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Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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gebrochen?»
    «In aller Regel schon. Dennoch: nicht in jedem Fall.»
    «Gut.» Sie begann vor dem Tisch auf und ab zu gehen. «So lang, wie der Strick war, hätte er sich selbst beim größten Gezappel nicht einmal die Stirn stoßen können, geschweige denn den Hinterkopf. Die Hände und Füße vielleicht, aber seltsamerweise waren seine Fäuste unverletzt. Also war er bereits bewusstlos oder tot, als er am Strick hing. Und auch aus großer Höhe kann er nicht gesprungen sein, dann hätte er sich nämlich das Genick gebrochen oder sich selbst erdrosselt. Woher also die tiefe Wunde?»
    «Serafina!» Er hielt sie am Arm fest, um sie zum Stillstehen zu bringen. «Warum hängt Ihr Euch so in diese Sache hinein?»
    «Glaubt Ihr an die ewige Hölle?»
    «Nun, ich bin eher ein Mann der Wissenschaft.»
    «Dann seid Ihr gut dran. Die Eltern und Schwestern von Hannes jedenfalls sehen den Jungen auf immer zu Höllenqualen verdammt. Das allein rechtfertigt schon jede Bemühung, den Mord nachzuweisen. Selbst wenn der Mörder nie seine gerechte Strafe erfährt.»
    Sie schüttelte seine Hand ab und ging zur Tür. «Da ist noch etwas. Alle, die ich befragt habe, haben Hannes als fröhlichen, unbeschwerten Burschen in Erinnerung. Und von seinem Ministrantenfreund weiß ich nun, dass Diebolds Braut dem Jungen nachgestiegen ist, sehr zu Diebolds Ärger.»
    Achaz konnte sein Erstaunen nicht verbergen. «Das alles habt Ihr herausgefunden?»
    «Mehr noch: Diebold ist als jähzornig bekannt.»
    «Ihr wollt doch nicht allen Ernstes behaupten, dass Diebold …»
    «Ich weiß es nicht. Aber ich werde zumindest Augen und Ohren offen halten, das schwör ich Euch.»
    Kopfschüttelnd lehnte sich Achaz gegen die Tischkante. Er wirkte nachdenklich.
    «Was ist, Medicus? Habt Ihr jetzt auch Eure Zweifel?»
    «Ich – ich müsste mir den Leichnam nochmals ansehen. Aber jetzt ist er unter der Erde und …»
    «Lasst ihn wieder ausgraben. Ihr seid hier der Stadtarzt, Eure Stimme hat Gewicht bei den Ratsherren. Und ich möchte, dass Ihr mir Bescheid gebt, wenn es so weit ist.»
    «Wisst Ihr, was Ihr seid, Sera … Schwester Serafina? Ein furchtbarer Sturkopf seid Ihr! Aber sei’s drum – ich will sehen, was sich machen lässt.» Er trat auf sie zu. «Und jetzt tut mir den Gefallen und teilt ein Krüglein Wein mit mir.»
    «So seht Ihr aus, Adalbert Achaz. Ich bin schon viel zu lange in Eurem Haus. Eine Regelschwester sollte nicht mit einem Mann allein sein. Behüt Euch Gott.»
    Damit war sie auch schon zur Tür hinaus, durcheilte die Diele, riss die Haustür auf und fand sich auf der Straße wieder, wo sie erst einmal tief Luft holte. Sie hatte es hinter sich gebracht und war heilfroh drum, aus seinem Haus zu sein.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 10
    A m selben Tag beschloss Serafina, noch etwas anderes hinter sich zu bringen: Sie musste ihre Mitschwester zur Rede stellen. Nach der Abendandacht suchte sie Heiltrud in deren Schlafkammer auf.
    «Was fällt dir eigentlich ein, solche Ammenmärchen über mich zu erzählen?» Herausfordernd ließ sie sich auf Heiltruds Bett sinken, zum Zeichen, dass sie das Zimmer nicht so bald verlassen würde.
    «Was meinst du damit?»
    «Das weißt du ganz genau. Tratschst hier herum, ich wäre mit dem Achaz gut bekannt. Und davor schon dein ständiges Nachbohren, wo überall ich in der Schweiz gedient hätte, dein ständiger Argwohn mir gegenüber – was soll das alles? Geht’s dich etwa was an?»
    Hatte Heiltrud sie zunächst reichlich verdutzt angesehen, so wurde ihr Ausdruck jetzt bockig.
    «Und ob mich das was angeht. Ich will nämlich wissen, mit wem ich zusammenlebe. Wir alle wohnen schon seit Jahren hier auf engstem Raum. Bis auf Grethe, aber auch die kannte ich bereits vorher, weil sie nämlich eine Hiesige ist. Bloß du kommst von irgendwo hier hereingeschneit, keiner weiß was über dich, und wenn man dich nach früher fragt, weichst du aus. Dabei tust du grad so, als seist du eine von uns, machst dich mit jedem gut Freund und …»
    «Dann bin ich also keine von euch?», unterbrach Serafina ihren Redefluss. Sie war fassungslos über dieses geballte Misstrauen, das ihr entgegenschlug.
    «Noch lange nicht! Und was diesen Stadtarzt betrifft, brauchst du mir nichts weiter vormachen. Ich hab heut zufällig gesehen, wie du in seinem Haus verschwunden bist.»
    Jetzt blieb Serafina der Mund offen stehen. «Du schnüffelst mir nach? Geh doch gleich zur Meisterin und erzähl ihr das brühwarm. Aber

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