Das Arrangement
klopfen. Warum tat er jetzt so, als wäre das keine große Sache? “Warum sollte mir jemand Angst einjagen wollen?”
“Um zu sehen, ob du den Schwanz einziehst und wegläufst. Du hast nicht besonders viele Fans hier, nicht mal unter deinen engsten Familienmitgliedern.”
“Bret war es nicht, falls du das andeuten willst. Ich habe eine Frau gesehen.”
“Kannst du sie beschreiben?”
“Nein, aber ich bin sicher, dass es eine Frau war.” Dummerweise konnte Marnie ihm nicht erklären, warum sie sich so sicher war. Das wusste sie selbst nicht. Es war eine dieser aufblitzenden Erkenntnisse, die einem Magenschmerzen verursachten, weil man sie nicht beschreiben konnte.
Sie betrachtete das Taschentuch, das voller Blut war. “Warum bist du nicht nach oben gegangen und hast nach ihr gesucht?”
Er zog ein weiteres Tuch aus der Schachtel und reichte es ihr. “Weil wer auch immer dafür verantwortlich ist, längst verschwunden ist. Und zwar schon bevor wir hier in diesem Zimmer gelandet sind.”
Wenn er versuchte, sie zu beruhigen, dann hatte er kläglich versagt. Sie vermutete immer noch, dass er diesen Vorfall herunterspielte, weil er irgendwie daran beteiligt war, aber bei dem Gedanken an diese Möglichkeit wurde ihr übel. Aber was versprach er sich davon, sie zu töten oder auch nur zu verängstigen. Es ergab einfach keinen Sinn.
Sie musste aufhören, irgendwelchen Hirngespinsten nachzujagen, und endlich beginnen, ihre Lage vernünftig zu überdenken. Und vor allem musste sie sich beruhigen, statt sich weiter selbst in Panik zu versetzen. Wahrscheinlich war das eine Überreaktion, weil sie sich so abhängig von ihm fühlte. Abhängigkeit war so beängstigend, wenn man unter Menschen aufgewachsen war, die einem wehtun wollen, und sie hatte sich Andrew Villard auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
“Du hast wahrscheinlich recht”, erwiderte sie. “Aber es ist immer noch ein Tatort, und jemand sollte sich dort umsehen. Wenn du es nicht machst, gehe ich. Sie hat vielleicht Spuren hinterlassen, die ihre Identität verraten.”
“Ich werde gehen, aber ich wollte vorher sicher sein, dass mit dir auch alles in Ordnung ist. Kannst du den Schnitt allein verarzten?”
“Natürlich. Ich brauche nur ein Pflaster.”
“Gut. Ich sage Julia, dass du dich nicht wohl fühlst, und bitte sie, dich bei den Gästen zu entschuldigen. Ich würde Rebecca fragen, ob sie dir einen Tee hochbringen kann, aber dann müssten wir zu viel erklären.”
“Ist schon gut, ich brauche nichts”, betonte Marnie erneut.
“Okay, ich schließe die Tür ab, wenn ich gehe, und nehme den Schlüssel mit, sodass dich keiner stört, bis ich wieder da bin. Warum nimmst du nicht eine deiner Schlaftabletten?”
Sie nickte, obwohl sie nicht die Absicht hatte, eine Pille zu schlucken. “Das werde ich machen”, log sie.
“Ich weiß, du hast Angst, und ich will die Sache auch nicht herunterspielen. Aber du solltest dich nicht verrückt machen. Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem Mörder zu tun haben. Wirklich nicht.”
Sie nickte wieder und wünschte, er würde gehen. “Ja, ich auch nicht.” Sie kramte im Medizinschrank und suchte nach Verbandszeug.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, zögerte, dann drückte er sie kurz. “Bitte sieh mich nicht an wie einen Schuldigen”, sagte er seufzend. “Ich versuche, dir zu helfen.”
Er schien zu merken, dass er nicht zu ihr durchdrang – und vielleicht verstand er auch, dass es zumindest in diesem Moment aussichtslos war. Sobald sie hörte, wie er den Schlüssel im Schloss umdrehte, ging sie zur Badezimmertür, um sich zu vergewissern, dass er wirklich weg war. Und dann machte sie sich Luft, indem sie eine Reihe von Flüchen von sich gab.
“Mach zum Teufel noch mal, dass du hier wegkommst, Marnie, solange du noch kannst, verdammt noch mal!”
Sie strich sich das Haar zurück und betrachtete die Ohrringe, die er ihr gegeben hatte. Sie waren so wunderschön, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Sie wollte nicht in die Statistik eingehen und ein weiteres Opfer des Fluchs werden, der auf den Frauen in Villards Leben lag. Alison war von seiner Jacht verschwunden, seine Verlobte war im Pool ertrunken, und als er noch ein Kind war, hatte ein herunterkrachender Schnürboden seine Mutter, eine Opernsängerin, während der Proben auf der Bühne getötet. Wochenlang hatte sie im Koma gelegen, bevor sie gestorben war.
Waren das nicht zu viele Unfälle, um an einen Zufall zu
Weitere Kostenlose Bücher