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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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ihrem Bettrand hatte er ihr erklärt, dass Marnie Hazelton sich in aller Öffentlichkeit verstecken könnte, wenn sie nur Alisons Identität annahm. Er hatte versprochen, ihr dabei zu helfen. Er wollte mit ihr üben, ihr alles berichten, was er von seiner Frau und ihrer Vergangenheit wusste. Marnie hatte nicht geglaubt, dass es funktionieren würde, doch von der Statur her waren sie und Alison sich verblüffend ähnlich, und Andrew hatte sie davon überzeugt, dass sie alle Veränderungen an ihrem Äußeren und an der Stimme als Folge der Operationen erklären könnte. Und wenn man ihr Fragen stellte, die sie nicht beantworten konnte, dann sollte sie ihre Krankheit als Entschuldigung anbringen: Transiente Amnesie, verursacht durch ein Hirntrauma.
    Andrew hatte ihr nur eine verbindliche Bedingung gestellt: Marnie Hazelton musste sterben, um Alison zu erlauben, weiterzuleben. Sie musste immer Alison bleiben, auch wenn sie unter sich waren. Selbst wenn sie allein war. Sie musste sich bis ins tiefste Innere verwandeln. Ansonsten würde sich niemand täuschen lassen, und ihr Plan würde scheitern.
    Es hätte einwandfrei funktionieren können. Marnie war sehr motiviert, und mit Andrews Hilfe wurde sie eine verblüffende Kopie von Alison. Sie hatte sich vollkommen verändert, innerlich wie äußerlich, hatte sich sogar dieses wachsame Mona-Lisa-Lächeln angeeignet, das Alison für die Außenwelt zu einer mysteriösen Persönlichkeit machte. Doch dann begannen die Träume und die Erinnerungsfetzen aufzutauchen. Die Vergangenheit holte sie immer mehr ein, und auch wenn sie von vornherein verabredet hatten, nicht intim miteinander zu werden, hätte sie sich nie vorstellen können, wie leer das Leben an Andrews Seite sein würde. Es kam ihr eher vor wie eine lebenslängliche Freiheitsstrafe als ein wahr gewordener Traum.
    “Das Armband war vielleicht Alisons Glücksbringer”, sagte sie, “aber nicht meiner.”
    “Es hat dir das Leben gerettet.”
    “Und freust du dich nicht schrecklich darüber?”
    Die Anhänger des Armbands rutschten durch Marnies Finger, sie glitzerten wie Sonnenstrahlen, selbst in der Nacht. Es war eine achtzehnkarätige Goldkette, und jeder Anhänger bestand aus einem Musiksymbol. Der einzige jedoch, der Marnie etwas bedeutete, war der wertlose Kupferring, den sie selbst an die goldenen Kettenglieder gehängt hatte.
    Diesen Ring besaß sie schon seit ihrer Kindheit. In jenen Tagen war LaDonna Jeffries ihre beste Freundin gewesen, und sie hatten oft auf der verlassenen Bahnstation nicht weit von Gramma Jos Haus gespielt. Ein beliebter Zeitvertreib war es damals für sie, Pennys auf die Schiene zu legen und sie von den Güterzügen platt fahren zu lassen. Wenn der Penny genau richtig platziert war, wurde die Mitte beim Überfahren exakt herausgeschlagen, ohne dass der Außenring zerstört wurde. Das Ergebnis war ein vollkommener Kupferring, wie er jetzt an ihrem Armband baumelte.
    Marnie hatte an diesem Tag ihren Ring mit nach Hause genommen, und Gramma Jo hatte ihr geraten, ihn niemals wegzuwerfen. Pennyringe brächten denjenigen, die sie bei sich trugen, nicht nur Glück, sagte sie, sondern sie bewahrten sie auch vor bösen Geistern. Gramma hatte ihr eine Kette geschenkt, damit sie den Ring am Hals tragen konnte, und Marnie hatte sie nie abgenommen, nicht mal beim Baden, bis die Kette irgendwann zerriss.
    Sie hatte von Gramma Jo gelernt, wie man Schmuck herstellte. Josephine Hazelton hatte alles Mögliche getan, um Geld heranzuschaffen, unter anderem auch Glasschmuck entworfen, den sie auf dem Flohmarkt in der Stadt verkaufte. Marnie hatte im Laufe der Jahre so viel von ihrer Ersatzgroßmutter gelernt. Das Schmerzlichste an ihrer Abmachung mit Andrew war, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihr pflegen durfte. Marnie wollte sich gar nicht vorstellen, was Gramma Jo durchgemacht hatte, nachdem ihre Enkelin verschwunden war.
    Schließlich hatte Marnie angefangen, jede Woche die Nummer ihrer Großmutter zu wählen, einfach nur, um ihre Stimme zu hören. Marnie hatte nie etwas gesagt, außer dass sie sich verwählt habe, doch zumindest hatte sie sich so versichern können, dass es Josephine Hazelton gut ging.
    “Wenn du das Armband so sehr hasst”, sagte Andrew, “warum hast du es dann Alison nicht zurückgegeben?”
    Marnie fühlte sich nicht geneigt zuzugeben, dass dieses Armband in jener Zeit etwas gewesen war, das für sie Träume repräsentierte, die sich nicht in Worte fassen ließen und die sie sich

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