Das Arrangement
glauben? Doch genau das würde Andrew behaupten. Sie hatte ihn bisher nur einmal danach gefragt, und er hatte sie davor gewarnt, das Thema noch einmal anzusprechen. Für ihn hatte es sich eindeutig so angehört, als würde sie ihn beschuldigen. Doch sie hatte die Zeitungsausschnitte über Regines Unfall gelesen, die in seinem Büro versteckt waren – und Julia hatte ihr den Rest erzählt.
Du weißt doch, dass jede Frau, die ihn je geliebt hat, Opfer eines fürchterlichen Unfalls wurde, oder?
Andrew schlich durch die dunklen Korridore des zweiten Stockwerks. Er erwartete nicht, hier oben jemanden vorzufinden, aber es bestand immerhin die Möglichkeit, dass sich einer der Partygäste hier oben verirrt hatte. Sicher hatte man unten im Saal nichts gehört. Die Band hatte gespielt, als der Tontopf heruntergestürzt war, aber jetzt herrschte gerade etwas Ruhe. Wahrscheinlich machten sie eine Pause, und die Leute wanderten auf solchen Veranstaltungen gern herum, suchten nach der Toilette – oder einem verlassenen Zimmer, in dem sie Sex haben konnten.
Es bestand außerdem die Möglichkeit, dass ihr Verschwinden jemandem aufgefallen war, zum Beispiel Julia. Es gab jede Menge Gründe, vorsichtig zu sein. Bis zum heutigen Abend hatte er nie den zweiten Stock der Villa betreten und wusste daher nicht, wohin die vielen Türen führten. Als sie im letzten Februar nach Mirage Bay kamen, waren Alison und er in Sea Cloud nicht willkommen gewesen. Stattdessen hatten sie ein Ferienhaus angemietet und viel Zeit auf der Jacht verbracht. Alison war zwar bemüht gewesen, den Kontakt zu ihrer Mutter wiederherzustellen, doch die hatte nicht einmal auf ihre Telefonanrufe reagiert.
Als er frisch mit Alison zusammen war, hatte diese ihn ab und zu mit nach Hause genommen, sodass er das Haus einigermaßen kennengelernt hatte. Doch zu dieser Zeit war der zweite Stock noch nicht fertig gewesen. Inzwischen war er ebenso geschmackvoll eingerichtet wie der Rest der Villa, doch weitgehend ungenutzt. Er hatte auf seinem Weg durch die Flure bereits zwei Gästezimmer und einen Fitnessraum entdeckt, aber das nächste Zimmer, das er vorfand, beschloss er sich näher anzusehen.
Die Wände und die hohe Decke des klassisch gestalteten Billardraums waren mit poliertem Mahagoniholz getäfelt. Tiffanylampen und Ventilatoren aus Holz bestimmten das Bild, doch das Wichtigste war: Eine Tür führte auf eben jene Terrasse, auf der Marnie den Attentäter an der Brüstung gesehen hatte.
Draußen ging Andrew langsam und im Zickzack auf das Geländer zu, während er den Boden mit der Taschenlampe beleuchtete. Er konnte die Terrasse nicht so untersuchen, wie er gern wollte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, aber wenigstens gab es hier kein Wachpersonal, um das er sich Sorgen machen musste. Er hatte Julia davon überzeugt, dass es nicht notwendig sei, für heute Nacht Wachen anzustellen, die Band hatte ihre eigenen Bodyguards.
Aber im Moment machte die Gruppe eine Pause, und die Party schien langsam dem Ende zuzugehen.
Das schmale Licht der Stablampe fiel auf etwas Helles. Er bückte sich, um es eingehender zu untersuchen. Der unechte Amethyst sah aus wie ein Stein, der von einem Kleidungsstück abgefallen war, vielleicht auch von einer Sandalette. Es war auf jeden Fall etwas, das eine Frau tragen würde.
Er hob ihn auf und steckte ihn in die Tasche, froh, dass er diesen Beweis entdeckt hatte, bevor er jemand anderem auffiel. Er würde niemandem von seinem Beweisstück erzählen, nicht mal Marnie. Und wenn er hier fertig war, würde er zur Terrasse im Erdgeschoss gehen und die Überreste des zerbrochenen Kübels wegräumen.
Er wollte Julia keinen Grund geben, die Polizei zu rufen oder Sicherheitspersonal für das Haus und das Grundstück anzuheuern. Er hatte seine eigenen Pläne, und Wachpersonal würde ihm dabei nur in die Quere kommen.
15. KAPITEL
“U m Himmels willen, Rebecca!”, rief Julia. “Wie viele Kalorien haben denn diese Apfelcroissants?”
“Kalorien? Ich weiß nicht genau. Die sind ohne Zucker.”
Rebecca ließ von dem frischen Obst ab, das sie gerade auf einer Platte dekorativ anordnete, und griff nach der Packung mit den Croissants, um nachzulesen, was die Nährwerttabelle sagte. Aber Julia wollte sich selbst überzeugen. Sie stellte ihren Kaffeebecher auf die Anrichte, wo Rebecca das Frühstücksbuffet angerichtet hatte, und riss ihr die Tüte aus der Hand.
“Ohne Zucker?” Energisch zog Julia ihre Lesebrille von ihrem Pagenschnittpony
Weitere Kostenlose Bücher