Das Arrangement
zu leichtes Opfer gewesen.
Andrew kniete sich vor sie hin und untersuchte die Wunden an ihrer Stirn, die die Tonscherben hinterlassen hatten. “Du blutest stark”, sagte er.
“Mir geht es gut. Du musst nachsehen, wer das war.”
“Und dich hier allein lassen? Auf keinen Fall.” Der Partylärm hatte offenbar den Krach des aufprallenden Topfes übertönt. Niemand blickte über die Brüstung zu ihnen herunter.
Andrew nahm ihr vorsichtig seine Jacke von den Schultern und wischte damit behutsam das Blut aus dem Gesicht. Marnie ließ alles über sich ergehen. Sie konnte ohnehin nichts sehen – außerdem war sie wie gelähmt. Der Schock war ihr in alle Glieder gefahren, sie bebte innerlich.
“Ich bringe dich nach oben in dein Zimmer”, sagte er. “Und wenn ich mich davon überzeugt habe, dass du da sicher bist, gehe ich noch mal zurück, um herauszufinden, wer das war.”
“Es geht um Alison, nicht? Jemand versucht Alison umzubringen.”
“Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber ich werde es herausfinden. In der Zwischenzeit lass uns kein Wort darüber verlieren, bevor ich nicht die Gelegenheit hatte, mich umzusehen.”
Marnie war es nur recht, nicht darüber zu reden. Ein Anschlag auf ihr Leben auf ihrer eigenen nachträglichen Hochzeitsparty erschien ihr außerordentlich entwürdigend. Das Letzte, was sie wollte, war die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Außerdem wollte sie etwas Zeit für sich haben, um über alles gründlich nachzudenken – über Julia, Bret, Tony Bogart und diesen Vorfall. Nachdenken – etwas, das sie schon von Anfang an hätte tun sollen, anstatt ihre Tage zu verschlafen und die Realität auszublenden, den Gedanken daran zu verdrängen, wie ihr Leben wohl aussehen würde, wenn sie plötzlich als Alison auf der Bildfläche erschien.
Alison, erinnerte sie sich. Dieser Anschlag hatte Alison gegolten, nicht Marnie. An diesem Punkt musste sie ihre Überlegungen beginnen.
Wenigstens wusste sie, dass es nicht Andrew gewesen sein konnte. Er hatte direkt hinter ihr gestanden, als es passierte. Obwohl, wenn sie das Ganze misstrauisch betrachtete – und warum sollte sie das in einer Situation wie dieser nicht tun? –, gab es auch die Möglichkeit, dass Andrew den Anschlag arrangiert hatte.
Schließlich war es seine Idee gewesen, die Party zu verlassen und hier herunterzukommen. Was, wenn er alles so geplant hatte, dass er rechtzeitig zur Stelle sein würde, um sie zu retten und somit erneut als Held dazustehen? Wie oft verdankte sie ihm nun ihr Leben? War es schon dreimal, dass er sie gerettet hatte?
Wieder griff sie nach dem Kupferring und fragte sich, wann sie sich überhaupt jemals sicher fühlen würde. “Ich gehe in mein Zimmer zurück, sagte sie, “aber ich will eine Waffe haben.”
Marnie blickte in den Badezimmerspiegel und betupfte ihre Schläfe vorsichtig mit einem warmen Seifenlappen. Der Schnitt an ihrem Haaransatz war die einzige ernsthafte Verletzung, die sie davongetragen hatte. Zum Glück ging er nicht so tief, dass er genäht werden musste. Es würde jedoch eine Weile dauern, bis er zuheilte. So lange konnte sie ihn mit ihrem Haar verdecken. Sie war froh, dass Andrews Smokingjacke sie vor weiteren fliegenden Tonscherben geschützt hatte.
Andrew beobachtete sie im Spiegel und zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie die Wunde säuberte.
“Sei vorsichtig”, sagte er, “sonst bleibt eine Narbe. Soll ich dir helfen?”
“Ja, besorg mir eine Pistole.”
Er verzog das Gesicht. “Keine Waffen. Es wird immer jemand verletzt, wenn eine Pistole im Spiel ist.”
“Wenn riesige Tontöpfe von einem Balkon fliegen, auch. Du hast doch selbst gesagt, dass mir das Ding den Schädel hätte einschlagen können.”
Sie ließ den Waschlappen im Becken liegen und nahm sich ein Kosmetiktuch aus der Schachtel auf dem Regal. “Jemand hat versucht, mich umzubringen.”
“Nein, das glaube ich nicht.”
Sie hatte das Papiertuch kaum auf die noch feuchte Wunde getupft. “Was sagst du?”
“Dieser Jemand wollte dich nicht töten, sondern dir Angst einjagen.” Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie geduldig und nachsichtig an. “Es ist keine besonders wirksame Methode, um einen Feind zu beseitigen, wenn man ihm einen Blumentopf auf den Kopf wirft. Das wäre ziemlich nachlässig, und kein Mörder, der was auf sich hält, würde sich damit zufriedengeben.”
“Und du bist Experte, was Mörder betrifft, die was auf sich halten?” Marnies Herz begann zu
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