieren wie Andrew Villard. Nur weil Alison noch lebte, hieß das nicht, dass er nicht versucht hatte, sie umzubringen. Julias Verdacht war so drängend, dass sie sogar einen Privatdetektiv angeheuert hatte, um ihn auszuspionieren – und dabei einige beunruhigende Dinge hatte erfahren müssen.
Sie hatte nie verstanden, wie eine Frau mit Alisons Vorzügen sich an einen Typ wie Villard vergeuden konnte. Sie hatte diesen verrückten Traum gehabt, dass sie ein Popidol werden würde, doch Villard hatte nie beabsichtigt, ihr dabei zu helfen. Julia wusste wahrscheinlich mehr über ihn, als Alison jemals erfahren würde.
Während Julia sich ankleidete, musste sie ständig daran denken, was wohl ihre eigene Mutter von dieser merkwürdigen Wiedersehensparty gehalten hätte. Es war ein schwerer Herzanfall gewesen, der Eleanor niedergestreckt hatte, doch sie war noch lange genug am Leben gewesen, um mitzubekommen, wie ihre Enkelin sich öffentlich gegen die Wünsche ihrer Mutter stellte und mit einem Schaubudenunternehmer wegrannte.
Ja, Eleanor hatte das alles gesehen – und es auf Julias unzureichende Erziehungsmaßnahmen zurückgeführt. Sie hatte ihrer Enkelin damit gedroht, sich auf die Moralklausel zu berufen, die mit dem Treuhandfonds von über fünfzig Millionen Dollar verbunden war, der zu Alisons achtundzwanzigstem Geburtstag auf sie überschrieben werden sollte. Doch Eleanor hatte sich deshalb nie an ihren Vermögensverwalter gewandt, und das Geld wäre trotz allem an Alison gegangen, hätte diese nicht darauf verzichtet.
Julia hatte nicht so viel Glück gehabt. Eleanor hatte ihr diese Moralklausel ebenfalls auferlegt, vor zwanzig Jahren, und es so unmöglich gemacht, dass sie auch nur einen Penny von dem Fond erhielt, der zu
ihrem
achtundzwanzigsten Geburtstag an
sie
hätte gehen sollen. Und nun war das Geld in einem Treuhandvermögen angelegt, verwaltet von den Anwälten.
“Du warst in vieler Hinsicht eine herzlose Hexe, Mutter”, schimpfte Julia. “Und ich werde genauso wie du. Das muss dich doch sehr stolz machen.”
Glücklicherweise hatte Julia das Geld nie benötigt. Ihr Ehemann Grant Fairmont hatte in der Schiffsindustrie ein Vermögen gemacht und bei seinem Tod alles ihr hinterlassen. Trotzdem gefiel es Julia nicht, das Familienvermögen in den Händen von Anwälten zu wissen, die sich daraus satte Gehälter fürs Nichtstun zahlten. Das war nicht richtig. Das war nicht mal amerikanisch, und Julia hatte bereits Schritte unternommen, um den Fehler ihrer Mutter zu korrigieren.
Wahrscheinlich saß Eleanor senkrecht in ihrem Grab und heulte auf.
Julia schnaufte und hielt sich die Hand ans Ohr. “Lauter, Mom, ich kann dich nicht verstehen!”
4. KAPITEL
“W as hast du denn mit deinen Haaren gemacht?”
Das waren die ersten Worte, die Julia Fairmont von sich gab, während sie ihre Tochter anstarrte, nachdem sie die Tür von Sea Clouds aufgerissen hatte.
Alison griff nach Andrews Hand, spürte, wie er die ihrige drückte, und war froh, dass er ihr zur Seite stand. Diese Frau jagte ihr Angst ein, so war es schon immer gewesen. Offensichtlich gab es keine Begrüßung oder einen Willkommensgruß in ihrem Zuhause, keine Umarmungen. Das wäre Alison zwar ohnehin unangenehm gewesen, aber trotzdem war es sehr merkwürdig.
“Sie haben mir den Kopf rasiert”, erklärte sie ihrer Mutter. “Es ist so dunkel ausgewachsen, also habe ich es gelassen.”
Julia schien es immer noch nicht glauben zu wollen. “Aber du warst immer blond.”
Alison fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Locken. “Nicht immer. Ich habe vor einigen Jahren angefangen, es zu
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