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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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waren in alle Richtungen geflohen wie Ratten, die man an der Mülltonne überraschte.
    Andrew hatte nach diesem Vorfall versucht, mit Marnie zu reden, doch sie war so durcheinander gewesen und hatte sich zu sehr geschämt. Warum legte sich ein Mann wie Villard ihretwegen mit einem Haufen Schlägern an? Sie hätte nicht erwartet, dass er sie auch nur eines Blickes würdigte, vor allem wenn man sie mit einer solchen Schönheit wie Alison verglich, die sechs Jahre älter war als Marnie. Von ihm und Alison waren alle beeindruckt. Die ganze Stadt beobachtete die beiden hingerissen aus der Ferne.
    “Kannst du nicht schlafen?”
    Marnie erstarrte. Andrew stand hinter ihr auf dem Balkon. Sie rieb sich die Arme, die eine Gänsehaut bedeckte. Wie lange stand sie schon hier draußen?
    “Ich hatte einen schlimmen Traum”, sagte sie, und plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr es schmerzte. Sie wollte das nicht. Es war idiotisch. Sie ärgerte sich, dass sie sich vielleicht im tiefsten Innern eine Beziehung zu diesem Mann wünschte, dem sie immerhin so wichtig war, dass er sich für ihre Albträume interessierte.
    Unmöglich. Andrew wusste bereits von diesem Traum. Er wusste beinahe alles, kannte ihre dunkelsten Geheimnisse.
    “Es ist kalt hier draußen”, sagte er. “Soll ich dir deinen Morgenrock holen?”
    “Nein, es geht schon.”
    “Es geht nicht. Du zitterst vor Kälte.”
    Sie seufzte. “Andrew, ich kann nicht hierbleiben. Du musst unbedingt herausfinden, was mit meiner Großmutter passiert ist. Ich möchte ganz sicher sein, dass es ihr gut geht. Und dann … reise ich ab.”
    “Alison, wir sind nicht aus einer Laune heraus hierhergekommen.”
    “Ich bin nicht Alison, hör auf, mich so zu nennen!” Sie wirbelte zu ihm herum und blickte ihm heftig atmend in die Augen. “Ich hasse sie – und du auch.”
    Er kniff die Augen zusammen, und Marnie wünschte, sie könnte die Bemerkung zurückholen. Nicht etwa, weil es nicht stimmte. Ganz offensichtlich waren seine Gefühle für Alison negativ, doch Marnie hatte nicht von Alison gesprochen.
    “Vielleicht habe ich einen Grund dafür”, sagte er.
    “Einen Grund, sie zu hassen? Nun, vielleicht habe ich einen Grund, von hier verschwinden zu wollen.” Die Kälte wurde langsam unerträglich, und sie schlang sich die Arme um den Oberkörper. “Ich habe ihn umgebracht. Es war alles in meinem Traum, jedes schreckliche Detail. Butch wurde abgeschlachtet, und
ich
habe es getan.”
    “Das glaube ich nicht. Du hast dich vielleicht verteidigt, aber du hast nicht siebzehn Mal auf ihn eingestochen. Dazu bist du gar nicht fähig, und deshalb kannst du nicht abreisen.”
    Sie starrte ihn herausfordernd an.
    “Du musst hierbleiben und es beweisen,
Alison”
, sagte er leise und betonte dabei ihren Namen. “Du weißt, warum wir hier sind. Wir haben eine Abmachung getroffen, du und ich.”
    Marnie gefiel diese Abmachung überhaupt nicht. Sie überlegte, wie sie ihm das klarmachen sollte, als ihr auffiel, was er in der Hand hielt.
    “Warum trägst du es nicht?” Er hielt ihr das Armband hin.
    “Weil es mir nicht gehört.” Sie konnte kaum noch verbergen, wie elend sie sich fühlte. “Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie schwierig das alles für mich ist?”
    Vor sechs Monaten hatte ihr das Armband das Leben gerettet. Jetzt war es zu einem Symbol für die Falle geworden, in die sie geraten war, und für ihre Schuld.
    “Trag es”, drängte er.
    Sie starrte ihn an und verspürte den sehnlichen Wunsch, ihm zu widersprechen. Er lehnte es ab, sie als jemand anderen als Alison anzusehen. Er würde ihren richtigen Namen gar nicht über die Lippen bekommen. Marnie Hazelton existierte für ihn nicht, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie schwer das für sie zu ertragen war. Es interessierte ihn auch nicht. Sie hatten eine Abmachung getroffen, und er erwartete, dass sie sie einhielt.
    Warum fiel ihr das so schwer? Warum zum Teufel konnte sie es nicht einfach tun? Die Alternative war für sie sicher das Gefängnis. Lebenslänglich. Todesstrafe. Das alles lauerte in Marnie Hazeltons Zukunft.
    Ihr schnürte sich die Kehle zu, als sie ihm das Armband abnahm. War sie wütend auf ihn, weil er sie in diese missliche Lage gebracht hatte, oder auf sich selbst? Er hatte diese Idee gehabt, doch sie hatte zugestimmt. Er hatte sie nicht dazu gezwungen, hatte sie in keiner Weise erpresst.
    Er hatte sie besucht, als sie noch im Krankenhaus lag und sich von den Operationen erholte. An

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