Das Arrangement
Tennisschuhen den Kiesweg hinunter, wahrscheinlich zu ihrem Wagen, den sie irgendwo geparkt haben musste, wo man ihn nicht sehen konnte.
Tony beschloss, keiner der beiden Frauen zu folgen, sondern stattdessen das Haus zu durchsuchen. Doch die Überraschungen waren noch nicht zu Ende. Kurz nachdem er den Schlüssel unter der Matte hervorgeholt hatte, unter der LaDonna ihn nach Verlassen des Cottages versteckt hatte, hörte er ein weiteres Auto vorfahren. Rasch verzog Tony sich durch die Hintertür, genau wie Bret vor ihm.
Aber er rannte nicht in den Wald, sondern stellte sich an die Außenwand neben der Tür, die er einen Spaltbreit offen ließ, und beobachtete den Verdächtigen Nummer vier.
Andrew Villard betrat das Haus durch die unverschlossene Vordertür und sah sich im Zimmer um. Offensichtlich wollte er sich zunächst vergewissern, dass er allein war.
Tony sah, wie er sich schnell durch das Wohnzimmer bis zur Küche vorarbeitete, Schubladen und Schränke untersuchte, die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter abhörte und die Notizen, die mit Magneten am Kühlschrank befestigt waren, überflog. Er benutzte ein Taschentuch, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, was äußerst interessant war. Aber falls er nach etwas Bestimmtem gesucht hatte, so schien er nicht fündig geworden zu sein.
Als er in das einzige Schlafzimmer des Hauses ging, schlüpfte Tony zurück ins Haus und schlich sich zur Tür, um ihn zu beobachten. Villard stand vor einem der Kleiderschränke und betrachtete ein paar Fotos von Josephine Hazelton mit ihrer Enkelin, der vermissten Marnie. Er nahm einen Schnappschuss, der am Spiegel klemmte, und steckte ihn in seine Tasche. Als Nächstes interessierte ihn eine Schmuckschatulle. Er beugte sich hinunter, betrachtete sie, besah sich schnell den Inhalt und steckte dann die Schachtel ebenfalls ein.
Es sah nicht so aus, als würde er die Frau bestehlen. Kein Mensch stahl ein belangloses Foto.
Was zum Teufel machte er da?
Er ging das restliche Schlafzimmer durch, durchsuchte die Schubladen des Kleiderschranks, die Truhen und den Wandschrank sorgfältig. Ein Schal mit orientalischem Muster in sanften Rosé- und Grüntönen lag auf dem Bett, als hätte ihn jemand dort achtlos liegen lassen. Er nahm ihn in die Hand, steckte ihn aber nicht ein.
Nachdem Villard das Haus verlassen hatte, ging er direkt zum Tatort. Er lief nach hinten zum Eichenwäldchen, umrundete das Tidebecken, an dem der Mord passiert war, und sah sich dabei gründlich um. Ein paar größere Steine bildeten einen wenige Meter langen, natürlichen Steg ins Wasser. Als er den letzten Stein erreicht hatte, kniete er sich hin und maß die Tiefe des Wassers mit einem Ast, den er vorher aufgehoben hatte.
Vielleicht versuchte er den Tathergang nachzuvollziehen. Tony wurde nicht ganz schlau daraus, aber als Villard auf das schimmernde Wasser starrte, wirkte er betroffen, sogar fast erschüttert.
In dem Moment wurde Tony bewusst, dass er selbst nichts von alldem an diesem Ort empfand. Sein Bruder war hier gestorben. Butch war regelrecht abgeschlachtet worden, trotzdem verspürte Tony nichts als Leere. Das war nicht richtig. Das war krankhaft. Er sollte zumindest Wut empfinden. Die Opfer von Gewalttaten verdienten zumindest diese Art von Mitgefühl, selbst dieses Arschloch von einem Bruder. Sie verdienten es, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, trotzdem war für Tony das Wichtigste, das Puzzle als Erster zusammenzusetzen, das Spiel zu gewinnen, den Preis einzuheimsen. Manchmal fragte er sich, warum.
Tony vergaß seine Seelenforschung, als Villard den Stock wegwarf und die Senke verließ. Kurz darauf, als der Verdächtige Nummer vier in seinen Wagen stieg, schlich sich Tony an den Bäumen vorbei zur Seitenstraße, wo er seine Corvette versteckt hatte, und wartete darauf, dass Andrew vorbeifuhr. Tony brauchte ihm nicht dicht zu folgen. Die aufgewirbelte Staubfahne würde ihm zeigen, wohin Andrew fuhr, auch wenn er auf dem Weg zur Hauptstraße war. Und sie schützte Tony davor, von Andrew gesehen zu werden.
Tony folgte Villard nach Mirage Bay, wo er vor einem Juweliergeschäft parkte und hineinging. Fünfzehn Minuten später kam er wieder heraus und ging gegenüber in das Büro eines Immobilienmaklers. Tony hatte eine Vermutung, was dieses Verhalten bedeuten könnte, doch er würde warten, bis Villard verschwunden war, bevor er seinen Verdacht bestätigte.
Von all den Besuchern in Josephine Hazeltons Haus heute Morgen war Villard
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