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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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wie möglich das Zimmer verlassen. Sie stürmte auf die Flügeltüren der Terrasse zu, hoffte, die frische Luft würde sie etwas abkühlen und sie ein wenig beruhigen.
    Einen Moment später, während sie sich über die Brüstung des Balkons beugte und tief durchatmete, wurden ihr einige fürchterliche Wahrheiten bewusst. Kein Wunder, dass sie Albträume hatte. Hier hatte alles angefangen. Hier, in Mirage Bay, vor sechs Monaten und wie vielen Tagen? Sie wusste es nicht mehr. Irgendwie war ihr alles entfallen, doch hier war der Ort, wo ihr miserables Dasein eine fatale Wendung genommen hatte.
    Sie konnte hier nicht bleiben, nicht in diesem Haus oder dieser Stadt, und dafür gab es einen ganz einfachen Grund. Sie war nicht Alison Fairmont – und war es nie gewesen.
    Sie war Marnie Hazelton.

8. KAPITEL
    E s war Marnie Hazelton, die Andrew blutüberströmt und schwer verletzt auf den Klippen gefunden hatte. Ihr Armband hatte ihn zunächst glauben lassen, bei der Halbtoten auf den Klippen handele es sich um seine Frau. Dass Alison das Schmuckstück verloren hatte, als sie es beim Juwelier anpassen lassen wollte, und dass Marnie, die Alison in aller Unschuld wie ein Fan seinem Idol gefolgt war, es gefunden hatte, wusste er natürlich nicht.
    Andrew hatte von all dem zunächst nichts geahnt, doch er wusste genau, dass Alison kein rotes Geburtsmal am Hals oder irgendwo sonst besaß. Als die Ärztin das Muttermal erwähnte, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen. In diesem Augenblick war ihm klar geworden, dass die falsche Frau auf dem Operationstisch lag, doch er hatte nichts zu den Ärzten gesagt. Es war zu spät gewesen, das jedenfalls hatte er behauptet. Die wichtigsten Eingriffe waren bereits vorgenommen worden.
    Die Meeresbrise heute war kühl, und Marnie versuchte sich warm zu halten, indem sie langsam von einem Fuß auf den anderen trat. Diese gleichmäßige Bewegung beruhigte sie. Das hatte sie seit ihrer frühen Kindheit getan, und Gramma Jo war ganz fest davon überzeugt gewesen, das käme daher, weil sie ein Geschenk aus dem Ozean wäre. Gramma hatte geschworen, sie als Baby in einem Weidenkorb auf dem Wasser des Meeres schaukelnd gefunden zu haben. Mit mysteriösem Tonfall in der Stimme hatte sie gerne verkündet, die See könne Marnie womöglich eines Tages zurückrufen.
    Marnie hatte das alles nie geglaubt. Gramma Jo liebte es, Geschichten zu erzählen. Doch diese wiegende Bewegung machte sie immer wieder instinktiv, und das Meer hatte sie von jeher angezogen, vor allem in Momenten, in denen ihr alles im Leben so hoffnungslos erschien. Sie hatte sich stundenlang oben auf die Felsen gestellt, wo sie den Ozean überblicken konnte, und beobachtet, wie unter ihr die Wellen gegen die Küste krachten, diesen ewigen Rhythmus verfolgt und sich dabei hin und her gewiegt.
    Vielleicht war sie tatsächlich an dem Abend von Butchs Tod die Klippen hinuntergesprungen. Vielleicht hatte das Meer sie damals zurückgerufen. Sie konnte sich nicht erinnern.
    Als sie im Aufwachraum wieder zu Bewusstsein kam, erzählte sie Andrew, sie hätte jemanden getötet und wollte nicht mehr weiterleben. Andrew wusste sofort, dass die Frau, die vor ihm lag, Marnie Hazelton sein musste. Die Ereignisse um den Mord an Butch und Marnies Verschwinden waren inzwischen weithin bekannt. Doch Andrews Reaktion hatte sie verwirrt. Er behauptete nicht nur, dass sie sich an den Vorfall sicher nicht genau erinnern könne, sondern auch, dass
sie
in diesem Fall das Opfer sei und Butch der Täter.
    “Dieser Mistkerl hat wirklich seine gerechte Strafe bekommen”, schimpfte Andrew. “Ich hätte ihn selbst umgebracht, wenn ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte.”
    Sie wussten beide, worauf er sich bezog. Nicht zum ersten Mal in ihrem Leben war ihr Andrew Villard zu Hilfe gekommen. Damals, als sie noch ein naives Kind war und von Butch und seinen Kumpanen in einer Seitengasse in die Enge getrieben wurde, hatte er sich eingemischt. Sie hatten bereits ihre Bluse zerrissen und stachelten sich gegenseitig auf. Wenn Andrew nicht gewesen wäre, hätten sie sie bestimmt vergewaltigt.
    Schon damals war Butch ein stämmiger Typ gewesen, ein Ringkämpfer aus dem Collegeteam und ganz offensichtlich der Rädelsführer. Die meisten Leute fühlten sich von seiner Statur allein eingeschüchtert, doch Andrew hatte im College Boxkurse belegt. Der arme Butch war in der einen Minute am Schwanken und saß in der nächsten bereits auf seinem Hinterteil. Seine Freunde

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